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Platner, Ernst Zacharias; Bunsen, Christian Karl Josias von; Roestell, Friedrich Wilhelm; Niebuhr, Barthold Georg; Hoffmann, Friedrich; Gerhard, Eduard; Sarti, Emiliano
Beschreibung der Stadt Rom (Band 3. Die sieben Hügel, der Pincio, das Marsfeld und Trastevere, Dritte Abtheilung): Das Marsfeld, die Tiberinsel, Trastevere und der Janiculus, oder der Beschreibung zehntes und elftes Buch — Stuttgart und Tübingen: in der J. G. Cotta'schen Buchhandlung, 1842

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https://doi.org/10.11588/diglit.71136#0189
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Palast Colonna.

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auch einen Bogen in den Händen, der sie von gemeinen
Amoretten oder sogenannten Genien zu unterscheiden scheint.
Der Styl dieses Werkes erinnert an das schöne Relief in
Neapel, welches zwei ähnliche Amoren zeigt, die um eine
Palme ringen.
Unter dem zweiten Fenster ist ein römisches Relief ein-
gemauert, welches durch Göttlings Erklärung ein nicht geringes
Interesse'für den Archäologen sowohl als für den historischen
Juristen insbesondere erhalten hat, indem es eine Manumissio
ex testamento darstellt. Vor dem Prätor erscheint der Sklave,
welcher seine Freilassung erwartet, und der Lictor, welcher
die Festuca zu dem letzten Schlag bereit hält. (Vgl. die An-
nalen des Instituts f. archäol. Correspendenz Jahrgang 1840.)
Noch sind hier zwei kleine Schränke (Studioli) nicht als
Werke von schönem Geschmack, sondern wegen der Kostbarkeit
des Stoffes und der Geschicklichkeit der Arbeit zu bemerken.
Der eine ist mit Lapis Lazuli ausgelegt, und mit Säulen von
Amethyst und eingesetzten Edelsteinen geschmückt, die jedoch
meistens unächt sind. Den anderen verfertigten zwei deutsche
Künstler, Franz und Dominicus Steinhard. Er ist aus Eben-
holz gearbeitet, und mit kleinen sehr sseissig ausgeführten
Reliefs von Elfenbein verziert, unter denen sich das jüngste
Gericht des Michelagnolo und einige Compositionen in
Raphaels Loggien befinden. Die genannten Künstler sollen
über dieser mühsamen Arbeit 34 Jahre zugebracht haben.
Der vorerwähnte durch vorzügliche Pracht ausgezeich-
nete Saal — dessen Länge 328 und die Breite 50 Palm
beträgt — wurde nach Angabe des Antonio del Grande ange-
fangen, und unter der Leitung des Girolamo Fontana geen-
digt. Zwei grosse mit giallo antico überzogene Säulen erheben
sich am Eingange von dem zuvor betrachteten Vorgemache,
und zwei andere an dem durch einige Stufen erhöhten Hinter-
gemache. Die Wände sind mit korinthischen Pilastern von
dem gedachten Marmor, und mit Trophäen in vergoldeter
Stuccatur zum Andenken des berühmten Sieges bei Lepanto,
an welchem der Fürst Marc Antonio Colonna als Befehlshaber
der päpstlichen Schiffe Antheil hatte, und auf den sich auch
die Frescomalereien der Decke beziehen. Die Fensterver-
 
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