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Kunst-Auktionshaus G. Adolf Pohl <Hamburg> [Editor]
Versteigerung der Nachlässe C. Rodeck und H. Eggers, einer Sammlung Gemälde alter und moderner Meister aus verschiedenem Privatbesitz, ferner einer kleinen Sammlung Miniaturen: sowie China- und Japan-Kunstgegenstände und Möbel, einer großen Anzahl echter Teppiche, einer original vlämischen Barock-Zimmereinrichtung, sowie sonstiger antiker Möbel, Bronzen, Porzellane, Marmorfiguren und anderer Kunstgegenstände ; Versteigerung am 24., 25. und 26. Juni 1919 — Hamburg, 1919

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https://doi.org/10.11588/diglit.20294#0008
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sua fata libelli" lässl sich auf alle Kunstwerke variieren. Für Kenner und Sammler
ist es jedenfalls erfreulich, dass wieder einmal Gelegenheit geboten wird, wirklich
gute Kunst zu erwerben, zu Preisen, die selbst, wenn sie nicht unwesentlich in
den letzten Jahren teurer geworden sind, immer noch billig, und vor allen Dingen
sehr steigerungsfähig erscheinen müssen.

Um über die aktuellen Marktpreise der Kunstwerke ein paar Worte zu sagen!
Sie sind naturgemäss gestiegen, aber durchaus nicht im Verhältnis zu allen
anderen Dingen des täglichen Bedarfs und auch nicht im Verhältnis zu der dadurch
wieder bedingten bedauerlichen Entwertung unseres Geldes. Berücksichtigt man,
welche unermesslichen Werte aus öffentlichem und privatem Besitz durch den
grausamen Krieg vernichtet und unwiederbringlich verloren gegangen sind, ver-
folgt man ferner die Preise, die heute in London und Paris auf den Auktionen
erzielt werden, so erscheinen unsere deutschen Notierungen immer noch ausser-
ordentlich billig und wenn es auch entschieden eine Sünde gegen den heiligen
Geist der Kunst ist, die nicht genügend verurteilt werden kann, Werte auf Spekulation
zu kaufen, so hat jeder Sammler heute doch die tröstliche Gewissheil, dass die
Summen, die in guten Kunstwerken investiert sind, eine wirkliche Kapitalanlage
bedeuten.

Beginnen wir mit der Besichtigung der neuen Ausstellung, so fesselt zuerst
unser Interesse ein komplefes, ganz Original vlämisches Barockzimmer mit echten
alten Bezügen in ganz vorzüglicher Erhaltung, nur der Tisch ist moderne Arbeit,
er wurde aus gerettetem Holz der abgebrannten Michaeliskirche angefertigt, wie
dies auf der Rückseite der Platte beglaubigt ist, er stellt also für sich eine hoch-
interessante Religuie und Hamburgensie dar. Prachtvolle hohe Dehler Vasen,
alte Messingleuchter und Teller vervollständigen das stilechte Mobiliar. Besonderes
Interesse verdient der hochragende Original-Kamin, reich mit Delfier Pleiten
ausgelegt und mit prachtvoll ausgeführten Pilastern in Sandstein, der leicht aus-
einander zu nehmen und wieder aufzubauen ist und ein hervorragendes Zierstück
für die Einrichtung einer allen Halle bilden würde.

Daneben stehen reich geschnitzte Renaissance-Schränke und Truhen, Zeugnisse
hoher Kunstfertigkeit unserer Vorfahren, ferner sieht man eine grosse Anzahl alfer
Kunstwerke aus Material aller Art in Glas, Fayencen, Bronzen, nur gute Stücke
und endlich ist wieder ein vollständiges, sehr reich gearbeitetes japanisches
Zimmer ausgestellt, mit all den werlvollen Dingen chinesischer und japanischer
Kleinkunst, an deren hoher Vollendung wir uns immer wieder freuen.

Besondere Würdigung verdient eine grosse Elfenbein-Plastik, Christus am
Kreuz mit der schmerzensreichen Mutter Maria, französische Arbeit des 17. Jahr-
hunderts; sie zeichnet sich durch hervorragende Qualität und meisterhafte ana-
tomische Ausführung aus und dürfte jeder bedeutenden Sammlung und jedem
Museum zur Zierde gereichen.

Farbenprächtige echte Teppiche in allen Grössen und feinsten Qualitäten,
darunter hervorragende seidene Stücke syrischer Provenienz und ein besonders
grosser chinesischer Palast-Teppich, bieten eine reichhaltige Auswahl auch für
sehr verwöhnte Käufer und Kenner. Auch an dieser Stelle seien ein paar Worte
 
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