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Kunst-Auktionshaus G. Adolf Pohl <Hamburg> [Hrsg.]
Versteigerung der Nachlässe C. Rodeck und H. Eggers, einer Sammlung Gemälde alter und moderner Meister aus verschiedenem Privatbesitz, ferner einer kleinen Sammlung Miniaturen: sowie China- und Japan-Kunstgegenstände und Möbel, einer großen Anzahl echter Teppiche, einer original vlämischen Barock-Zimmereinrichtung, sowie sonstiger antiker Möbel, Bronzen, Porzellane, Marmorfiguren und anderer Kunstgegenstände ; Versteigerung am 24., 25. und 26. Juni 1919 — Hamburg, 1919

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https://doi.org/10.11588/diglit.20294#0009
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über die Preise echter Teppiche gestattet, die sich in immer weiter aufsteigender
Bewegung befinden, man muss dabei aber berücksichtigen, dass Zufuhren seit
langer Zeit nicht eingetroffen sind. Auch selbst, wenn der Friede endlich ge-
schlossen ist, wird an neue Sendungen kaum gedacht werden können. Abgesehen
davon, dass unsere Valuta uns den Luxus dieses Imports vorläufig nicht gestatten
wird, sind die Läger in Konstantinopel, dem Hauptumschlag- und Stapelplatz für
den Artikel fast ganz geräumt und die Neuanfertigung ist durch den Mangel an
Arbeitskräften und die enorm hohen Wollpreise fürs erste ausserordentlich er-
schwert, man darf deshalb ruhig annehmen, dass die Preise ihren Höhepunkt
noch längst nicht erreicht haben.

Wir kommen nun zu der überaus reichhaltigen Ausstellung von Gemälden
alfer und neuer Meister und möchten zuerst die Bilder alter holländischer Schule
erwähnen, da wir Nordländer dieser, wie seit Jahrhunderten auch heute noch die
gröbste Wertschätzung entgegenbringen.

Neben einem monogrammierlen farbenprächtigen Bilde von van Goyen,
von feinster Stimmung, in der besonders sorgfältigen Ausführung dieses Meisters;
das Ufer der Maas mit Bollwerk darstellend, hängt ein Gemälde, eine Lagerszene
aus dem 30 jährigen Kriege, des geschätzten Rob. Weyer, gemalt in der genialen
Art des Wouvermann.

Dirk Hals ist mit einer eleganten, meisterhaft gemalten Konversationsszene
vertreten; von dem in letzter Zeit besonders geschätzten Pieter van Schendel
hängen zwei Tafeln, die eine, das Bild eines Trinkers, in der Art des grossen
Meisters Gottfried v. Sckalcken, während die andere eine hervorragend miniatur-
arfig gemalle Marktszene, mit ausserordentlich charakteristischen Lichteffekten zeigt.

Daneben hängt eine vorzügliche Atelierszene des Thomas Wyck, ferner
fallen zwei grosse Stilleben auf, die wir dem Altmeister Weenix zuschreiben
möchten. Ein ausserordentlich feines Geflügelbild des besten Geflügelmalers
aller Zeiten Hondecoeter und endlich ein ausgezeichnetes Bild des Dirk v.
d. Lys, die Blendung Simsons darstellend. Damit ist die Fülle guter und wert-
voller Werke natürlich noch längst nicht erschöpft, der Sammler und Lieb-
haber wird unter den übrigen Bildern noch sehr schöne edle Proben alter Kunst
finden, deren einzelne Aufzählung aus Mangel an Raum nicht möglich ist.

Und nun zu den modernen Meistern, allerdings auch älterer Schule, die noch
malen und zeichnen konnten und zu deren Zeit es Futurismus und Kubismus noch
nicht gab. Besonderes Interesse dürfte eine grosse Anzahl vorzüglicher Gemälde
aus dem Nachlass des bekannten Hamburger Malers

C RODECK

finden, dessen Bilder sich schon zu Lebzeiten grosser Beliebtheit und Wert-
schätzung erfreuten und von denen eine ganze Anzahl Werke in den Besitz der
Hamburger Kunsthalle übergegangen ist. Alle Bilder zeichnen sich durch virtuose
Technik und besonders malerische Wirkung aus. Zwei wunderschöne voll signierte
Bilder von Carl Juiz mit meisterhaft gemaltem Geflügel führen zu einer pracht-
vollen Landschaft des überaus geschätzten Buchholz und zu einem farben-
prächtigen Rüdisühli, dessen Können wohl niemand bezweifeln wird, selbst wenn
 
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