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Kunst-Auktionshaus G. Adolf Pohl <Hamburg> [Editor]
Versteigerung einer grossen Sammlung Gemälde alter und neuer Meister, sowie des Nachlasses Fritz Schnitzler † Düsseldorf und des Nachlasses Otto Fedder † München: Bronzen, Marmorfiguren, 1 Tassensammlung, alter und neuer Porzellane, Kristalle usw., ferner einer grossen Anzahl Japan-, China- und Orient-Kunstgegenstände, Orientteppiche, sowie Stil-Möbel, einer Sammlung exotischer Waffen und Kuriositäten und vieles mehr; Versteigerung am 24., 25. und 26. August 1920 — Hamburg, 1920

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https://doi.org/10.11588/diglit.33101#0010
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So ist es deshalb kein Wagnis, wenn das Kunst-Aukiionshaus G. ADOLF
POHL nach langerer Pause heuie wieder eine Aukiion ankiindigi, die ersie in
der Saison. Das Uniernehmen isi schnell ein beachienswerier Fakior im Hamburger
Kunsileben geworden, das Erscheinen neuer Kaialoge wird steis mii Inieresse
und Spannung erwariei.

Wieder isi diesmal in den Aukiionssälen eine iiberaus reiche Fülle von
schönen und werivollen Dingen alier und moderner Kunsi aufgesielli, die im
Vorwort naiürlich nichi erscböpfend behandeli werden können. Wir beschränken
uns von Bildern alier Meister eine sehr schöne Tafel „Madonna mit Kind“, eines
vlämischen Meisiers hervorzuheben, daneben hängi ein sehr guies Beispiel der
Kunsi des Augsburger Meisiers Rugendas, ferner ein Werk von Horace Vernei,
zwei Bilder von Feisienberger verdienen ebenfalls Beachiung.

Aus der grossen Auswahl von Bildern moderner Meisier isi die Nachlass-
Aussiellung des am 26. Mai d. Js. versiorbenen

Friiz Schniizler, Diisseldorf

von wirklicher Bedeuiung. Wie so viele Künsiler, hai auch er die Früchie seines
Schaffens nichf geniessen können. In dürfiigen Verhälinissen isi er einsam
gesiorben. Zeiilebens war er ein Sonderling und Eigenbrödler, der nur seiner
Kunsi lebie und dem an dem wechselnden Geschmack der Zeiigenossen wenig
gelegen war. Er arbeitete nichi für den Verkauf, nur wenn die äussere Noi ihn
dazu zwang, pflegie er eins seiner Werke und nichi das, das er für das Besie
hieli, zu verkaufen. Daher kamen Bilder von ihm selien im Handel voo
erzielien a’ber sieis hohe Preise, deshalb isi auch der Nachlass so bedeuiend und
reichhaliig an köstlichen und reifen Werken. Die Entwicklung des Künsilers
spiegeli sich in seinen Bildern; bis zu seinem 25. Lebensjahre siand er bei
Amboss und Esse in der Schmiedewerksiaii seines Vaiers in Tönnisheide. Er
hai auch die Gesellenwanderschafi, die damals noch noiwendig ersdiien, abge-
machi, wandie sich also verhältnismässig sehr späi der Kunsi zu, um bei den
Grossmeisiern Peier Janssen, Ed. v. Gebhardi und Wilh. Sohn in Düsselaorf zu
siudieren. Ständig hai er an sich gearbeiiei, um immer Besseres, immer Voll-
kommeneres zu schaffen. Er experimeniierie viel, besonders als der neue
Kolorismus aufkam und suchte immer neue Wege, um der Naiur möglichsi nahe
zu kommen. Man kann dies an der Hand der Aussiellung leichi fesisiellen und
erkenni in seinen Werken auch die versonnene Ari seines Charakiers, die ein
Produki der schweren Jugend isi. Sein zuersi in Düsseldorf lööö ausgesiellies
Bild „Schafwäsche“ erregie durch seine Verbindung älierer Genrekunsi mii
modern realistischer Auffassung grosses Aufsehen. Die hier ausgesiellien vielen
Tafeln sind von erfrischender Naiurireue und feiner lebendiger Darsiellung, sie
werden des Künsilers Nachruhm sichern und Vielen Anregung und Freude bringen.

Eine zweiie Nachlass-Aussiellung des ebenfalls jüngsi versiorbenen Mün~
cheners Oiio Fedder bringi in grossen und kleinen Bildern werivolle Proben der
Kunsi dieses hervorragenden Malers, der allerdings schon zu Lebzeiien bekanni
und sehr geschäizi war und dessen Bilder seii Jahren hoch bezahli werden. Mii
subiiler Darsiellungsgabe verbindet er ein liebliches und ofi leuchiendes Kolorii,
 
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