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Kunst-Auktionshaus G. Adolf Pohl <Hamburg> [Editor]
Versteigerung einer grossen Sammlung Gemälde alter und neuer Meister, sowie des Nachlasses Fritz Schnitzler † Düsseldorf und des Nachlasses Otto Fedder † München: Bronzen, Marmorfiguren, 1 Tassensammlung, alter und neuer Porzellane, Kristalle usw., ferner einer grossen Anzahl Japan-, China- und Orient-Kunstgegenstände, Orientteppiche, sowie Stil-Möbel, einer Sammlung exotischer Waffen und Kuriositäten und vieles mehr; Versteigerung am 24., 25. und 26. August 1920 — Hamburg, 1920

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https://doi.org/10.11588/diglit.33101#0009
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Pessimismus iiberall, das Ende der Hochkonjunklur und damii die allgemeine
grosse Ernüchierung, die Einsichi, die längsi vorausgeahnt, isi auch fiir diese
zu schnell und zu iiberraschend gekommen. Die Auswirkung des Versailler
Vertrages, der verlorene Krieg, machen sich iiberall geltend und doch will es
bei objektiver Beirachiung scheinen, dass die Deroute, die wir heute erleben
miissen, in dieser krassen Eorm sicher iiberirieben und ebenso unberechiigi isi
wie die Kaiasirophen-Hausse, die wir, man darf es ruhig sagen, auch wenn
mancher nicht beipflichten wird, gliicklich iibersianden haben. AIso, Riickgang
auf der ganzen Linie, erwarieier Abbau aller Preise, der, so schnell er ersehnt
und erhofft wird, sicher nicht eintreien kann, Abnahme der Kaufkrafi — das
schöne Wort vom Käufersireik isi geprägi — Reaktion in schönsier Form, aber
langsam beginni die Erkenntnis zu dämmern, dass die Baisse-Bewegung ebenso
iiberirieben isi, wie die frühere Hausse. So erscheini uns die heuiige Siiuaiion.

Nur ein ruhender Punki in der Erscheinung Flucht, in der Fülle der Gesichte:
Die Kunsi, sie isi nichi von heute und gesiern, sie war und wird ewig sein, wie
der Wechsel der Auffassung, der mii ihr verbunden ist oder verbunden zu sein
scheint. Es ist eine aus der Geschichte leicht erweisbare, übrigens auch sehr ver-
siändliche Tatsache, dass immer ein verlorener Krieg eine Versiärkung des rein
Geisiigen gebrachi hai, auch auf dem Gebieie der Kunsi. Sie ist in Zeiien
poliiischen Verfalls sieis besonders gepflegi worden und hai dabei auf allen
Gebieten glänzende Werke von Ewigkeitsweri hervorgebrachi. Zu ihr flüchien
sich in schwerer Zeii die bedrückten Gemüier, um sich erheben zu lassen, aus
ihr neue Kraft zu schöpfen für schwere Tage und schwere Arbeii, um in höheren
Sphären den Alliag mii seinem Leid zu vergessen.

Wenn unier Einwirkung der bösen Zeiien Kauflusi und Kaufkraff auch für
Werke der Kunsi nachgelassen haben, so darf man nicht verkennen, dass heute
auch das Angeboi, das sich durch frühere Rekordpreise zur Veräusserung ver-
anlassi sah, fehli. Es kommen weniger guie Sachen auf den Markt und die
Preise für wirkliche Kunstwerke dürfen in Zukunff wieder alle Chancen haben
zu sieigen.

Früher, in der grossen Konjunkturbewegung, isi manches Miiielmässige über-
zahlt worden. Diese Auswüchse werden jeizi verschwinden und das wird jeder,
nicht zuletzi der legitime Kunsthandel, freudig begrüssen. Es wird jeizt keine
Rekordpreise mehr geben, aber guie Kunst behäli ihren Weri im Wechsel der
Zeit, denn sie ist eine sieie Quelle der Freude und Anregung.
 
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