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Instytut Historii Sztuki <Danzig> [Hrsg.]; Zakład Historii Sztuki <Danzig> [Hrsg.]
Porta Aurea: Rocznik Instytutu Historii Sztuki Uniwersytetu Gdańskiego — 22.2023

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Lindenhayn-Fiedorowicz, Agnieszka: Die Johanniskirche in Stargard. Ein neuer Blick auf Bauchronologie und Datierung
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https://doi.org/10.11588/diglit.72800#0047
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Abb. 13. Stargard, Johanniskirche, Blick aus dem
südlichen Seitenschiff (2. Viertel d. 14. Jhs.) in den
Chorumgang (vor 1450), Foto: Marek Fiedorowicz

Agnieszka keine Pfeiler, sie war ein Saalbau, sodass diese Lagebeschreibung ebenfalls dar-
Lindenhayn- auf hinzudeuten scheint, dass dieser Altar bereits im Hallenlanghaus aufgestellt
-Fiedorowicz wurde3°. Demnach müsste das Langhaus im Jahr 1354 bereits liturgisch nutzbar
gewesen sein, was bedeuten würde, dass dessen Bau kurz nach der Errichtung
des Hallenlanghauses der benachbarten Stargarder Marienkirche etwa ab den
1330er Jahren in Angriff genommen wor-
den sein musste. Der Grund- und Auf-
riss der beiden Hallenhäuser zeigt zahl-
reiche Parallelen, auch wenn die Höhe der
Marienkirche diejenige von St. Johannis
deutlich übersteigt und auch das Lang-
haus der Johanniskirche um ein Joch
kürzer ist, was sicherlich durch die Nähe
zur Stadtmauer und den beschränkt zur
Verfügung stehenden Bauplatz bedingt
war. Im Mittelschiff der beiden Lang-
häuser reihen sich queroblonge Joche
aneinander, deren Tiefe etwa zwei Drit-
tel ihrer Breite beträgt; die Seitenschiffe
bestehen aus einer Folge von längs-
rechteckigen, fast quadratischen Jochen.
Die einzelnen Schiffe werden von hohen
Achteckpfeilern voneinander getrennt,
die in der Johanniskirche glatt gestaltet
sind (Abb. 13), in der Marienkirche hin-
gegen an den Hauptachsen jeweils drei-
teilige Dienstbündel mit schlanken Kelch-
kapitellen aufweisen. Die Stützen tragen
Arkadenbögen, deren Breite in etwa dem
Pfeilerdurchmesser entspricht.
Beide Hallenlanghäuser zeigten einen
ähnlichen Raumcharakter. Die relativ

enge, durch die queroblonge Jochform
bedingte Stellung der Pfeiler und die breiten Scheidbögen haben die Schiffe als

30 Marek Ober äußerte diesbezüglich die Vermutung, dass hier eine hölzerne Säule gemeint
war, auf der die Orgelempore ruhte. Ober, Kościół klasztorny..., S. 14. Doch angesichts der Tat-
sache, dass der Stargarder Konvent damals nur aus sechs Personen bestand (vgl. Karl Borchardt,
Soll-Zahlen zum Personalstand der deutschen Johanniter vom Jahre 1367, „Revue Mabillon" 2003,
Jg. 14 (75), S. 95) und sicherlich über keine Orgel verfügte, erscheint das Vorhandensein einer
Musikempore in der Ordenskapelle jedoch sehr fraglich. Selbst wenn man davon ausgehen würde,
dass es in einer so kleinen Kapelle eine Empore gegeben habe, müsste diese angesichts der gerin-
gen Raumhöhe vergleichbarer Feldsteinbauten so niedrig gewesen sein, dass man sich kaum
die Aufstellung eines Altars unter der Empore vorstellen kann. Auch wäre es schwierig gewesen,
eine den Stifter des Altars zufriedenstellende Form dessen liturgischer Nutzung zu finden.

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