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Instytut Historii Sztuki <Danzig> [Editor]; Zakład Historii Sztuki <Danzig> [Editor]
Porta Aurea: Rocznik Instytutu Historii Sztuki Uniwersytetu Gdańskiego — 22.2023

DOI article:
Lindenhayn-Fiedorowicz, Agnieszka: Die Johanniskirche in Stargard. Ein neuer Blick auf Bauchronologie und Datierung
DOI Page / Citation link:
https://doi.org/10.11588/diglit.72800#0048
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klar voneinander isolierte Raumzonen wirken lassen. Dieser Eindruck wurde
auch durch halbachteckige, formal den restlichen Stützen gleichende Wand-
vorlagen gefördert, die jeweils in der Flucht der Arkadenreihen vor die Ost-
und Westwand des Langhauses gelegt wurden. Die Einführung dieser Halb-
pfeiler, die eine optische Verlängerung der Stützenreihen darstellten, brachte
die konsequente Isolierung der einzelnen Schiffe auf der gesamten Länge der
ursprünglichen Halle zur Vollendung, wodurch es zu einer starken Betonung
der Ost-West-Achse kam. Diese Hallenform war seit der Wende des 13./14. Jahr-
hunderts in Hinterpommern weit verbreitet und kam bis ins 15. Jahrhundert
zur Anwendung31.
Geht man davon aus, dass das Langhaus der St. Johanniskirche in den
1330er-1350er Jahren erbaut wurde, dann wäre die danach stattfindende Bau-
unterbrechung (bis 1408, als der Turmbau begonnen wurde) mit historischen
Ereignissen (der Beteiligung Stargards an den Kriegen der hansischen Seestädte
gegen König Waldemar von Dänemark) und der Konzentration auf die Bau-
arbeiten am Zweiturmmassiv der wichtigeren, örtlichen Hauptpfarrkirche
zu erklären, die im letzten Viertel des 14. Jahrhunderts durch den Bau eines
neuen imposanten Umgangschores an St. Marien unterbrochen wurden.
Der Westturm
Zu den gesicherten Fakten in der Baugeschichte der Johanniskirche gehört
die Tatsache, dass mit dem Bau ihres Turmes im Jahr 1408 begonnen wurde,
wie aus der oben zitierten Inschrift hervorgeht. Soweit sich heute an den Baube-
funden ablesen lässt, wurde der Turm zunächst wahrscheinlich ohne die beiden
seitlich angrenzenden Turmannexe errichtet. Diese müssen nachträglich ange-
baut worden sein. Davon zeugt unter anderem die Tatsache, dass die gegenwärtig
hinter den Annexbauten verborgenen Turmfassaden einen sorgfältig gearbei-
teten Sockel besitzen und von zwei glasierten Kaffgesimsen gegliedert werden,
die eine Fortsetzung der beiden an der Westfassade des Turmes verlaufenden
Kaffgesimse darstellen. Auch die Anbringung der - heute nicht am Außenbau
sichtbaren - Inschriftentafel an der zur Stadt gewandten Südfassade des Turm-
kerns bestärkt die Annahme, dass diese zunächst als Außenwand gedacht war
und von keinem Anbau verdeckt wurde.
Ein ebenso wichtiges Argument ist die Tatsache, dass die an den Innen-
wänden der beiden Turmannexe im oberen Bereich sichtbaren Gewölbeauf-
lager (Abb. 14), die in der Forschung vereinzelt als Argument dafür heran-
gezogen wurden, dass diese Anbauten bereits zusammen mit dem Turmkern
31 Genauere Ausführungen zur stilistisch überraschend homogenen Gruppe der hinter-
pommerschen Hallenkirchen des 14. Jahrhunderts in: Kazimiera Kalita-Skwirzyńska, Czterna-
stowieczne kościoły halowe Pomorza Zachodniego, „Kwartalnik Architektury i Urbanistyki" 1983,
Nr. 28, H. 1, S. 3-21.

Die Johannis-
kirche
in Stargard...

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