Einer schonen Griechin.
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Freundschafft anvertrauet. Ach! welches
Schrcksaal kan wohl glücklicher als das mei-
nige serm? diese Art ihre Gedancken zu eröft
nen, rührte mich bis auf das Innere mei-,
nes Hertzens. Ich konte derowegen nicht
länger bey ihr au dem en, und indem ich sie,
ohne ihr ein Wort zu antworten, verliesse, so
verfügte ich mich in mein Cabinet, um in der
Grille meinen verwirretm Gedancken nach-
zuhangcn.
W-e ist sie so aufrichtig, wie unverstellt!
O! Himmel, wie liebenswürdig ist sie! es
entfuhren mir noch tausendcrley dergleichen
Redens-Arten ehe ich meine Begriffe in Ord-
nung bringen konte. Die Tugend war eS
unterdessen selbst, die sich durch ihren Mund
ausgedrucket, und mein unruhiges Gewissen
die erste Bewegung , die in meinem Hertzen
vorgieng. Ich will also so viele Verdienste,
sagte ich zu mir selbst, einer verkehrten Nei-
gung aufopfern l ich hatte meine Bücher ge-
gen mir über stehen, und warft eben die Äu-
gen auf die, welche ich vor die Theophe be-
stimmet. Solches waren die Cleopatra, die
Prinzeßin von Cleve, und dergleichen mehr.
Soll ich aber ihre Einbildung mit erdichteten
und falschen Dingen anfüllen, von denen ihr
Verstand nicht kan verbessert werden; und
wann ick auch voraus setze, daß sie eine zärt-
liche Neigung durch Lesung dieser Bücher be-
komme, werde ich als dann recht vergnügt
seyn können, dieselbe erdichteten Einfällen zu
S 5 dan-
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Freundschafft anvertrauet. Ach! welches
Schrcksaal kan wohl glücklicher als das mei-
nige serm? diese Art ihre Gedancken zu eröft
nen, rührte mich bis auf das Innere mei-,
nes Hertzens. Ich konte derowegen nicht
länger bey ihr au dem en, und indem ich sie,
ohne ihr ein Wort zu antworten, verliesse, so
verfügte ich mich in mein Cabinet, um in der
Grille meinen verwirretm Gedancken nach-
zuhangcn.
W-e ist sie so aufrichtig, wie unverstellt!
O! Himmel, wie liebenswürdig ist sie! es
entfuhren mir noch tausendcrley dergleichen
Redens-Arten ehe ich meine Begriffe in Ord-
nung bringen konte. Die Tugend war eS
unterdessen selbst, die sich durch ihren Mund
ausgedrucket, und mein unruhiges Gewissen
die erste Bewegung , die in meinem Hertzen
vorgieng. Ich will also so viele Verdienste,
sagte ich zu mir selbst, einer verkehrten Nei-
gung aufopfern l ich hatte meine Bücher ge-
gen mir über stehen, und warft eben die Äu-
gen auf die, welche ich vor die Theophe be-
stimmet. Solches waren die Cleopatra, die
Prinzeßin von Cleve, und dergleichen mehr.
Soll ich aber ihre Einbildung mit erdichteten
und falschen Dingen anfüllen, von denen ihr
Verstand nicht kan verbessert werden; und
wann ick auch voraus setze, daß sie eine zärt-
liche Neigung durch Lesung dieser Bücher be-
komme, werde ich als dann recht vergnügt
seyn können, dieselbe erdichteten Einfällen zu
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