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Probst, Hansjörg
Seckenheim: Geschichte eines Kurpfälzer Dorfes — Mannheim, 1981

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https://doi.org/10.11588/diglit.3000#0157
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der tragenden Wingerte zum Opfer. Denn Kurpfalz hatte kein Interesse daran, durch
intensivere Landbebauung dem St. Martins-Stift wachsende Zehnteinnahmen zukommen
zu lassen. So blieb der gesamte „Riemen", von Weinstöcken geräumt, öde liegen und
bestockte sich, da das St. Martin-Stift ihn nicht bewirtschaften konnte, mit Heidevege-
tation. Charakteristischerweise waren die der Kurpfalz zinspflichtigen Teile des „Sandes"
wie zum Beispiel „Herrensand" und „Hall" immer im Anbau geblieben. Als die Seckenhei-
mer Bevölkerung nach 1730 stark zuzunehmen begann, wurden nach und nach wieder wei-
tere Teile des „Sandes" unter den Pflug genommem. Auch in der Mitte des „Riemens"
wurde ein großes Feld gerodet. Wie die Karten des 18. Jahrhunderts deutlich zeigen, war
außer dem „Hallenbuckel" und dem hufeisenförmigen Riemenrest fast der ganze „Sand"
unter dem Pflug, und zwar in einem weit höheren Maße als im 19. Jahrhundert. Baron
von Stengel konnte deshalb weit mehr urbar gemachtes Land erwerben als öde Sandflä-
chen, welch letztere er ja auch nicht unter den Pflug nahm, sondern aufforstete.

30 Das spätere Relaishaus

Der Anlaß für die Besiedelung der heutigen Rheinau war jedoch der Bau der Chaussee
Mannheim-Schwetzingen um 1740; die erste feste Wohnstätte war das mit der Chaussee
errichtete Relaishaus (1750), das einmal als Umspannstation auf halbem Wege zwischen
dem Mannheimer Schloß und der Schwetzinger Sommerresidenz diente. Dieses erste
eigentliche Relaishaus ist nicht diejenige Gaststätte, die heute den Namen „Altes Relais-
haus" fortführt und an der Ecke Relaisstraße/Neuhofener Straße liegt, sondern es stand
auf der Seckenheim zugewandten Seite der neuen Chaussee an der Stelle, wo diese StralJe
den „Sporwörth" verläßt und mit einer leichten Krümmung auf das Hochgestade hinauf-
führt. Der heutige Karlsplatz ist die alte Wegkreuzung der Straße Altrip-Seckenheim-
Ladenburg mit der „Heerstraße" [F1N 142], „Heidelberger Straße". Auf diese Kreuzung
wurde die neue Chaussee geführt und sinnvollerweise an dieser wichtigen Kreuzung
Relaishaus angelegt, wie es die Karten des 18. Jahrhunderts auch ausweisen.
Das Relaishaus diente aber nicht nur dem Pferdewechsel, sondern war in erster Linie e
Jagdhaus für den kurfürstlichen Hof, wenn man sich nach den Jagden im „Dossenwal >
in den „Riedwiesen" oder im „Backofen" vor der Rückkehr nach Mannheim stärken wo
te. Scheune, Ställe und Remisen waren für zahlreichen Besuch ausgelegt; sogar ein Ka

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