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Probst, Hansjörg
Neckarau (Band 1): Von den Anfängen bis ins 18. Jahrhundert — Mannheim, 1988

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https://doi.org/10.11588/diglit.3002#0182
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C. Die Ur- und Frühgeschichte bis zum Untergang
des Römischen Reiches

1. Von der Steinzeit bis zur Eisenzeit

Die ununterbrochene Geschichte Neckaraus beginnt ungefähr zwei Jahrhunderte
vor den ersten schriftlichen Zeugnissen der Jahre 871 und 873. Doch verliert sich der
Anfang Neckaraus im Dunkel der Zeit nach der fränkischen Landnahme des sechs-
ten und siebten Jahrhunderts. Die Anlage des fränkischen Königshofs Neckarau
dürfte wohl im siebten Jahrhundert erfolgt sein. Eine eindeutige Auskunft darüber
vermag uns die historische Überlieferung nicht mehr zu geben. Über die schriftliche
Überlieferung, die historische Zeit im engeren Sinne, hinaus, führt die Archäologie,
die Wissenschaft des Spatens. Dabei erkennen wir von der römischen Zeit her Struk-
turen, die für Neckarau bestimmend blieben, so daß man mit aller Vorsicht in Nek-
karau einen der wenigen Plätze sehen kann, an denen der ununterbrochene Zusam-
menhang (Kontinuität) von der römischen Kaiserzeit an faßbar wird. Erschwert wird
die archäologische Fundlage für Neckarau durch die oben beschriebene Besonder-
heit seiner Lage im Neckardelta. Die Verlagerung der Neckararme hat vieles zer-
stört und abgeschwemmt; doch ist der Bestand an römischen Funden in Neckarau
auffallend reich. Im Gegensatz dazu sieht es für die früheren Perioden der Ur- und
Frühgeschichte sehr viel spärlicher aus.1

Der riesige Zeitraum von einer halben Million Jahren, den wir Alt- und Mittelstein-
zeit nennen und der in unserer Heimat durch den berühmten Unterkiefer des Homo
Heidelbergensis repräsentiert wird (über 500 000 Jahre alt), hat auf Neckarauer Ge-
markung keinerlei Zeugnisse hinterlassen. Unsere Gegend, die zwar eisfrei, aber
doch vom rauhen Eiszeitklima geprägt war, gab dem flüchtigen Fuß des frühen Men-
schen keinen Anreiz zum Verweilen. Weder Höhlen noch geschützte Talkessel bo-
ten ihm Unterschlupf. Erst lange nach der letzten Eiszeit, vor rund 7000 Jahren,
wurde der Mensch als Ackerbauer in unserer Gegend seßhaft.
Mit der Seßhaftwerdung der Menschen waren die Neuerungen des Ackerbaus und
der Viehzucht verbunden, die die Lebensweise der frühen Menschheit von Grund
auf änderten. Neolithische Revolution hat man diesen Vorgang genannt, der aus dem
unsteten Jäger und Sammler der älteren Steinzeit den seßhaften Hirten und Bauern
der Jungsteinzeit (Neolithikum) werden ließ. Diese Zeit liegt in unserer Heimat zwi-
schen 4500 und 1800 vor Christi Geburt. Keramik, Geräte und Werkzeuge zeigen
uns die Abfolge von Kulturen an. Wer jedoch die Bandkeramiker, die das spätere
Seckenheimer Oberfeld und die Hochstätt zu roden begannen, waren, wissen wir
nicht. Namenlos bleiben diese Menschen für uns. Ihnen folgten im unteren Neckar-
land die Kulturen der sogenannten Schnurkeramiker und Glockenbecherleute.
Eine weitere Neuerung im Werkzeuggebrauch war die Einführung des Metalls in
Gestalt der Bronze. Diese aus dem Mittelmeerraum kommende technische Revolu-
tion erreichte unsere Heimat um 1800 v. Chr. in ihrer ältesten Stufe. Die Bronzezeit
dauerte rund 1000 Jahre und wird nach den Bestattungsformen in die ältere, in die
mittlere oder Hügelgräber-Bronzezeit (um 1500) und die spätere oder Urnenfelder-
zeit (um 1200) unterteilt. Sie wird abgelöst von der Eisenzeit, deren ältere Stufe, die
sogenannte Hallstattzeit, von 800-450 reicht. Die jüngere Eisenzeit, die sogenannte
La-Tene-Zeit, beginnt in der Mitte des fünften vorchristlichen Jahrhunderts und
geht dann in die Römerzeit über. Ganz Süddeutschland wurde in den Jahrhunderten
der jüngeren Eisenzeit von dem großen Volk der Kelten besiedelt. Die meisten süd-

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