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Probst, Hansjörg
Neckarau (Band 1): Von den Anfängen bis ins 18. Jahrhundert — Mannheim, 1988

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https://doi.org/10.11588/diglit.3002#0197
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3. Zylindrische Röhre aus Bronzeblech, in der Längsrichtung aufgeschnitten, verziert durch gruppen-
weise angeordnete Wülste.

4. Beschlagstück aus Bronzeblech mit zwei Nieten, Strichgruppen und flächigen, schrägen Anschnitten
an den Lang- und Schmalseiten.

5. Beschlagstück aus dickerem Bronzeblech als Nr. 4 und mit anderen Muster verziert, jedoch in dersel-
ben Art und auch mit zwei Nieten.

6. Unvollständiges bronzenes Beschlagstück. Dünnes Blech mit zwei Löchern für die nicht erhaltenen
Nieten. Verziert mit Linien und feiner Strichelung sowie schwachen Schrägschnitt an den Rändern.

7. Eisernes, einschneidiges Messer. Die im Querschnitt rechteckige Griffangel wird an dem einen Ende
durch eine kreisrunde Scheibe abgeschlossen, an dem anderen durch ein umgelegtes Eisenband. Diese
beiden Eisenteile, welche der Befestigung des Griffes aus vergänglichem Stoff dienten, sind jetzt
durch Rost fest mit der Angel verbunden.

8. Kleine eiserne Schnalle; Rind und Dorn im Querschnitt rund, das Beschlagstück flach.

9. Die eiserne Pfeilspitze aus dem Rückgrat im Querschnitt dreikantig, ohne Tülle.37

Die Begleitfunde weisen das Grab als das eines alamannischen Kriegers aus dem
letzten Viertel des vierten nachchristlichen Jahrhunderts aus. Er fand wohl seinen
Tod bei einem Angriff auf den Burgus, als die Belagerten die Angreifer mit einem
Geschoßhagel überschütteten. Rund 1500 Jahre ruhte der gefallene Alamanne un-
gestört, bis er durch Zufall entdeckt wurde. Die Beifunde waren also keine Grabbei-
gaben, sondern Metallteile seiner Kleidung und ein Messer, das wohl in seinem Gür-
tel steckte. Eine wahrlich atemberaubende Momentaufnahme einer längst vergan-
genen Wirklichkeit!

Wenn wir nun rückblickend fragen, was die Römerzeit für Neckarau bedeutet, dann
können wir feststellen:

1. Neckarau ist der Teil Mannheims mit den bedeutendsten römischen Funden.

2. „Neckarau" bildete zusammen mit Altrip ein spätantikes Festungssystem von be-
sonderer Wichtigkeit, das wie kaum ein anderer Punkt rechts des Rheins - auch
nicht Ladenburg - in zwei zentralen antiken Quellen ausführlich erwähnt wird.
Die bei der Gründung Mannheims zitierte Stelle des Ammianus Marcellinus be-
zieht sich in Wirklichkeit auf Neckarau.

3. Es bewahrt wie Altrip einen lateinischen Namen, nämlich Casterfeld, der densel-
ben Ursprung hat wie der Name des rechtsrheinischen Mainzer Vororts Kastell.

4. Es verdankt seine spätere Entstehung an dieser Stelle den beiden Flußübergän-
gen der Römerzeit bei Rheingönheim und Altrip; die Rheingoldstraße als der äl-
teste Ortskern ist höchstwahrscheinlich römischen Ursprungs.

5. So besteht auch der gleiche Zusammenhang wie in Altrip zwischen der antiken
Anlage des Burgus und dem späteren Königshof. Neckarau hat also eine, und
zwar die älteste seiner drei Wurzeln in der Antike; es hätte also 1969 mit gutem
Recht ebenso ein 1600jähriges Jubiläum feiern können wie Altrip.38

Anmerkungen zu C

1 Albrecht Dauber, Erich Gropengießer und Berndmark Heukemes, Ur- und Frühgeschichte, in: Die Stadt- und die
Landkreise Heidelberg und Mannheim, Amtliche Kreisbeschreibung, herausgegeben von der staatlichen Archiwer-
waltung Baden-Württemberg I, 1966, S. 131-191; Albrecht Dauber, Erich Gropengießer, Beradmark Heukemes
und Meinrad Schaab, Archäologische Karte der Stadt- und der Landkreise Heidelberg und Mannheim, Badische
Fundberichte, Sonderheft 10,1967; Gropengießer, Erich, Ur- und Frühgeschichte des Mannheimer Raums, in: Füh-
rer zu vor- und frühgeschichtlichen Denkmälern, Band 3,1965, S. 18-45.

2 Wagner, Ernst, Fundstätten und Funde aus vorgeschichtlicher, römischer und alamanisch-fränkischer Zeit im Groß-
herzogtum Baden, Teil II, Das Badische Unterland, 1911, S. 240-243, künftig: Wagner II.

3 Gropengießer, Erich, Neue Ausgrabungen und Funde im Mannheimer Raum, 1976, S. 6.

4 Germania, 13,1929, S. 66, Fundbericht von Hermann Gropengießer.

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