trug sogar dem Bayernherzog Maximilian die Kaiserkrone an, um die drei katholi-
schen Kurfürsten von Ferdinand abzuziehen. So kühn aber das diplomatische Spiel
eingefädelt war, so jämmerlich war seine Durchführung. Die Kurpfalz vereitelte
nicht nur nicht Ferdinands Wahl, sondern brachte es sogar fertig, seine Wahl mit ih-
rer Stimme zur einstimmigen zu machen.
Die böhmischen Stände jedenfalls hatten Friedrich V. (1610-1632) von der Pfalz am
26. August 1619, zwei Tage vor der Kaiserwahl in Frankfurt, zum König von Böh-
men gewählt und Ferdinand damit die Krone entzogen. Als diese Prager Vorgänge
in Frankfurt kurz nach der Kaiserwahl bekannt wurden, schied FerdinandII. (1619-
1637) im Groll vom Pfalzgrafen und versicherte sich umgehend der Unterstützung
der Liga. Auf der Rückreise nach Wien verband er sich in München mit Maximilian
von Bayern gegen weitestgehende Versprechungen - unter anderem wurde dem
bayerischen Herzog die langersehnte pfälzische Kurwürde zugesichert.
Friedrich V. bekam es nun doch mit der Angst vor der eigenen Courage zu tun und
zögerte, die Krone Böhmens anzunehmen. Anfang Oktober 1619 tat er es doch, ver-
führt von ihrem Glanz und gedrängt von seinen Ratgebern. Noch vor Ende des Mo-
nats begab sich das kurfürstliche Paar nach Böhmen. Beim Auszug aus Heidelberg
fehlte es an düsteren Ahnungen nicht. Doch zuerst erneuerten sich der höfische
Glanz und der gewohnte Reigen der Feste, deren die leichtsinnigen jungen Fürst-
lichkeiten so sehr bedurften. Am 31. Oktober 1619 zog der pfälzische Hof in Prag
ein, und am 4. November wurden Friedrich und Elisabeth feierlich gekrönt. Es folg-
ten Huldigungen und Hoffeste und die Geburt und die Taufe eines weiteren Prinzen.
Daß sich Böhmen im Bürgerkrieg befand, Mansfeld und Bucquoi im Lande Truppen
unterhielten, kaum Steuern eingingen und das ganze Staatswesen in Unordnung
war, nahm der neue König nur zögernd zur Kenntnis. Statt dessen verfiel Kirchenrat
Scultetus auf die Idee, in Prag zur Verbreitung des Calvinismus einen Bildersturm zu
entfesseln und wollte sogar die Statuen des heiligen Nepomuk von den Moldaubrük-
ken entfernen, womit er die Katholiken in Böhmen, aber auch die Lutheraner in der
Union vor den Kopf stieß.
Während die böhmischen Verhältnisse eher verworrener wurden, ergriff die Liga
die Initiative. Anfang Dezember wurde die Aufstellung eines Heeres von 25 000
Mann beschlossen und Maximilian der Oberbefehl übertragen. Am 29. Januar 1620
erklärte Kaiser Ferdinand II. die böhmische Wahl Friedrichs für unrechtmäßig und
die Wähler des Pfalzgrafen für Hochverräter. Im Juli wurde über Friedrich die
Reichsacht verhängt und das Heer der Liga mit ihrer Exekution beauftragt. Durch
meisterhafte Diplomatie war es dem Kaiser und Maximilian von Bayern gelungen,
die Union von Friedrich zu trennen; man konnte glaubwürdig versichern, es gehe
nur um Ferdinands älteres Recht in Böhmen.
Maximilian überschritt mit dem Heer der Liga am 25. August 1620 die böhmischen
Grenzen und forderte Friedrich auf, sich der kaiserlichen Gnade zu unterwerfen.
Nachdem Friedrich abgelehnt hatte, rückte das Heer der Liga langsam erst auf Pil-
sen und dann auf Prag vor, wobei es sich noch mit den kaiserlichen Truppen unter
Bucquoi vereinigte, so daß es rund 35 000 Mann zählte, als es Anfang November vor
Prag am Weißen Berg stand. Friedrich hatte rund 25 000 Mann, die aber die Anhöhe
des Weißen Berges besetzt hielten. Er selbst war nicht bei seinem Heer.
Am 7. November gegen Mittag begann die erste große Feldschlacht des 17. Jahrhun-
derts, die mit einem glänzenden Sieg der Liga endete. Friedrichs Schicksal war in
kaum einer Stunde entschieden. 5000 Tote bedeckten das Schlachtfeld, Friedrichs
Heer floh nach allen Seiten. In einer guten Stunde hatte Friedrich Reich und Krone
verloren; denn als ihn die Nachricht von der Niederlage in Prag ereilte, ließ er alles
im Stich und floh über Schlesien nach Brandenburg. Der Spott der Sieger nannte ihn
fortan Winterkönig, und Spott und Verachtung trafen ihn nicht zu Unrecht. Anstatt
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schen Kurfürsten von Ferdinand abzuziehen. So kühn aber das diplomatische Spiel
eingefädelt war, so jämmerlich war seine Durchführung. Die Kurpfalz vereitelte
nicht nur nicht Ferdinands Wahl, sondern brachte es sogar fertig, seine Wahl mit ih-
rer Stimme zur einstimmigen zu machen.
Die böhmischen Stände jedenfalls hatten Friedrich V. (1610-1632) von der Pfalz am
26. August 1619, zwei Tage vor der Kaiserwahl in Frankfurt, zum König von Böh-
men gewählt und Ferdinand damit die Krone entzogen. Als diese Prager Vorgänge
in Frankfurt kurz nach der Kaiserwahl bekannt wurden, schied FerdinandII. (1619-
1637) im Groll vom Pfalzgrafen und versicherte sich umgehend der Unterstützung
der Liga. Auf der Rückreise nach Wien verband er sich in München mit Maximilian
von Bayern gegen weitestgehende Versprechungen - unter anderem wurde dem
bayerischen Herzog die langersehnte pfälzische Kurwürde zugesichert.
Friedrich V. bekam es nun doch mit der Angst vor der eigenen Courage zu tun und
zögerte, die Krone Böhmens anzunehmen. Anfang Oktober 1619 tat er es doch, ver-
führt von ihrem Glanz und gedrängt von seinen Ratgebern. Noch vor Ende des Mo-
nats begab sich das kurfürstliche Paar nach Böhmen. Beim Auszug aus Heidelberg
fehlte es an düsteren Ahnungen nicht. Doch zuerst erneuerten sich der höfische
Glanz und der gewohnte Reigen der Feste, deren die leichtsinnigen jungen Fürst-
lichkeiten so sehr bedurften. Am 31. Oktober 1619 zog der pfälzische Hof in Prag
ein, und am 4. November wurden Friedrich und Elisabeth feierlich gekrönt. Es folg-
ten Huldigungen und Hoffeste und die Geburt und die Taufe eines weiteren Prinzen.
Daß sich Böhmen im Bürgerkrieg befand, Mansfeld und Bucquoi im Lande Truppen
unterhielten, kaum Steuern eingingen und das ganze Staatswesen in Unordnung
war, nahm der neue König nur zögernd zur Kenntnis. Statt dessen verfiel Kirchenrat
Scultetus auf die Idee, in Prag zur Verbreitung des Calvinismus einen Bildersturm zu
entfesseln und wollte sogar die Statuen des heiligen Nepomuk von den Moldaubrük-
ken entfernen, womit er die Katholiken in Böhmen, aber auch die Lutheraner in der
Union vor den Kopf stieß.
Während die böhmischen Verhältnisse eher verworrener wurden, ergriff die Liga
die Initiative. Anfang Dezember wurde die Aufstellung eines Heeres von 25 000
Mann beschlossen und Maximilian der Oberbefehl übertragen. Am 29. Januar 1620
erklärte Kaiser Ferdinand II. die böhmische Wahl Friedrichs für unrechtmäßig und
die Wähler des Pfalzgrafen für Hochverräter. Im Juli wurde über Friedrich die
Reichsacht verhängt und das Heer der Liga mit ihrer Exekution beauftragt. Durch
meisterhafte Diplomatie war es dem Kaiser und Maximilian von Bayern gelungen,
die Union von Friedrich zu trennen; man konnte glaubwürdig versichern, es gehe
nur um Ferdinands älteres Recht in Böhmen.
Maximilian überschritt mit dem Heer der Liga am 25. August 1620 die böhmischen
Grenzen und forderte Friedrich auf, sich der kaiserlichen Gnade zu unterwerfen.
Nachdem Friedrich abgelehnt hatte, rückte das Heer der Liga langsam erst auf Pil-
sen und dann auf Prag vor, wobei es sich noch mit den kaiserlichen Truppen unter
Bucquoi vereinigte, so daß es rund 35 000 Mann zählte, als es Anfang November vor
Prag am Weißen Berg stand. Friedrich hatte rund 25 000 Mann, die aber die Anhöhe
des Weißen Berges besetzt hielten. Er selbst war nicht bei seinem Heer.
Am 7. November gegen Mittag begann die erste große Feldschlacht des 17. Jahrhun-
derts, die mit einem glänzenden Sieg der Liga endete. Friedrichs Schicksal war in
kaum einer Stunde entschieden. 5000 Tote bedeckten das Schlachtfeld, Friedrichs
Heer floh nach allen Seiten. In einer guten Stunde hatte Friedrich Reich und Krone
verloren; denn als ihn die Nachricht von der Niederlage in Prag ereilte, ließ er alles
im Stich und floh über Schlesien nach Brandenburg. Der Spott der Sieger nannte ihn
fortan Winterkönig, und Spott und Verachtung trafen ihn nicht zu Unrecht. Anstatt
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