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Breternitz, Patrick; Universität zu Köln [Mitarb.]
Quellen und Forschungen zum Recht im Mittelalter (Band 12): Königtum und Recht nach dem Dynastiewechsel: das Königskapitular Pippins des Jüngeren — Ostfildern: Jan Thorbecke Verlag, 2020

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https://doi.org/10.11588/diglit.74404#0104
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4.1 Die Metrologie des fränkischen Silberdenars

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abhängigkeit zu dieser Zeit. Erst im Rahmen der Sachsenkriege Karls des Großen
konnten die Gebiete der Friesen endgültig unterworfen werden.24 Unter Pippin
waren die Friesen also in unterschiedlichem Grade von den Franken abhängig.
Daher sind die friesischen Sceattas und vor allem das Ende ihrer Produktion
auch für die Frage nach dem Münzwesen Pippins relevant.
In diesem Abschnitt soll nach einigen methodisch-metrologischen Vorbe-
merkungen zunächst die Ausgangslage skizziert werden, die Pippin beim Dy-
nastiewechsel in Bezug auf das Münzwesen vorfand. Dies gilt sowohl für den
merowingischen Silberdenar als auch für die friesischen Sceattas. Anschließend
sollen die unterschiedlichen Thesen diskutiert werden, welche Veränderung(en)
Pippin vorgenommen haben mag.
4.1.1 Methodisch-metrologische Vorbemerkungen
Der Wert der frühmittelalterlichen Münzen war durch ihren Silberfeingehalt und
durch ihr Gewicht bestimmt. Diese beiden Faktoren sind bei der Untersuchung
der Wertentwicklung von den merowingischen Silberdenaren hin zu den De-
naren Pippins von Belang. Auf diesem Wege könnte es theoretisch auch möglich
sein, innerhalb der erhaltenen Münzen Pippins unterschiedliche Standards zu
differenzieren und verschiedene Phasen seiner Prägungen zu postulieren.25 Eine
solche naturwissenschaftliche Untersuchung der numismatischen Quellen mag
auf den ersten Blick exakt und objektiv erscheinen. Beim näheren Hinsehen
zeigen sich jedoch Probleme, die die Erkenntnismöglichkeiten einer solchen
Herangehensweise stark einschränken. Dies gilt nicht nur für den Silberfeinge-
halt, sondern selbst für die Gewichtsentwicklung.
Verglichen mit dem Wiegen ist die Ermittlung der Metallzusammensetzung
einer Münze deutlich aufwendiger. Seit einiger Zeit können für diese Analysen
zerstörungsfreie Messmethoden eingesetzt werden. Die gängigen Messverfah-
ren sind Untersuchungen mit dem Rasterelektronenmikroskop, die Röntgen-
fluoreszenzanalyse und die Massenspektrometrie.26 Bei der Untersuchung mit
einem Rasterelektronenmikroskop wird das Untersuchungsobjekt in einem
Vakuum analysiert. Das Objekt wird mit einem Elektronenstrahl beschossen, der
nach einem festgelegten Raster über die Untersuchungsstelle geführt wird. Die
Elektronen werden von dem Objekt zurückgestreut (Rückstreuelektronenkon-
trast), was gemessen werden kann. Unterschiedliche Elemente strahlen unter-
schiedlich zurück, so dass über Messung der Rückstrahlung Rückschlüsse auf
die Zusammensetzung der Probe möglich sind. Bei der Röntgenfluoreszenz-
analyse wird ein Untersuchungsobjekt mit Röntgenstrahlung bestrahlt. Ab einer
bestimmten Energie entsteht an der getroffenen Stelle ebenfalls Strahlung
(Röntgenfluoreszenz), die gemessen werden kann. Wie viel Energie für die Er-

24 Vgl. Blok, Franken, S. 61 f.; dens., Fränkische periode, S. 296-299; van der Tuuk, Franken, S. 163-
165.

25 Einen solchen Ansatz verfolgt beispielsweise Lafaurie, Numismatique, S. 42-44.

26 Die folgenden Ausführungen orientieren sich an Matteini — Moles, Untersuchungsmethoden.
 
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