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4. Münzen
von einem längeren Prägezeitraum, vermutlich über die gesamte Königszeit
aus.255
Seit Booth' erster Studie von 1984 stieg die Zahl northumbrischer Münzen
durch Metalldetektorfunde jedoch drastisch an, so dass die Forschung sich
mittlerweile ein viel besseres und differenzierteres Bild vom northumbrischen
Münzwesen des 8. Jahrhunderts machen kann. Auf Grundlage des heutigen
Kenntnisstandes will Booth nicht mehr ausschließen, dass die unterschiedlichen
Klassen von Eadberhts Münzen auch gleichzeitig oder teilweise gleichzeitig
geprägt worden sein können.256 In diesem Fall ist es nicht mehr nötig, einen
längeren Zeitraum anzusetzen, um die Varianz der erhaltenen Münzen durch
eine Abfolge zu erklären. Die numismatischen Quellen geben also keinen An-
haltspunkt, zu welchem Zeitpunkt (vor oder nach Pippins Münzreform) Ead-
berht anfing, seinen Namen auf Münzen prägen zu lassen. Die Gestaltung seiner
Münzen unterscheidet sich außerdem in einem wichtigen Detail von Pippins
Emissionen, und zwar fehlt ein Bezug auf das Königtum völlig. Mit seiner Ent-
scheidung, seinen Namen auf Münzen prägen zu lassen, griff Eadberht ein
Element der Münzgestaltung auf, das schon einer seiner Vorgänger König Ald-
frith verwendet hatte.257 Aufgrund der Datierungsproblematik ist es nicht
möglich, zu beweisen, dass die northumbrischen Münzen als Vorbild Pippins
dienten. Andererseits scheiden die Münzen aufgrund ihrer Gestaltung als Vor-
bild für die Verwendung des Königstitels aus. Die bloße Nennung des Herr-
schernamens ist jedoch, wie ein Blick in die Mittelmeerwelt zeigt, für die erste
Hälfte des 8. Jahrhunderts nichts völlig Exzeptionelles, so dass sie unabhängig
von den chronologischen Problemen nicht dazu berechtigt, eine direkte Beein-
flussung Pippins durch Eadberth zu postulieren.258
Im Fall von Beonna ist festzuhalten, dass die Fundorte seiner Münzen sich
fast ausschließlich auf East Anglia konzentrieren.259 Eine der Ausnahmen stellt
ein Exemplar dar, das in Dorestad gefunden wurde.260 Andersherum ist jedoch
2009 nur wenige Kilometer von der Küste entfernt in Sedgeford (Norfolk), das im
Gebiet dieses angelsächsischen Königreiches lag, ein Denar Pippins aus Dore-
255 Vgl. Booth, Sceattas, S. 80. Eine Übersicht über die Gestaltung von Eadberhts Münzen findet sich
auch bei Pirie, Coins, S. 78 f.
256 Vgl. Booth, Notes, S. 196; Booth, Northumbrian Coinage, S. 84: „It is clear that the classes of
Eadberht's coinage were deliberately ,differenced' from each other, but whether they represent
different sequential issues, different moneyers, different places of mintage, or a combination of
these factors is still undetermined."
257 Vgl. Booth, Notes, S. 193-195, 199. Die Forschung nimmt an, dass in der northumbrischen
Münzgeschichte die Sceattaserie J das Bindeglied zwischen Aldfrith und Eadberht ist. Vgl.
Metcalf, Thrymsas and Sceattas, Bd. 3, S. 366 f., Naismith, Kings, S. 302 f.
258 Zu den Langobarden vgl. unten Kap. 4.3.2. Zu den byzantinischen Münzen und ihrer Botschaft
vgl. Morrisson, Byzance, S. 57-60.
259 Vgl. Archibald, Coinage. Neufunde verzeichnet Naismith, Kings, S. 310 Anm. 93. Neben den
Münzen Beonnas scheinen parallel auch mehrere Sceattaserien in Gebrauch gewesen zu sein,
wie Metcalf, Currency, betont.
260 Die 1836 gefundene Münze aus Dorestad ist verschollen. Vgl. Archibald, Coinage, S. 27; NUMIS
1059602.
4. Münzen
von einem längeren Prägezeitraum, vermutlich über die gesamte Königszeit
aus.255
Seit Booth' erster Studie von 1984 stieg die Zahl northumbrischer Münzen
durch Metalldetektorfunde jedoch drastisch an, so dass die Forschung sich
mittlerweile ein viel besseres und differenzierteres Bild vom northumbrischen
Münzwesen des 8. Jahrhunderts machen kann. Auf Grundlage des heutigen
Kenntnisstandes will Booth nicht mehr ausschließen, dass die unterschiedlichen
Klassen von Eadberhts Münzen auch gleichzeitig oder teilweise gleichzeitig
geprägt worden sein können.256 In diesem Fall ist es nicht mehr nötig, einen
längeren Zeitraum anzusetzen, um die Varianz der erhaltenen Münzen durch
eine Abfolge zu erklären. Die numismatischen Quellen geben also keinen An-
haltspunkt, zu welchem Zeitpunkt (vor oder nach Pippins Münzreform) Ead-
berht anfing, seinen Namen auf Münzen prägen zu lassen. Die Gestaltung seiner
Münzen unterscheidet sich außerdem in einem wichtigen Detail von Pippins
Emissionen, und zwar fehlt ein Bezug auf das Königtum völlig. Mit seiner Ent-
scheidung, seinen Namen auf Münzen prägen zu lassen, griff Eadberht ein
Element der Münzgestaltung auf, das schon einer seiner Vorgänger König Ald-
frith verwendet hatte.257 Aufgrund der Datierungsproblematik ist es nicht
möglich, zu beweisen, dass die northumbrischen Münzen als Vorbild Pippins
dienten. Andererseits scheiden die Münzen aufgrund ihrer Gestaltung als Vor-
bild für die Verwendung des Königstitels aus. Die bloße Nennung des Herr-
schernamens ist jedoch, wie ein Blick in die Mittelmeerwelt zeigt, für die erste
Hälfte des 8. Jahrhunderts nichts völlig Exzeptionelles, so dass sie unabhängig
von den chronologischen Problemen nicht dazu berechtigt, eine direkte Beein-
flussung Pippins durch Eadberth zu postulieren.258
Im Fall von Beonna ist festzuhalten, dass die Fundorte seiner Münzen sich
fast ausschließlich auf East Anglia konzentrieren.259 Eine der Ausnahmen stellt
ein Exemplar dar, das in Dorestad gefunden wurde.260 Andersherum ist jedoch
2009 nur wenige Kilometer von der Küste entfernt in Sedgeford (Norfolk), das im
Gebiet dieses angelsächsischen Königreiches lag, ein Denar Pippins aus Dore-
255 Vgl. Booth, Sceattas, S. 80. Eine Übersicht über die Gestaltung von Eadberhts Münzen findet sich
auch bei Pirie, Coins, S. 78 f.
256 Vgl. Booth, Notes, S. 196; Booth, Northumbrian Coinage, S. 84: „It is clear that the classes of
Eadberht's coinage were deliberately ,differenced' from each other, but whether they represent
different sequential issues, different moneyers, different places of mintage, or a combination of
these factors is still undetermined."
257 Vgl. Booth, Notes, S. 193-195, 199. Die Forschung nimmt an, dass in der northumbrischen
Münzgeschichte die Sceattaserie J das Bindeglied zwischen Aldfrith und Eadberht ist. Vgl.
Metcalf, Thrymsas and Sceattas, Bd. 3, S. 366 f., Naismith, Kings, S. 302 f.
258 Zu den Langobarden vgl. unten Kap. 4.3.2. Zu den byzantinischen Münzen und ihrer Botschaft
vgl. Morrisson, Byzance, S. 57-60.
259 Vgl. Archibald, Coinage. Neufunde verzeichnet Naismith, Kings, S. 310 Anm. 93. Neben den
Münzen Beonnas scheinen parallel auch mehrere Sceattaserien in Gebrauch gewesen zu sein,
wie Metcalf, Currency, betont.
260 Die 1836 gefundene Münze aus Dorestad ist verschollen. Vgl. Archibald, Coinage, S. 27; NUMIS
1059602.