4.3 Geldgeschichte außerhalb des Frankenreichs in der Mitte des 8. Jahrhunderts
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Änderungen.247 Nicht nur die zeitliche Übereinstimmung, sondern auch die
Tatsache, dass angelsächsische Könige wieder ihren Namen auf Münzen prägen
ließen, machen deutlich, dass diese Veränderungen beiderseits des Kanals
ebenso wie der Metallwechsel im 7. Jahrhundert nicht losgelöst voneinander
betrachtet werden können, sondern von einer Beeinflussung ausgegangen
werden muss.
Die Prozesse der (gegenseitigen) Beeinflussung zu rekonstruieren, ist kein
leichtes Unterfangen. Erschwert wird dies vor allem dadurch, dass für das
England der Mitte des 8. Jahrhunderts fast keine Schriftquellen zur Verfügung
stehen, ja die Münzen für manche Könige wie Beonna gar zur Hauptquellen-
gruppe werden.248 In insgesamt vier verschiedenen angelsächsischen Reichen
taucht der Königsname neu beziehungsweise wieder auf Münzen auf, und zwar
in Northumbria unter Eadberht, in East Anglia unter Beonna und Alberht/
/Ethelbert I.249, in Mercia unter Offa sowie in Kent unter Heahberht und Egbert II.
Die Münzen Offas und der beiden Könige von Kent stammen eindeutig aus der
Zeit nach Pippins Reform, scheiden also als Vorbilder aus. Rory Naismith, der die
Münzreformen in den vier angelsächsischen Reichen und dem Frankenreich
vergleichend untersuchte — allerdings ohne Berücksichtigung des langobardi-
schen Münzwesens -, vertritt die Ansicht, dass die Entwicklung in Northumbria
und East Anglia ihren Anfang genommen und Pippins Reform beeinflusst, wenn
nicht sogar ausgelöst habe.250
Naismiths These steht und fällt damit, wann die Münzreformen Eadberhts
sowie Beonnas und Alberhts innerhalb ihrer jeweiligen Regierungszeit zeitlich
verortet werden können.251 Die Regierungszeit König Eadberhts von North-
umbria lässt sich für das England des 8. Jahrhunderts erstaunlich gut datieren.
Sein Vorgänger Ceolwulf trat, wie mehrere Quellen übereinstimmend berichten,
737 ins Kloster Lindisfarne ein.252 Eadberht selbst übertrug 758 die Herrschaft an
Oswulf und zog sich ins geistige Leben zurück, bis er 768 verstarb.253 Naismith
setzt den Beginn der Münzprägung mit Verweis auf James Booth, einem der
führenden Spezialisten für northumbrische Münzen, für den Beginn von Ead-
berhts Königszeit an, auch wenn er selbst die Unmöglichkeit einer genauen
Datierung einräumt.254 Booth ging zunächst aufgrund der Vielzahl von Stempel
247 Die neuen Münzen, die die alten Sceattas ablösten, werden von der Forschung meist als Pennys
bezeichnet. Manche Forscher wie Naismith, Britain, verwenden diesen Begriff bereits für die
angelsächsischen Sceattas.
248 Eine Quellenübersicht bietet Yorke, Kings, S. 1-9, 25, 58-60, 72-74, 100 f.
249 Alberht könnte mit König TEthelberht I. identisch sein, dessen Königtum ansonsten nur durch
eine einzige Münze im Stile der Münzen Offas belegt ist. Vgl. dazu Archibald — Fenwick, Ethel-
bert I, S. 9.
250 Vgl. Naismith, Kings; dens., Britain, S. 8. Zu einer Beeinflussung Pippins durch angelsächsische
Vorbilder vgl. auch Story, Connections, S. 23 f.
251 Dies räumt Naismith, Britain, S. 137, auch selbst ein.
252 Vgl. PASE, s.v. Ceolwulf 3. King of the Northumbrians mit Quellenangaben.
253 Vgl. PASE, s.v. Eadberht 11. King of the Northumbrians mit Quellenangaben.
254 Vgl. Naismith, Kings, S. 304: „Eadberht's reform cannot be dated exactly — early in his reign
(c. 740?) is most likely — but its effects were considerable." Vgl. auch Naismith, Britain, S. 116f.
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Änderungen.247 Nicht nur die zeitliche Übereinstimmung, sondern auch die
Tatsache, dass angelsächsische Könige wieder ihren Namen auf Münzen prägen
ließen, machen deutlich, dass diese Veränderungen beiderseits des Kanals
ebenso wie der Metallwechsel im 7. Jahrhundert nicht losgelöst voneinander
betrachtet werden können, sondern von einer Beeinflussung ausgegangen
werden muss.
Die Prozesse der (gegenseitigen) Beeinflussung zu rekonstruieren, ist kein
leichtes Unterfangen. Erschwert wird dies vor allem dadurch, dass für das
England der Mitte des 8. Jahrhunderts fast keine Schriftquellen zur Verfügung
stehen, ja die Münzen für manche Könige wie Beonna gar zur Hauptquellen-
gruppe werden.248 In insgesamt vier verschiedenen angelsächsischen Reichen
taucht der Königsname neu beziehungsweise wieder auf Münzen auf, und zwar
in Northumbria unter Eadberht, in East Anglia unter Beonna und Alberht/
/Ethelbert I.249, in Mercia unter Offa sowie in Kent unter Heahberht und Egbert II.
Die Münzen Offas und der beiden Könige von Kent stammen eindeutig aus der
Zeit nach Pippins Reform, scheiden also als Vorbilder aus. Rory Naismith, der die
Münzreformen in den vier angelsächsischen Reichen und dem Frankenreich
vergleichend untersuchte — allerdings ohne Berücksichtigung des langobardi-
schen Münzwesens -, vertritt die Ansicht, dass die Entwicklung in Northumbria
und East Anglia ihren Anfang genommen und Pippins Reform beeinflusst, wenn
nicht sogar ausgelöst habe.250
Naismiths These steht und fällt damit, wann die Münzreformen Eadberhts
sowie Beonnas und Alberhts innerhalb ihrer jeweiligen Regierungszeit zeitlich
verortet werden können.251 Die Regierungszeit König Eadberhts von North-
umbria lässt sich für das England des 8. Jahrhunderts erstaunlich gut datieren.
Sein Vorgänger Ceolwulf trat, wie mehrere Quellen übereinstimmend berichten,
737 ins Kloster Lindisfarne ein.252 Eadberht selbst übertrug 758 die Herrschaft an
Oswulf und zog sich ins geistige Leben zurück, bis er 768 verstarb.253 Naismith
setzt den Beginn der Münzprägung mit Verweis auf James Booth, einem der
führenden Spezialisten für northumbrische Münzen, für den Beginn von Ead-
berhts Königszeit an, auch wenn er selbst die Unmöglichkeit einer genauen
Datierung einräumt.254 Booth ging zunächst aufgrund der Vielzahl von Stempel
247 Die neuen Münzen, die die alten Sceattas ablösten, werden von der Forschung meist als Pennys
bezeichnet. Manche Forscher wie Naismith, Britain, verwenden diesen Begriff bereits für die
angelsächsischen Sceattas.
248 Eine Quellenübersicht bietet Yorke, Kings, S. 1-9, 25, 58-60, 72-74, 100 f.
249 Alberht könnte mit König TEthelberht I. identisch sein, dessen Königtum ansonsten nur durch
eine einzige Münze im Stile der Münzen Offas belegt ist. Vgl. dazu Archibald — Fenwick, Ethel-
bert I, S. 9.
250 Vgl. Naismith, Kings; dens., Britain, S. 8. Zu einer Beeinflussung Pippins durch angelsächsische
Vorbilder vgl. auch Story, Connections, S. 23 f.
251 Dies räumt Naismith, Britain, S. 137, auch selbst ein.
252 Vgl. PASE, s.v. Ceolwulf 3. King of the Northumbrians mit Quellenangaben.
253 Vgl. PASE, s.v. Eadberht 11. King of the Northumbrians mit Quellenangaben.
254 Vgl. Naismith, Kings, S. 304: „Eadberht's reform cannot be dated exactly — early in his reign
(c. 740?) is most likely — but its effects were considerable." Vgl. auch Naismith, Britain, S. 116f.