4.2 Münzen Pippins als Medium
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4.2 Münzen Pippins als Medium
Walter Pohl schreibt Münzen für mittelalterliche Verhältnisse den Charakter
eines Massenmediums zu.114 Für diese Einschätzung spricht nicht nur die hohe
Anzahl der hergestellten Exemplare, die, auch wenn nur wenige Exemplare
erhalten sind, in die Zehn- bis Hundertausende gegangen sein muss,115 sondern
auch die Zirkulation der Münzen durch lokalen und Fernhandel. Teilweise
wurden Denare Pippins am anderen Ende oder sogar außerhalb des Franken-
reichs gefunden.116
In den friesischen Gebieten bedeuten die Münzen Pippins eine noch stärkere
Zäsur im Hinblick auf die Gestaltung der Münzen. Denn der größte Unterschied
zwischen den friesischen Sceattas und den fränkischen Silberdenaren, sowohl
den merowingischen als auch den karolingischen, war ihre Schriftlosigkeit. Auf
den merowingischen Silberdenaren hingegen ist die Schrift das wichtigste Ele-
ment. Die Gestaltung der merowingischen Silberdenare zeichnet sich durch eine
große Heterogenität aus, die auch unter Pippin nicht überwunden wurde.
Von den Denaren Pippins sind knapp über 250 Exemplare überliefert.117 Bei
einem Teil von ihnen gehen mehrere Exemplare auf dieselben Stempel zurück. Es
sind also weitaus weniger als 250 Emissionen bekannt. Eine Reihe von Münz-
stätten ist insgesamt nur durch eine oder sehr wenige Münzen belegt. Aus an-
deren Orten sind hingegen mehrere Emissionen bekannt. Die Zuweisung der
Münzen, auf denen der Ortsname in der Regel nur abgekürzt ist, an konkrete
114 Vgl. Pohl, Identitätsträger, S. 22 f.
115 Vgl. Kluge, Am Beginn, S. 46, der davon ausgeht, dass weniger als ein Prozent der Münzen
überliefert ist.
116 So wurde beispielsweise ein Denar Pippins in Nordjütland auf dem Hügel Möllebakke bei
Aalborg gefunden. Vgl. Völckers, Münzfunde, S. 68, 153; Garipzanov, Scandinavia, S. 88 Nr. 16.
117 Die meisten bekannten Münzen sind verzeichnet bei Depeyrot, Numeraire carolingien. Coupland,
Rezension Depeyrot, betont die Mängel des Werkes, und zwar einerseits nicht wenige Dubletten
unter den angeführten Exemplaren und andererseits das Fehlen vieler Exemplare. Coupland,
S. 582, stuft die bei Depeyrot genannten Zahlen von bekannten Exemplaren als wenig verlässlich
ein: „What this means is that this catalogue can be used to give a general idea of the number of
coins produced — very few, a fair number, or a great many — but nothing more precise than that."
Couplands Kritik ist nicht unberechtigt. Das numismatische Schrifttum ist, wie Klülendorf, Part
oder Solo, S. 260 f., beklagt, selbst für den Fachnumismatiker nicht mehr in seiner Vollständigkeit
zu überschauen. Für Vertreter von Nachbarfächern wie beispielsweise der Geschichte sei es
umso schwerer, die numismatische Literatur zu überblicken. Nicht wenige Publikationen ge-
nügen nicht wissenschaftlichen Standards, wie Kluge, Numismatik, S. 45, betont: „Neben diesen
ausgezeichneten Leistungen stehen aber auch solche, in denen durch Idealismus und Eifer die
begrenzten Kenntnisse und methodischen Schwächen nicht aufgewogen sind. Eine methodisch
unorthodoxe Herangehensweise ist für einen nicht unwesentlichen Teil der Sammler-Literatur
charakteristisch." Als Resultat dieser schwierigen Forschungslage erhebt der Verfasser nicht den
Anspruch, alle über Depeyrot hinausgehenden, publizierten Münzen Pippins zu kennen, hofft
aber, die meisten von ihnen zur Kenntnis genommen zu haben. Auch bei der älteren und neuen
Literatur zu und über bereits von Depeyrot publizierten Münzen konnte aufgrund der ge-
nannten Schwierigkeiten dem Anspruch auf vollständige Kenntnisnahme nicht Genüge getan
werden.
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4.2 Münzen Pippins als Medium
Walter Pohl schreibt Münzen für mittelalterliche Verhältnisse den Charakter
eines Massenmediums zu.114 Für diese Einschätzung spricht nicht nur die hohe
Anzahl der hergestellten Exemplare, die, auch wenn nur wenige Exemplare
erhalten sind, in die Zehn- bis Hundertausende gegangen sein muss,115 sondern
auch die Zirkulation der Münzen durch lokalen und Fernhandel. Teilweise
wurden Denare Pippins am anderen Ende oder sogar außerhalb des Franken-
reichs gefunden.116
In den friesischen Gebieten bedeuten die Münzen Pippins eine noch stärkere
Zäsur im Hinblick auf die Gestaltung der Münzen. Denn der größte Unterschied
zwischen den friesischen Sceattas und den fränkischen Silberdenaren, sowohl
den merowingischen als auch den karolingischen, war ihre Schriftlosigkeit. Auf
den merowingischen Silberdenaren hingegen ist die Schrift das wichtigste Ele-
ment. Die Gestaltung der merowingischen Silberdenare zeichnet sich durch eine
große Heterogenität aus, die auch unter Pippin nicht überwunden wurde.
Von den Denaren Pippins sind knapp über 250 Exemplare überliefert.117 Bei
einem Teil von ihnen gehen mehrere Exemplare auf dieselben Stempel zurück. Es
sind also weitaus weniger als 250 Emissionen bekannt. Eine Reihe von Münz-
stätten ist insgesamt nur durch eine oder sehr wenige Münzen belegt. Aus an-
deren Orten sind hingegen mehrere Emissionen bekannt. Die Zuweisung der
Münzen, auf denen der Ortsname in der Regel nur abgekürzt ist, an konkrete
114 Vgl. Pohl, Identitätsträger, S. 22 f.
115 Vgl. Kluge, Am Beginn, S. 46, der davon ausgeht, dass weniger als ein Prozent der Münzen
überliefert ist.
116 So wurde beispielsweise ein Denar Pippins in Nordjütland auf dem Hügel Möllebakke bei
Aalborg gefunden. Vgl. Völckers, Münzfunde, S. 68, 153; Garipzanov, Scandinavia, S. 88 Nr. 16.
117 Die meisten bekannten Münzen sind verzeichnet bei Depeyrot, Numeraire carolingien. Coupland,
Rezension Depeyrot, betont die Mängel des Werkes, und zwar einerseits nicht wenige Dubletten
unter den angeführten Exemplaren und andererseits das Fehlen vieler Exemplare. Coupland,
S. 582, stuft die bei Depeyrot genannten Zahlen von bekannten Exemplaren als wenig verlässlich
ein: „What this means is that this catalogue can be used to give a general idea of the number of
coins produced — very few, a fair number, or a great many — but nothing more precise than that."
Couplands Kritik ist nicht unberechtigt. Das numismatische Schrifttum ist, wie Klülendorf, Part
oder Solo, S. 260 f., beklagt, selbst für den Fachnumismatiker nicht mehr in seiner Vollständigkeit
zu überschauen. Für Vertreter von Nachbarfächern wie beispielsweise der Geschichte sei es
umso schwerer, die numismatische Literatur zu überblicken. Nicht wenige Publikationen ge-
nügen nicht wissenschaftlichen Standards, wie Kluge, Numismatik, S. 45, betont: „Neben diesen
ausgezeichneten Leistungen stehen aber auch solche, in denen durch Idealismus und Eifer die
begrenzten Kenntnisse und methodischen Schwächen nicht aufgewogen sind. Eine methodisch
unorthodoxe Herangehensweise ist für einen nicht unwesentlichen Teil der Sammler-Literatur
charakteristisch." Als Resultat dieser schwierigen Forschungslage erhebt der Verfasser nicht den
Anspruch, alle über Depeyrot hinausgehenden, publizierten Münzen Pippins zu kennen, hofft
aber, die meisten von ihnen zur Kenntnis genommen zu haben. Auch bei der älteren und neuen
Literatur zu und über bereits von Depeyrot publizierten Münzen konnte aufgrund der ge-
nannten Schwierigkeiten dem Anspruch auf vollständige Kenntnisnahme nicht Genüge getan
werden.