Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Breternitz, Patrick; Universität zu Köln [Mitarb.]
Quellen und Forschungen zum Recht im Mittelalter (Band 12): Königtum und Recht nach dem Dynastiewechsel: das Königskapitular Pippins des Jüngeren — Ostfildern: Jan Thorbecke Verlag, 2020

DOI Seite / Zitierlink:
https://doi.org/10.11588/diglit.74404#0194
Lizenz: Creative Commons - Namensnennung - Weitergabe unter gleichen Bedingungen
Überblick
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
5.5 Rechtspflege in Pippins Urkunden

193

5.5 Rechtspflege in Pippins Urkunden
5.5.1 Immunitätsurkunden
Wie bei den schon näher untersuchten Zollurkunden176 besteht auch bei den
Immunitätsurkunden und gerade bei den einschlägigen Deperdita das Problem,
dass nicht in allen Fällen sicher zwischen einer Bestätigung und einer Verleihung
durch Pippin unterschieden werden kann. Bei Immunitätsbestätigungen kommt
hinzu, dass der Begriff immunitas und das Konzept Immunität selbst, wie bereits
oben angesprochen wurde, einer Entwicklung unterworfen waren.177 Es darf also
nicht grundsätzlich vorausgesetzt werden, dass bei der Bestätigung einer deut-
lich älteren Immunitätsurkunde noch exakt dasselbe unter immunitas verstanden
wurde wie zum Zeitpunkt der Verleihung.
5.5.1.1 Hausmeierzeit
Unter den erhaltenen Urkunden und den Deperdita der Arnulfinger beschäftigt
sich nur eine einzige Urkunde mit Immunitäten. Es handelt sich um eine Im-
munitätsbestätigung für Bischof Domnolus von Mäcon.178 Bei einem Brand sei
eine ältere Immunitätsurkunde des Bistums vernichtet worden, weshalb Dom-
nolus um Ersatz gebeten habe, wie es in der Narratio heißt.179 Die Ersatzurkunde
vom 1. Januar 743 fiel noch in die Zeit, in der Pippin und Karlmann ohne me-
rowingischen König regierten.180 Bereits am 2. März des Jahres urkundete Chil-
derich III. in einer Immunitätsangelegenheit zugunsten der Kirche von Le
Mans.181 Weitere Immunitätsdiplome Childerichs III. gelten als unecht.182 Bei
einem von Kölzer als zweifelhaft eingestuften Deperditum ist nicht zu ent-
scheiden, ob es Childerich II. oder Childerich III. zuzuweisen ist.183 Zu 728 ist ein

176 Vgl. oben Kap. 3.1.

177 Vgl. oben Kap. 5.1.1.

178 Vgl. MGH D Arnulf. 17, S. 39-41.

179 Vgl. MGH D Arnulf. 17, S. 40 Z. 5-7: [...] quod illa immunitas que antea ad ipsam casam Dei facta fuit
anno superiori sit igne concremata ob neglegentiam custodientis, nobis hoc petiit ut ipsam immunitatem
ex nostro nomine ad ipsam casam Dei renovare vel adfirmare deberemus.

180 Vgl. Heidrich, Titulatur, S. 121f. Der frühestmögliche Zeitpunkt, zu dem Childerich III. zum
König gemacht worden sein kann, ist umstritten. Die Diskussion kreist um die Einstufung einer
Privaturkunde aus Weißenburg ohne Königsdatierung vom 15. Februar und die Frage, mit wie
viel Zeitverzögerung gerechnet werden darf, bis die Kunde von der Königserhebung in Wei-
ßenburg eingetroffen sein dürfte. Vgl. RI I, Nr. 45a; Weidemann, Chronologie, S. 213; Glatthaar,
Bonifatius, S. 141-145. Selbst wenn die Krönung bereits im Januar stattgefunden hätte, kann
ausgeschlossen werden, dass Pippin am 1. Januar wider besseren Wissens ohne Königsdatie-
rung urkundet, finden sich doch in den mit Datierung überlieferten Hausmeierurkunden stets
eine Datierung nach Childerichs Königsjahren. Vgl. MGH DD Arnulf. 18, S. 42 Z. 35, Arnulf. 21,
S. 48 Z. 26, Arnulf. 22, S. 50 Z. 25.

181 Vgl. MGH D Merov. 190, Bd. 1, S. 473 f. Die Urkunde ist interpoliert.

182 Vgl. MGH DD Merov. 191-194, Bd. 1, S. 475-485.

183 Vgl. MGH DD Merov. Dep. 405, Bd. 2, S. 665.
 
Annotationen