II
JOHANN NEUDORFER UND SEINE NACHRICHTEN.
durch Missgunst des Geschicks die ursprüngliche Handschrift
unauffindbar gemacht, dagegen ist eine Unzahl Abschriften vor-
handen, die wenn auch in den Hauptsachen gleichlautend, doch
in Nebenumständen abweichen und wegen späterer Einschal-
tungen und Nachträge, die nicht blos über das Jahr der Abfas-
sung des Urmanuscripts sondern auch überNeudörfer's
Todesjahr (i 563) hinausgehen und daher zwar möglicherweise
richtig sind, aber doch einen apokryphischen Charakter tragen,
bedenklich zu gebrauchen sind.
NeudÖrfer's Lebensverhältnisse, welche in der Kürze zu
berühren hier verstattet sein wird, obwohl Doppelmayr und
besonders Will in dem Gelehrten-Lexikon (iy5y) und dann in
den Münzbelustigungen (1765) nach den ihnen kundgewordenen
Materialien über ihn geschrieben haben, gehen ursprünglich
nicht über das Mass der gewöhnlichen Bürgerlichkeit hinaus.
Geboren 1497, was aus den auf ihn geschlagenen Medaillen,
von denen Doppelmayr und Will Abbildungen geben, und seiner
Grabschrift hervorgeht, Sohn Steifan NeudÖrfer's, eines Kürsch-
ners, dessen Namen man nur aus der vom Sohn geschriebenen
und in kindlicher Pietät den Nachrichten am Schluss angefügten
Lebensnotiz kennt, mag er einen guten Schulunterricht genossen
haben, wie er denn selbst des Caspar Schrnid als seines Lehrers
rühmend gedenkt, auch den Erhärt Etzlaub als seinen Lehrer
in der Coss oder Algebra namhaft macht. Ob Paulus Vischcr,
der Canzleischreibcr, den er auch seinen treuen Lehrer nennt,
ihm eigentlichen Unterricht ertheilt, oder ihn nur durch guten
Rath und Vorbild gefördert habe, lässt man, wie seines Orts
bemerkt ist, dahin gestellt. Auch ob er auf dem Handwerk gear-
beitet, glaubt schon Will in Abrede stellen zu müssen, und die
Bekanntschaft mit den Handwerksausdrücken, die in dem Bericht
über seinen Vater ersichtlich ist, kann bei dem Sohn des Hauses
gar nicht befremden und berechtigt nicht zu weitern Lolgerungen.
Der strebsame und forschende Geist des jungen Mannes zog
JOHANN NEUDORFER UND SEINE NACHRICHTEN.
durch Missgunst des Geschicks die ursprüngliche Handschrift
unauffindbar gemacht, dagegen ist eine Unzahl Abschriften vor-
handen, die wenn auch in den Hauptsachen gleichlautend, doch
in Nebenumständen abweichen und wegen späterer Einschal-
tungen und Nachträge, die nicht blos über das Jahr der Abfas-
sung des Urmanuscripts sondern auch überNeudörfer's
Todesjahr (i 563) hinausgehen und daher zwar möglicherweise
richtig sind, aber doch einen apokryphischen Charakter tragen,
bedenklich zu gebrauchen sind.
NeudÖrfer's Lebensverhältnisse, welche in der Kürze zu
berühren hier verstattet sein wird, obwohl Doppelmayr und
besonders Will in dem Gelehrten-Lexikon (iy5y) und dann in
den Münzbelustigungen (1765) nach den ihnen kundgewordenen
Materialien über ihn geschrieben haben, gehen ursprünglich
nicht über das Mass der gewöhnlichen Bürgerlichkeit hinaus.
Geboren 1497, was aus den auf ihn geschlagenen Medaillen,
von denen Doppelmayr und Will Abbildungen geben, und seiner
Grabschrift hervorgeht, Sohn Steifan NeudÖrfer's, eines Kürsch-
ners, dessen Namen man nur aus der vom Sohn geschriebenen
und in kindlicher Pietät den Nachrichten am Schluss angefügten
Lebensnotiz kennt, mag er einen guten Schulunterricht genossen
haben, wie er denn selbst des Caspar Schrnid als seines Lehrers
rühmend gedenkt, auch den Erhärt Etzlaub als seinen Lehrer
in der Coss oder Algebra namhaft macht. Ob Paulus Vischcr,
der Canzleischreibcr, den er auch seinen treuen Lehrer nennt,
ihm eigentlichen Unterricht ertheilt, oder ihn nur durch guten
Rath und Vorbild gefördert habe, lässt man, wie seines Orts
bemerkt ist, dahin gestellt. Auch ob er auf dem Handwerk gear-
beitet, glaubt schon Will in Abrede stellen zu müssen, und die
Bekanntschaft mit den Handwerksausdrücken, die in dem Bericht
über seinen Vater ersichtlich ist, kann bei dem Sohn des Hauses
gar nicht befremden und berechtigt nicht zu weitern Lolgerungen.
Der strebsame und forschende Geist des jungen Mannes zog