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Galerie Flechtheim [Contr.]
Der Querschnitt — 10.1930

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Heft 1
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Duff, Charles: Empire und Lebertran
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https://doi.org/10.11588/diglit.73550#0025

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Prohibition in den Vereinigten Staaten hatte die Welt keine ähnlichen Ausschrei-
tungen gesehen. Wie jede Ausschreitung löste auch diese den Katzenjammer aus.
In London revoltierte man gegen Lebertran. Ein kühner Geist wagte die
Behauptung aufzustellen, Lebertran könne als eine ölige Substanz keine Vitamine
enthalten. Diese Ketzerei griff bald um sich. Zuerst England, dann die Domi-
nions, später die Kolonien, noch etwas später die Mandatsgebiete und endlich
alle jene Gebiete, die reif waren, englische Mandatsgebiete zu werden, verfielen
ihr. In größerem
Abstande folgten
die übrigen Welt-
mächte. So stark
war die Weltpropa-
ganda geworden,
daß die kraftvollen
Norweger, die seit
Jahrhunderten auf
Lebertran gezüch-
tet worden waren,
sich mit Abscheu
von ihm abwand-
ten.
Die wirtschaft-
liche Folge dieser
psychischen Welt-
revolution blieb
nicht aus. Die Neu-
fundlandfischer,
die den Rohstoff
des Lebertrans zu
fangen hatten,wur-
den erwerbslos und
verarmten. Wenn
die Menschheit
oder ihre Teile
schwer geprüft
werden, pflegt ein
Mann zu erschei-
nen, der Mann die-
ser Stunde. Wie
in jenen dunklen

Tagen, als Paris nach einer wissenschaftlichen Methode der Menschenaus-
rottung schrie und in Doktor Guillotin seinen Retter fand, erstand jetzt Neu-
fundland der Retter. Es war jener große Mann von gottähnlicher Vision und
«einem vollständigen Mangel jeder Hemmung, dem England zahllose Statuen,
Büsten und Reiterdenkmäler errichtet hat. Eines dieser Denkmäler stellt
Hen großen Mann dar, wie er, heiligenscheinumhaucht, im Sattel eines vier-

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