Galerie Flechtheim [Contr.]
Der Querschnitt
— 10.1930
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Heft 10
DOI article:Eloesser, Arthur: Wo bleiben die deutschen Autoren
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Ottomar Starke
WO BLEIBEN DIE DEUTSCHEN AUTOREN
Von
ARTHUR ELOESSER
Jedes Theaterjahr beginnt mit der Frage: Wo bleiben die deutschen Autoren ?
Jedes Theaterjahr endet mit der Klage und Anklage: Wo blieben die deutschen
Autoren ? Die Theaterdirektoren stehen als Schurken da, die Dramaturgen als
Ignoranten, die Kritiker als fahrlässig Gleichgültige, die wieder einmal die natio-
nalen Belange nicht verteidigt haben gegen die Überfremdung der deutschen
Bühne.
Leute, die von der Existenz der Berner Konvention nichts wissen, rufen schon
nach Schutzzöllen, nach Kontingentierung, wollen die Theatervertriebe, die die
Einfuhr nach Deutschland besorgen, unter Staatsaufsicht stellen. Und wenn es
auch richtig sein sollte, daß diese Vermittlungsstellen im freien Handel mit dem
Ausland, von keinen tariflichen Bestimmungen eingeschränkt, an ausländischen
Produkten mehr als an inländischen verdienen sollen oder verdienen können, es
ist kaum eine unter ihnen, die sich im Interesse eines gewissen literarischen
Prestiges nicht zur Feilhaltung von deutschen Stücken in ihrem Laden veranlaßt
fühlt. Nur daß das eingeführte Produkt in der Regel den Vorteil hat, schon irgend-
wo gespielt und im Feuer erprobt zu sein. Die deutsche Verpackung der fremden
Importen bekommt eine Reklame mit, die ungefähr lautet: Serienerfolg in Paris
von fünfhundert, in London von tausend, in Amerika von viertausend Auf-
führungen. Dieser Garantieschein kann dem ungespielten oder unerprobten
deutschen Autor für den sorgenden Theaterdirektor nicht beigelegt werden.
Unsere Bühnenschriftsteller konkurrieren gegen eine schon vollzogene Sichtung
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