Mensch mehr sprach, mehr als 50 000 Pfund heraus. Norman Douglas hat mit
seiner Schriftstellerei wahrscheinlich weniger verdient als jeder andere Sterbliche,
der über fünfzehn Jahre mit Verlegern zu tun hatte. Seine besten, frühen Reise-
bücher „In old Calabria", „Fountains in the Sand" und „Siren Land" wurden
eingestampft oder zurückgesetzt und nicht mehr viel gekauft. Da er dringend
Geld brauchte, verkaufte er das Copyright von „Southwind" für eine Summe,
über die sich sein Verleger ewig im Grabe umdrehen würde, wenn er eben etwas
anderes als ein Verleger gewesen wäre. Und literarische Ausbeuter, Betrüger,
Schmarotzer, Blutsauger haben ihm das bißchen noch geraubt, das er durch den
Verkauf seiner Bücher herausbekam, nachdem er berühmt geworden war. Wenn
man bedenkt, daß sein jährliches Einkommen heute viel weniger als 1500 Pfund
beträgt, während James Barry, dessen literarische Gefühlsduseleien seit 25 Jahren
dem englischen Publikum Tränen und Gold entlocken, für „The little Minister"
50 000 Pfund bekommen hat, beginnt man zu verstehen, daß kein intelligenter
Mensch von Selbstachtung und Noblesse diesen reüssierenden Schwindel-
unternehmungen seine Produktion besonders gern überläßt.
H. D. Lawrence ist ein anderer Autor, der im allgemeinen für enorm reich
gehalten wird, trotzdem ich authentisch weiß, daß dieser Mann bis vor kurzem
seine Tantiemenvorschüsse abgearbeitet und erst im letzten Jahr an seinen
Büchern wirklich verdient hat. „Lady Shatterlys lover", von den englischen
Autoritäten und der Presse verrissen, ging ausgezeichnet und lenkte die Auf-
merksamkeit des Bourgeois, von dessen Gunst der englische Schriftsteller voll-
ständig abhängig ist, auch auf seine früheren Arbeiten. Ich glaube, daß er während
des letzten halben Jahres das Doppelte von dem verdient hat, was ihm die letzten
sechs Jahre insgesamt eingebracht haben. Ich weiß, daß er es sich sogar erlauben
konnte, 500 Pfund Vorschuß von dem Verleger, der seinen „Pansies" herausgab,
noch vor Abschluß des Vertrages zu verlangen. Ich weiß, daß zur Zeit der wahn-
sinnigen Inflationshausse die Verleger jede kleinste verfügbare Arbeit auf-
stöberten, die ihm zugeschrieben werden konnte, um sie als Luxusausgabe heraus-
zubringen. Sogar eine kleine Novelle, die vor Jahren in einem zweitklassigen
Magazin gestanden hatte, wurde wieder hervorgezerrt, um ein paar Schlüpfrig-
keiten bereichert, damit der gierige Sammler auch auf seine Kosten komme, und
auf handgeschöpftem Bütten in erlesensten Typen herausgebracht. Aber mit allem
Drum und Dran verdient er nicht mehr als 10 000 Pfund im Jahr, eine Summe,
die ein schlichter Bourgeois zwischen 9 Uhr früh und 5 Uhr nachmittags bei einer
Hausse in Corned-beef-Aktien gewinnen kann.
Gute Leistungen in der Schriftstellerei haben schon gutes Geld gebracht, aber
weniger gute im Fleischhandel bringen noch viel mehr. Wenn ein Schriftsteller,
weil er Glück hat oder Publikumsgeschmack ist, mehr verdient, als das, womit
er gerade sein Bier bezahlen kann, macht die Presse davon gleich so viel Auf-
hebens, daß nur diejenigen, die über den Autor genau orientiert sind, ganz sicher
sein können, daß er nicht eine Witwe ihrer Ersparnisse wegen abgemurkst hat.
Und hat ein Autor es schließlich wirklich zu etwas Geld gebracht, gleich stimmt
die Presse ein Loblied auf die materiellen Chancen geistiger Arbeit an. Aber tat-
sächlich haben nur wenige englische Schriftsteller ein Vermögen von mehr als
50 000 Pfund hinterlassen. Die bekanntesten unter ihnen seien hier genannt:
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seiner Schriftstellerei wahrscheinlich weniger verdient als jeder andere Sterbliche,
der über fünfzehn Jahre mit Verlegern zu tun hatte. Seine besten, frühen Reise-
bücher „In old Calabria", „Fountains in the Sand" und „Siren Land" wurden
eingestampft oder zurückgesetzt und nicht mehr viel gekauft. Da er dringend
Geld brauchte, verkaufte er das Copyright von „Southwind" für eine Summe,
über die sich sein Verleger ewig im Grabe umdrehen würde, wenn er eben etwas
anderes als ein Verleger gewesen wäre. Und literarische Ausbeuter, Betrüger,
Schmarotzer, Blutsauger haben ihm das bißchen noch geraubt, das er durch den
Verkauf seiner Bücher herausbekam, nachdem er berühmt geworden war. Wenn
man bedenkt, daß sein jährliches Einkommen heute viel weniger als 1500 Pfund
beträgt, während James Barry, dessen literarische Gefühlsduseleien seit 25 Jahren
dem englischen Publikum Tränen und Gold entlocken, für „The little Minister"
50 000 Pfund bekommen hat, beginnt man zu verstehen, daß kein intelligenter
Mensch von Selbstachtung und Noblesse diesen reüssierenden Schwindel-
unternehmungen seine Produktion besonders gern überläßt.
H. D. Lawrence ist ein anderer Autor, der im allgemeinen für enorm reich
gehalten wird, trotzdem ich authentisch weiß, daß dieser Mann bis vor kurzem
seine Tantiemenvorschüsse abgearbeitet und erst im letzten Jahr an seinen
Büchern wirklich verdient hat. „Lady Shatterlys lover", von den englischen
Autoritäten und der Presse verrissen, ging ausgezeichnet und lenkte die Auf-
merksamkeit des Bourgeois, von dessen Gunst der englische Schriftsteller voll-
ständig abhängig ist, auch auf seine früheren Arbeiten. Ich glaube, daß er während
des letzten halben Jahres das Doppelte von dem verdient hat, was ihm die letzten
sechs Jahre insgesamt eingebracht haben. Ich weiß, daß er es sich sogar erlauben
konnte, 500 Pfund Vorschuß von dem Verleger, der seinen „Pansies" herausgab,
noch vor Abschluß des Vertrages zu verlangen. Ich weiß, daß zur Zeit der wahn-
sinnigen Inflationshausse die Verleger jede kleinste verfügbare Arbeit auf-
stöberten, die ihm zugeschrieben werden konnte, um sie als Luxusausgabe heraus-
zubringen. Sogar eine kleine Novelle, die vor Jahren in einem zweitklassigen
Magazin gestanden hatte, wurde wieder hervorgezerrt, um ein paar Schlüpfrig-
keiten bereichert, damit der gierige Sammler auch auf seine Kosten komme, und
auf handgeschöpftem Bütten in erlesensten Typen herausgebracht. Aber mit allem
Drum und Dran verdient er nicht mehr als 10 000 Pfund im Jahr, eine Summe,
die ein schlichter Bourgeois zwischen 9 Uhr früh und 5 Uhr nachmittags bei einer
Hausse in Corned-beef-Aktien gewinnen kann.
Gute Leistungen in der Schriftstellerei haben schon gutes Geld gebracht, aber
weniger gute im Fleischhandel bringen noch viel mehr. Wenn ein Schriftsteller,
weil er Glück hat oder Publikumsgeschmack ist, mehr verdient, als das, womit
er gerade sein Bier bezahlen kann, macht die Presse davon gleich so viel Auf-
hebens, daß nur diejenigen, die über den Autor genau orientiert sind, ganz sicher
sein können, daß er nicht eine Witwe ihrer Ersparnisse wegen abgemurkst hat.
Und hat ein Autor es schließlich wirklich zu etwas Geld gebracht, gleich stimmt
die Presse ein Loblied auf die materiellen Chancen geistiger Arbeit an. Aber tat-
sächlich haben nur wenige englische Schriftsteller ein Vermögen von mehr als
50 000 Pfund hinterlassen. Die bekanntesten unter ihnen seien hier genannt:
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