Galerie Flechtheim [Mitarb.]
Der Querschnitt
— 10.1930
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https://doi.org/10.11588/diglit.73550#0149
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Heft 2
DOI Artikel:Wedderkop, Hermann von: Deutsche Klassiker
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oder ein bißchen weltlicher: Entzückung an Laura:
Leierklang erklang aus Paradieses Fernen,
Harfenschwung aus angenehmern Sternen,
Ras' ich in mein trunkenes Ohr ^u ziehen ;
Meine Muse fühlt die Schäferstunde,
Wenn von deinem wollustheißen Munde,
Silbertöne ungern fliehen.
oder — Melancholie:
Laura — Sonnenaufgangsglut
Brennt in deinen goldnen Blicken
oder, wenn seine Minna vorübergeht, ohne ihn zu kennen:
Die am Arme seichter Toren,
Blähend, mit dem Fächer ficht,
Eitel in sich selbst verloren —
Meine Minna ist es nicht.
Hon dem Sommerhute nicken
Stolze Federn, mein Geschenk,
Schleifen, die den Busen schmücken,
Rufen : Minna sei gedenk!
Blumen, die ich selbst erzogen
Zieren Brust und Locken noch —
In den Trümmern deiner Schöne
Seh ich dich verlassen gehn,
Weinend in die Blumenszene
Deines Mai's drücke sehn.
Die Gedichte der „zweiten Periode" beginnen mit dem Hymnus an die Freude,
der vielleicht ein bißchen zu viel Weltgefühl hat, um ausgesprochen antik
anzumuten:
Freude sprudelt in Pokalen; Brüder, fliegt von euren Sitzen,
In der Traube goldnem Blut Wenn der volle Römer kreist,
Trinken Sanftmuth Kannibalen, Laßt den Schaum ^um Himmel spritzen :
die Verzweiflung Heldenmuth -Dieses Glas zum guten Geist!
Aber schon „die Künstler" reden eine andere, sozusagen mehr statuarische
Sprache:
Wie schön, o Mensch, mit deinem Palmenzweige
Stehst du an des Jahrhunderts Neige
In edler, stolzer Männlichkeit -
die sich dann austobt in den Übersetzungen verschiedener Bücher der Aeneide
mit je weit mehr als hundert Versen, während er in der „dritten Periode" sich
schließlich ganz gefunden hat. Denn hier figurieren nicht nur der „Ring des
Polykrates" mit so schönen Versen wie z. B.
Und nimmt aus einem schwarzen Becken,
Noch blutig zu der Beiden Schrecken,
Ein wohlbekanntes Haupt hervor.
Oder in den „Kranichen", die geradezu die Apotheose dieser vollkommen ent-
deutschten, d. h. vollkommen sublimierten Form darstellen, wo solche vollende-
ten Wendungen vorkommen, wie z. B. für den Begriff: schneller gehen: „und
munter fördert er die Schritte". Oder so etwas:
Zum Kampfe muß er sich bereiten,
Doch bald ermattet sinkt die Hand,
Sie hat der Leier zarte Saiten,
Doch nie des Bogens Kraft gespannt.
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Leierklang erklang aus Paradieses Fernen,
Harfenschwung aus angenehmern Sternen,
Ras' ich in mein trunkenes Ohr ^u ziehen ;
Meine Muse fühlt die Schäferstunde,
Wenn von deinem wollustheißen Munde,
Silbertöne ungern fliehen.
oder — Melancholie:
Laura — Sonnenaufgangsglut
Brennt in deinen goldnen Blicken
oder, wenn seine Minna vorübergeht, ohne ihn zu kennen:
Die am Arme seichter Toren,
Blähend, mit dem Fächer ficht,
Eitel in sich selbst verloren —
Meine Minna ist es nicht.
Hon dem Sommerhute nicken
Stolze Federn, mein Geschenk,
Schleifen, die den Busen schmücken,
Rufen : Minna sei gedenk!
Blumen, die ich selbst erzogen
Zieren Brust und Locken noch —
In den Trümmern deiner Schöne
Seh ich dich verlassen gehn,
Weinend in die Blumenszene
Deines Mai's drücke sehn.
Die Gedichte der „zweiten Periode" beginnen mit dem Hymnus an die Freude,
der vielleicht ein bißchen zu viel Weltgefühl hat, um ausgesprochen antik
anzumuten:
Freude sprudelt in Pokalen; Brüder, fliegt von euren Sitzen,
In der Traube goldnem Blut Wenn der volle Römer kreist,
Trinken Sanftmuth Kannibalen, Laßt den Schaum ^um Himmel spritzen :
die Verzweiflung Heldenmuth -Dieses Glas zum guten Geist!
Aber schon „die Künstler" reden eine andere, sozusagen mehr statuarische
Sprache:
Wie schön, o Mensch, mit deinem Palmenzweige
Stehst du an des Jahrhunderts Neige
In edler, stolzer Männlichkeit -
die sich dann austobt in den Übersetzungen verschiedener Bücher der Aeneide
mit je weit mehr als hundert Versen, während er in der „dritten Periode" sich
schließlich ganz gefunden hat. Denn hier figurieren nicht nur der „Ring des
Polykrates" mit so schönen Versen wie z. B.
Und nimmt aus einem schwarzen Becken,
Noch blutig zu der Beiden Schrecken,
Ein wohlbekanntes Haupt hervor.
Oder in den „Kranichen", die geradezu die Apotheose dieser vollkommen ent-
deutschten, d. h. vollkommen sublimierten Form darstellen, wo solche vollende-
ten Wendungen vorkommen, wie z. B. für den Begriff: schneller gehen: „und
munter fördert er die Schritte". Oder so etwas:
Zum Kampfe muß er sich bereiten,
Doch bald ermattet sinkt die Hand,
Sie hat der Leier zarte Saiten,
Doch nie des Bogens Kraft gespannt.
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