vielen Fällen von erheblichem Katzenjammer gefolgt zu sein pflegen, was bei
geistigen Genüssen niemals der Fall sein kann. Vergeistigte Partnerwahl würde
bedeuten, daß die beiden Liebenden sich fragen, ob ihre Liebe neben ihrer
individuellen Glückseligkeit noch Glück für jedermann bedeutet, oder ob ihr
Lebensglück mit dem Unglück anderer Leute erkauft werden muß. Die
Zukunft wird alle jene Menschen als Verbrecher ansehen, die so gehandelt
haben wie die Helden der Vorzeit, die in der Regel für ihre eigene Ehre oder für
die Ehre einer verwandten Gruppe, Glück und Leben aller anderen Menschen zu
opfern pflegten. Der Held der Zukunft schlägt nicht länger Gegner tot, er hilft
der Menschheit aus der größten Not.
Die einzelnen Typen der Menschen, welche für das Liebesleben und seine
Dauer entscheidend sind, sind bei der unlösbaren Verflechtung aller Menschen
mit der heutigen Menschheit nicht mehr so streng geschieden wie zu den Zeiten,
wo man Hirtenvölker, Jägervölker und Ackerbauer unterscheiden konnte. Diese
drei Hauptberufe der Menschheit haben in dem Menschen Eigenschaften ge-
züchtet, welche sich in der äußeren Gestalt der Menschen ausdrückten, indem
diejenigen Typen ausgerottet wurden im Lebenskampf, welche für die betreffende
Beschäftigung ungeeignet erschienen.
Der Urjäger schuf die Raubehe, bei welcher die Frau, wie alles, was er über-
wältigen konnte, als Beute angesehen wurde. Diese Verknüpfung von Raub, bei
welchem es meist blutig herging und später sogar blutig hergehen mußte, mit
Sexualgenuß schuf eine Geistesverfassung, welche wir beim heutigen Menschen als
sadistische Lustmordveranlagung kennen. Der Lustmörder ist ein wiedergekehrter
Mensch der Vorzeit, bei welchem sich die früher als heldenhaft gepriesene Ver-
knüpfung von Blutdurst und Geschlechtsleben erhalten hat, wobei die Übertragung
des Blutverlangens auf das sexuelle Opfer stattfand. Noch vor kurzem durfte bei
den Dajaks auf Borneo kein Jüngling heiraten, der nicht einen Menschenkopf der
Auserwählten als Pfand seiner Mannhaftigkeit vor die Füße legte. Bei diesen
Völkern ist also heute noch die Verknüpfung von Menschenschlachtung und
Hochzeit eine überaus innige. Wir dürfen vermuten, daß diese Sitte früher auf
der ganzen Erde weit verbreitet herrschte und erst später die Raubehe in die
Kaufehe des Hirtentypus überging, als der Mensch gelernt hatte, Wildtiere zu
zähmen und zu Haustieren zu machen. War für den Jäger nach seiner gewohnten
Beschäftigung das Weib die Beute, so war für den Urhirten nach seiner Beschäfti-
gung das Weib das Haustier. Immerhin ein großer Fortschritt, welcher den Be-
ginn eines geordneten Familienlebens anbahnte. Viehzucht und Geldwirtschaft
stehen in der allerinnigsten Beziehung in der Menschheit, da die Tiere wie das
Kapital, welches auf Zinsen verborgt wird, sich ohne Arbeit des Menschen
vermehren, und das lateinische Wort für Geld, pecunia, bedeutet im Deutschen
soviel wie Viecherei. An Stelle der Fürstenbildnisse waren nämlich auf den ältesten
Geldmünzen der Menschheit Tierbilder geprägt, welche angaben, für welches
Tier das betreffende Geldstück umgetauscht werden konnte. Man tauschte also
ein Geldstück mit dem Bild eines Hundes gegen einen Hund, mit dem Bilde
eines Rindes gegen ein Rind und mit dem Bilde einer Frau gegen eine Sklavin.
Da aber Tiere um so besser gedeihen und sich vermehren, je liebevoller sie be-
handelt werden, war das Los der Frauen bei den Hirtenvölkern ein weit milderes
U, B. HEIDELBERG
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geistigen Genüssen niemals der Fall sein kann. Vergeistigte Partnerwahl würde
bedeuten, daß die beiden Liebenden sich fragen, ob ihre Liebe neben ihrer
individuellen Glückseligkeit noch Glück für jedermann bedeutet, oder ob ihr
Lebensglück mit dem Unglück anderer Leute erkauft werden muß. Die
Zukunft wird alle jene Menschen als Verbrecher ansehen, die so gehandelt
haben wie die Helden der Vorzeit, die in der Regel für ihre eigene Ehre oder für
die Ehre einer verwandten Gruppe, Glück und Leben aller anderen Menschen zu
opfern pflegten. Der Held der Zukunft schlägt nicht länger Gegner tot, er hilft
der Menschheit aus der größten Not.
Die einzelnen Typen der Menschen, welche für das Liebesleben und seine
Dauer entscheidend sind, sind bei der unlösbaren Verflechtung aller Menschen
mit der heutigen Menschheit nicht mehr so streng geschieden wie zu den Zeiten,
wo man Hirtenvölker, Jägervölker und Ackerbauer unterscheiden konnte. Diese
drei Hauptberufe der Menschheit haben in dem Menschen Eigenschaften ge-
züchtet, welche sich in der äußeren Gestalt der Menschen ausdrückten, indem
diejenigen Typen ausgerottet wurden im Lebenskampf, welche für die betreffende
Beschäftigung ungeeignet erschienen.
Der Urjäger schuf die Raubehe, bei welcher die Frau, wie alles, was er über-
wältigen konnte, als Beute angesehen wurde. Diese Verknüpfung von Raub, bei
welchem es meist blutig herging und später sogar blutig hergehen mußte, mit
Sexualgenuß schuf eine Geistesverfassung, welche wir beim heutigen Menschen als
sadistische Lustmordveranlagung kennen. Der Lustmörder ist ein wiedergekehrter
Mensch der Vorzeit, bei welchem sich die früher als heldenhaft gepriesene Ver-
knüpfung von Blutdurst und Geschlechtsleben erhalten hat, wobei die Übertragung
des Blutverlangens auf das sexuelle Opfer stattfand. Noch vor kurzem durfte bei
den Dajaks auf Borneo kein Jüngling heiraten, der nicht einen Menschenkopf der
Auserwählten als Pfand seiner Mannhaftigkeit vor die Füße legte. Bei diesen
Völkern ist also heute noch die Verknüpfung von Menschenschlachtung und
Hochzeit eine überaus innige. Wir dürfen vermuten, daß diese Sitte früher auf
der ganzen Erde weit verbreitet herrschte und erst später die Raubehe in die
Kaufehe des Hirtentypus überging, als der Mensch gelernt hatte, Wildtiere zu
zähmen und zu Haustieren zu machen. War für den Jäger nach seiner gewohnten
Beschäftigung das Weib die Beute, so war für den Urhirten nach seiner Beschäfti-
gung das Weib das Haustier. Immerhin ein großer Fortschritt, welcher den Be-
ginn eines geordneten Familienlebens anbahnte. Viehzucht und Geldwirtschaft
stehen in der allerinnigsten Beziehung in der Menschheit, da die Tiere wie das
Kapital, welches auf Zinsen verborgt wird, sich ohne Arbeit des Menschen
vermehren, und das lateinische Wort für Geld, pecunia, bedeutet im Deutschen
soviel wie Viecherei. An Stelle der Fürstenbildnisse waren nämlich auf den ältesten
Geldmünzen der Menschheit Tierbilder geprägt, welche angaben, für welches
Tier das betreffende Geldstück umgetauscht werden konnte. Man tauschte also
ein Geldstück mit dem Bild eines Hundes gegen einen Hund, mit dem Bilde
eines Rindes gegen ein Rind und mit dem Bilde einer Frau gegen eine Sklavin.
Da aber Tiere um so besser gedeihen und sich vermehren, je liebevoller sie be-
handelt werden, war das Los der Frauen bei den Hirtenvölkern ein weit milderes
U, B. HEIDELBERG
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