schläge gesehen, die irgendwo einen kleinen freundlichen Faden verbergen.
Wenn man an diesem noch so leicht zieht, öffnet sich der Umschlag und enthüllt
die Zeitschrift. Aber da war kein Zeichen einer Kordel im Umschlag, und so
suchte ich nach meinem Brieföffner. Ich gebrauche meinen Brieföffner nicht oft,
da es eigentlich rascher und natürlicher ist, den menschlichen Finger zu benutzen,
aber hier fühlte ich, daß ein Problem vorlag, für dessen Lösung Brieföffner
erfunden wurden. Ich liebe meinen Brieföffner, da er einer der wenigen Gegen-
stände in meinem Besitz ist, die ich durch Diebstahl erworben habe. Er gehörte
früher der Regierung seiner Majestät und trägt in seiner Mitte die Buchstaben
S. O., d. h. Stationary Office. Er hat einen schwarzen Ebenholzgriff, eine Stahl-
scheide, die elegant gebogen wie der Hals eines Schwanes aussieht. Man dringt
mit dem Ende in den Umschlag ein und schiebt den Öffner gerade entlang. Der
Umschlag soll dann abfallen.
Jedoch in diesem Falle war kein Raum zwischen dem Umschlag und der
Zeitschrift, nicht genug, um selbst der dünnen Klinge meines Brieföffners einen
Aufenthalt geben zu können. Alles, was geschah, war, daß der Brieföffner dieses
Ding angriff, kleine dreieckige Papierchen aus dem Umschlag herausriß und so
den gelben glänzenden Rücken der Zeitschrift zerriß und verwundete. Ich legte
den Brieföffner hin und versuchte, den Umschlag zu bewegen, entweder der
Länge oder der Runde nach die Zeitschrift zu entblößen. Ich hielt die Enden der
Zeitschrift in einer Hand, und mit der Handfläche der andern versuchte ich, erst
liebenswürdig und dann kraftvoll, dieses entsetzliche Ding wegzubekommen. Es
hielt sein Opfer in einer eisernen Umarmung. Die vorstehenden Enden der
Zeitschrift wurden zerrissen, aber der Umschlag selbst blieb vollendet, zusammen-
hängend und unversehrt. Es war nun klar, daß eine Seite dieses Umschlags, eine
innere Zunge des Ungeheuers, fest in den innersten Seiten der Zeitschrift saß, und
diese Entdeckung machte mich schließlich wütend.
Ich besitze einen Dolch, der mir vor vielen Jahren von einem Hotelbesitzer in
Marokko geschenkt wurde. Er hat eine gebogene Klinge und einen Horngriff.
Der letztere ist mit einem großen Bogen getriebenen Silbers verziert, der mit dem
Horn nur ziemlich lose verbunden ist. Mit dieser Waffe nun griff ich den Um-
schlag an. Ich quetschte meine Haut zwischen Silber und Griff, doch ich arbeitete
immer weiter, unaufhörlich. Nach einer halben Stunde war die Zeitschrift endlich
von ihrem Umschlag befreit. Sie lag da, zerstört und in Fetzen. Sie war wirklich
ein Querschnitt geworden, und der Umschlag stak noch jetzt in Streifen braunen
Papiers.
Ich war jetzt so ärgerlich, daß ich jede Hoffnung aufgab, meinen Artikel über
Ehescheidung zu schreiben. Ich ging hinaus in den Wald und hackte mit einer
schweren Axt. Und während ich hart auf Weißdorn loshackte, formulierte ich in
einer intensiv konzentrierten Form meinen Haß gegen alle unnotwendige gründ-
liche Tüchtigkeit.
Die Deutschen sind natürlich in dieser Beziehung die allergrößten Sünder. Sie
stellen sich vor, daß, wenn eine Sache leicht ist, sie notwendigerweise ober-
flächlich ist, und wenn sie schwer ist, muß sie notwendigerweise Tiefe besitzen.
Sie wühlen im Schaffen von Komplikationen und Schwierigkeiten, wo keine
Notwendigkeit besteht, daß sie existiert. Sie packen ihr Aspirin in Schachteln,
540
Wenn man an diesem noch so leicht zieht, öffnet sich der Umschlag und enthüllt
die Zeitschrift. Aber da war kein Zeichen einer Kordel im Umschlag, und so
suchte ich nach meinem Brieföffner. Ich gebrauche meinen Brieföffner nicht oft,
da es eigentlich rascher und natürlicher ist, den menschlichen Finger zu benutzen,
aber hier fühlte ich, daß ein Problem vorlag, für dessen Lösung Brieföffner
erfunden wurden. Ich liebe meinen Brieföffner, da er einer der wenigen Gegen-
stände in meinem Besitz ist, die ich durch Diebstahl erworben habe. Er gehörte
früher der Regierung seiner Majestät und trägt in seiner Mitte die Buchstaben
S. O., d. h. Stationary Office. Er hat einen schwarzen Ebenholzgriff, eine Stahl-
scheide, die elegant gebogen wie der Hals eines Schwanes aussieht. Man dringt
mit dem Ende in den Umschlag ein und schiebt den Öffner gerade entlang. Der
Umschlag soll dann abfallen.
Jedoch in diesem Falle war kein Raum zwischen dem Umschlag und der
Zeitschrift, nicht genug, um selbst der dünnen Klinge meines Brieföffners einen
Aufenthalt geben zu können. Alles, was geschah, war, daß der Brieföffner dieses
Ding angriff, kleine dreieckige Papierchen aus dem Umschlag herausriß und so
den gelben glänzenden Rücken der Zeitschrift zerriß und verwundete. Ich legte
den Brieföffner hin und versuchte, den Umschlag zu bewegen, entweder der
Länge oder der Runde nach die Zeitschrift zu entblößen. Ich hielt die Enden der
Zeitschrift in einer Hand, und mit der Handfläche der andern versuchte ich, erst
liebenswürdig und dann kraftvoll, dieses entsetzliche Ding wegzubekommen. Es
hielt sein Opfer in einer eisernen Umarmung. Die vorstehenden Enden der
Zeitschrift wurden zerrissen, aber der Umschlag selbst blieb vollendet, zusammen-
hängend und unversehrt. Es war nun klar, daß eine Seite dieses Umschlags, eine
innere Zunge des Ungeheuers, fest in den innersten Seiten der Zeitschrift saß, und
diese Entdeckung machte mich schließlich wütend.
Ich besitze einen Dolch, der mir vor vielen Jahren von einem Hotelbesitzer in
Marokko geschenkt wurde. Er hat eine gebogene Klinge und einen Horngriff.
Der letztere ist mit einem großen Bogen getriebenen Silbers verziert, der mit dem
Horn nur ziemlich lose verbunden ist. Mit dieser Waffe nun griff ich den Um-
schlag an. Ich quetschte meine Haut zwischen Silber und Griff, doch ich arbeitete
immer weiter, unaufhörlich. Nach einer halben Stunde war die Zeitschrift endlich
von ihrem Umschlag befreit. Sie lag da, zerstört und in Fetzen. Sie war wirklich
ein Querschnitt geworden, und der Umschlag stak noch jetzt in Streifen braunen
Papiers.
Ich war jetzt so ärgerlich, daß ich jede Hoffnung aufgab, meinen Artikel über
Ehescheidung zu schreiben. Ich ging hinaus in den Wald und hackte mit einer
schweren Axt. Und während ich hart auf Weißdorn loshackte, formulierte ich in
einer intensiv konzentrierten Form meinen Haß gegen alle unnotwendige gründ-
liche Tüchtigkeit.
Die Deutschen sind natürlich in dieser Beziehung die allergrößten Sünder. Sie
stellen sich vor, daß, wenn eine Sache leicht ist, sie notwendigerweise ober-
flächlich ist, und wenn sie schwer ist, muß sie notwendigerweise Tiefe besitzen.
Sie wühlen im Schaffen von Komplikationen und Schwierigkeiten, wo keine
Notwendigkeit besteht, daß sie existiert. Sie packen ihr Aspirin in Schachteln,
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