Galerie Flechtheim [Mitarb.]
Der Querschnitt
— 10.1930
Zitieren dieser Seite
Bitte zitieren Sie diese Seite, indem Sie folgende Adresse (URL)/folgende DOI benutzen:
https://doi.org/10.11588/diglit.73550#0335
DOI Heft:
Heft 4
DOI Artikel:Pringsheim, Klaus: Zustand heutiger Musik
DOI Seite / Zitierlink:https://doi.org/10.11588/diglit.73550#0335
nationalen Selbstbesinnung als treibende Kraft, und das heißt, daß es ein eher
konservativer Geist ist, von dem in den romanischen Ländern die Bemühung um
neue Musik gespeist ist. Nur bei uns kam es zu dieser konfusen und ein wenig
schieberischen Verquickung ä tout prix von künstlerischem und politischem
Radikalismus, der immer bereit ist, das eine mit dem andern zu decken. Nur bei
uns, ein Beispiel für viele, war der unsinnige Versuch möglich, das Novum Jazz
politisch-agitatorisch auszuschlachten (auf der Piscator-Bühne) und seinen aus
Amerika, wo es am bürgerlich-mondänsten ist, importierten Tanz- und Amüsier-
rhythmus als Rhythmus der kommunistischen Weltrevolution zu heroisieren.
(Die Russen haben darüber gelacht.) Und nur bei uns konnte sich als reaktionäre
Oppositionsparole der Name und Begriff Kulturbolschewismus etablieren, ein
greuliches Ungetüm von Generalnenner, auf den schließlich jedes artistische
217