ist: „para inglez ver" („Daß es der Engländer sieht"); wenn sie zum Beispiel
große prunkhafte Fassaden bauen, die eigentlich keinen rechten Zweck haben
und auch nie fertig werden, so ist das „para inglez ver". Auch die Kriegsflotte
scheint hauptsächlich diesen Sinn zu haben.
Zu den guten Dingen in Portugal gehört der Portwein; den besten bekommt
man sogar im Land nur durch Beziehungen. Aber auch der leichte Landwein
ist gut. Die Trauben werden mit den Füßen getreten, wie überhaupt die Land-
wirtschaft noch äußerst primitiv betrieben wird. Der Rest der Trauben wird
dann noch gepreßt, mit Wasser angesetzt und gibt das viel getrunkene „Agua pe"
(Fußwasser). Die portugiesische Küche ist zwar etwas wild, aber durchaus nicht
schlecht. Sie ist verschwenderisch, alles Fette ist sehr fett, alles Süße sehr süß,
und es wird viel und vielerlei gegessen. Die Hauptmahlzeit, abends, besteht aus
fünf bis sieben Gängen und Tee mit Süßigkeiten. Tee, auch grüner, wird im
Gegensatz zu Spanien viel getrunken und trägt die sonst ungebräuchliche
chinesische Bezeichnung „Cha". Den Kaffee lieben die Portugiesen leider mit
Zichorie. Das Beste, was es dort zu essen gibt, sind die Fische. Der Fischmarkt
von Lissabon ist der reichste von Europa, man kann dort in den Markthallen
die schönsten Meerungetüme kaufen. Auch die besten Ölsardinen sind bekannt-
lich die portugiesischen. Um so erstaunlicher ist es, daß das Lieblingsgericht der
Portugiesen eine Art Stockfisch ist, der an der Neufundländischen Küste (Terra
Nova) gefangen wird. Das einfache Volk ißt außer Fischen, Brot und Öl sehr
viel Zwiebeln und Knoblauch, wenn auch weniger als in Spanien. Die Deutschen,
die sich unten darauf versteifen, deutsch zu essen, leben sehr teuer; wer sich
aber etwas anpaßt, kann mit wenig Geld auskommen. Das Volk ist unglaublich
anspruchslos, weshalb auch die Löhne sehr niedrig sind. Ein Fabrikarbeiter
bekommt nach unserem Gelde durchschnittlich 2,50 Mk. am Tag, ein Land-
arbeiter 2 Mk. bis 2,50 Mk., und ein Dienstmädchen etwa 20 Mk. Monatslohn.
Es wird sehr viel Dienerschaft gehalten; man sieht auch Schwarze und ziemlich
viel französische und deutsche Kinderfräulein.
Hört man jemand Spanier und Portugiesen vergleichen, so kommen die
Portugiesen meist sehr schlecht dabei weg; aber in einigen Dingen sind sie den
Spaniern entschieden vorzuziehen. Sie sind ebenso liebenswürdig, aber ihre
Gastfreundschaft ist größer als die des Spaniers, der zwar sagt „Mein Haus steht
zu Ihrer Verfügung", aber doch sehr erstaunt wäre, wenn man diese Einladung
annähme. Die Portugiesen sind witzig, und ihre Sprache ist reich an Doppel-
deutigkeiten. Der Lissaboner Jargon ist selbst für jemand, der fließend portu-
giesisch spricht, nicht immer verständlich. Übrigens sollen sie als Geschäfts-
leute an Gerissenheit den Griechen gleichkommen. Sie sind freier, beweglicher,
zugänglicher als die Spanier. Die Tiere haben es bei ihnen auch um einige Grade
besser als in Spanien. Ich habe in Portugal nie so geschundene Esel gesehen wie
dort, und die menschlichere Form des Stierkampfes ist ja auch ein Beweis dafür.
(Es wird nicht mit alten, klapprigen Gäulen, sondern mit edlen Pferden gekämpft,
die der Stier nicht aufspießen kann, da seine Hörner durch Kugeln geschützt
sind.) Für Pferde haben sie viel Sinn, und es wird viel geritten. Das Lieblingstier
ist aber die Katze, die um keinen Preis getötet werden darf. Das hindert aber
nicht, daß man ihr keine besonderen Möglichkeiten gibt, Fett anzusetzen. In
446
große prunkhafte Fassaden bauen, die eigentlich keinen rechten Zweck haben
und auch nie fertig werden, so ist das „para inglez ver". Auch die Kriegsflotte
scheint hauptsächlich diesen Sinn zu haben.
Zu den guten Dingen in Portugal gehört der Portwein; den besten bekommt
man sogar im Land nur durch Beziehungen. Aber auch der leichte Landwein
ist gut. Die Trauben werden mit den Füßen getreten, wie überhaupt die Land-
wirtschaft noch äußerst primitiv betrieben wird. Der Rest der Trauben wird
dann noch gepreßt, mit Wasser angesetzt und gibt das viel getrunkene „Agua pe"
(Fußwasser). Die portugiesische Küche ist zwar etwas wild, aber durchaus nicht
schlecht. Sie ist verschwenderisch, alles Fette ist sehr fett, alles Süße sehr süß,
und es wird viel und vielerlei gegessen. Die Hauptmahlzeit, abends, besteht aus
fünf bis sieben Gängen und Tee mit Süßigkeiten. Tee, auch grüner, wird im
Gegensatz zu Spanien viel getrunken und trägt die sonst ungebräuchliche
chinesische Bezeichnung „Cha". Den Kaffee lieben die Portugiesen leider mit
Zichorie. Das Beste, was es dort zu essen gibt, sind die Fische. Der Fischmarkt
von Lissabon ist der reichste von Europa, man kann dort in den Markthallen
die schönsten Meerungetüme kaufen. Auch die besten Ölsardinen sind bekannt-
lich die portugiesischen. Um so erstaunlicher ist es, daß das Lieblingsgericht der
Portugiesen eine Art Stockfisch ist, der an der Neufundländischen Küste (Terra
Nova) gefangen wird. Das einfache Volk ißt außer Fischen, Brot und Öl sehr
viel Zwiebeln und Knoblauch, wenn auch weniger als in Spanien. Die Deutschen,
die sich unten darauf versteifen, deutsch zu essen, leben sehr teuer; wer sich
aber etwas anpaßt, kann mit wenig Geld auskommen. Das Volk ist unglaublich
anspruchslos, weshalb auch die Löhne sehr niedrig sind. Ein Fabrikarbeiter
bekommt nach unserem Gelde durchschnittlich 2,50 Mk. am Tag, ein Land-
arbeiter 2 Mk. bis 2,50 Mk., und ein Dienstmädchen etwa 20 Mk. Monatslohn.
Es wird sehr viel Dienerschaft gehalten; man sieht auch Schwarze und ziemlich
viel französische und deutsche Kinderfräulein.
Hört man jemand Spanier und Portugiesen vergleichen, so kommen die
Portugiesen meist sehr schlecht dabei weg; aber in einigen Dingen sind sie den
Spaniern entschieden vorzuziehen. Sie sind ebenso liebenswürdig, aber ihre
Gastfreundschaft ist größer als die des Spaniers, der zwar sagt „Mein Haus steht
zu Ihrer Verfügung", aber doch sehr erstaunt wäre, wenn man diese Einladung
annähme. Die Portugiesen sind witzig, und ihre Sprache ist reich an Doppel-
deutigkeiten. Der Lissaboner Jargon ist selbst für jemand, der fließend portu-
giesisch spricht, nicht immer verständlich. Übrigens sollen sie als Geschäfts-
leute an Gerissenheit den Griechen gleichkommen. Sie sind freier, beweglicher,
zugänglicher als die Spanier. Die Tiere haben es bei ihnen auch um einige Grade
besser als in Spanien. Ich habe in Portugal nie so geschundene Esel gesehen wie
dort, und die menschlichere Form des Stierkampfes ist ja auch ein Beweis dafür.
(Es wird nicht mit alten, klapprigen Gäulen, sondern mit edlen Pferden gekämpft,
die der Stier nicht aufspießen kann, da seine Hörner durch Kugeln geschützt
sind.) Für Pferde haben sie viel Sinn, und es wird viel geritten. Das Lieblingstier
ist aber die Katze, die um keinen Preis getötet werden darf. Das hindert aber
nicht, daß man ihr keine besonderen Möglichkeiten gibt, Fett anzusetzen. In
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