„Sehen Sie", sagte er zu seinen Gästen, „so verdiene ich meinen Lebensunter-
halt. Und wirklich — es geht! Musikunterricht — das ist doch solider als freie
Malerei; eine sichere Sache, eine Grundlage der Existenz, die die Eltern meiner
Braut endlich werden gelten lassen müssen! In der Musik könnte ich viel
leisten — der Unterricht solcher Rangen bedeutet mir natürlich nichts" — hier
sank seine Stimme —
Sie müssen wissen:
ich bin Virtuose —"
Das Spiel der Kna-
ben verstummte plötz-
lich; sie horchten auf,
staunend, mit offenen
Mäulern —
,Vorwärts, ihrFaul-
pelze!' fuhr Rousseau
sie an, und ihr Diedl-
diedl ging weiter.
Rousseau freute
sich, seinen Gästen
etwas anbieten zu
können. Aus einer
Kiste zog er eine Rot-
weinflasche, und in
der Nähe der Zahn-
bürste fand sich bald
ein Glas. Er putzte es
ein wenig mit dem
Mallappen; seine Ge-
wohnheit, zunächst
mit diesem an alle
greifbaren Dinge die-
ser Welt heranzutre-
ten, wenn irgend et-
was an ihnen nicht in
Ordnung war, hatte
bald nachher die Blut-
vergiftung zur Folge,
an der er starb.
Herrn und Frau
Lovis Corinth
H. wurde angesichts dieser Vorbereitungen ungefähr so zumut, wie den
Helden Karl Mays, wenn sie an den Marterpfahl gebunden werden sollen.
Nur daß diese Helden im Unterbewußtsein und auch aus Erfahrung wissen, daß
mit absoluter Verläßlichkeit bei Karl May im letzten Augenblick Rettung kommt.
Aber Rousseaus Gäste mußten sich sagen, daß es für sie als so feinfühlige Men-
schen nur einen einzigen Weg aus dieser Situation gab, nämlich: Flucht
nach vorn! Und siehe — ihnen ward durch die liebenswürdige Geste des Haus-
515
halt. Und wirklich — es geht! Musikunterricht — das ist doch solider als freie
Malerei; eine sichere Sache, eine Grundlage der Existenz, die die Eltern meiner
Braut endlich werden gelten lassen müssen! In der Musik könnte ich viel
leisten — der Unterricht solcher Rangen bedeutet mir natürlich nichts" — hier
sank seine Stimme —
Sie müssen wissen:
ich bin Virtuose —"
Das Spiel der Kna-
ben verstummte plötz-
lich; sie horchten auf,
staunend, mit offenen
Mäulern —
,Vorwärts, ihrFaul-
pelze!' fuhr Rousseau
sie an, und ihr Diedl-
diedl ging weiter.
Rousseau freute
sich, seinen Gästen
etwas anbieten zu
können. Aus einer
Kiste zog er eine Rot-
weinflasche, und in
der Nähe der Zahn-
bürste fand sich bald
ein Glas. Er putzte es
ein wenig mit dem
Mallappen; seine Ge-
wohnheit, zunächst
mit diesem an alle
greifbaren Dinge die-
ser Welt heranzutre-
ten, wenn irgend et-
was an ihnen nicht in
Ordnung war, hatte
bald nachher die Blut-
vergiftung zur Folge,
an der er starb.
Herrn und Frau
Lovis Corinth
H. wurde angesichts dieser Vorbereitungen ungefähr so zumut, wie den
Helden Karl Mays, wenn sie an den Marterpfahl gebunden werden sollen.
Nur daß diese Helden im Unterbewußtsein und auch aus Erfahrung wissen, daß
mit absoluter Verläßlichkeit bei Karl May im letzten Augenblick Rettung kommt.
Aber Rousseaus Gäste mußten sich sagen, daß es für sie als so feinfühlige Men-
schen nur einen einzigen Weg aus dieser Situation gab, nämlich: Flucht
nach vorn! Und siehe — ihnen ward durch die liebenswürdige Geste des Haus-
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