Börse von Liverpool aus jeden Donnerstag besuchte, wirkte wie etwa chine-
sische Lettern. Long, long ago.
In dieser Galerie hatte Sir Hugh Lane, der mit der Titanic untergegangen
ist, seine Sammlung, eine große Reihe von Meisterwerken der französischen
Maler des 19. Jahrhunderts, aufgehängt, darunter vier Courbets, die „Regen-
schirme" von Renoir, die Eva Gonzales von Manet und sein Tuilerien-
Konzert.
Nach der Börse besuchte ich regelmäßig das Museum. Ich war, wie Sir
Hugh mir erzählte, seit Jahren der einzige, der jemals sich die Bilder ange-
sehen hat. Er war sehr entzückt darüber und lud mich ins Shelbourne-Hotel
ein und zu Boxkämpfen in den Kasernen, zu denen wir in jaunting cars fuhren.
— Jetzt hängt die Lane-Sammlung in der Tate-Gallery in London.
Zu diesen Bildern sind die der Courtauld-Stiftung gekommen, das Haupt-
bild von Georges Seurat, die „Baignade", die früher bei Lucie Custurier hing,
und viele andere Meisterwerke,
Die Courtaulds selbst haben in ihrem schönen Adam-Haus in der Portman
Square ebenfalls Meisterwerke der französischen Malerei des 19. Jahrhunderts
gesammelt: die „Bar" von Manet z. B., die ich mal der Stadt Düsseldorf an-
geboten hatte und die sie für 50—60 000 Mark zu kaufen ablehnte.
Matisse, Derain, Picasso, Braque und Maillol gelten in England als
Klassiker; die großen Sammler kaufen sie, wie sie Primitive und frühes
China kaufen, die alten Holländer und chinesisches Porzellan verachtend und
den Neureichen generös überlassend.
Frankreich exportiert aber nicht allein Kunst, es exportiert auch Köche.
Die französische Kochkunst hat, wie Eau de Cologne und Münchener Bier,
die Welt erobert. — Ich erinnere mich, daß, als ich als junger Mensch
in Spanien war und mich an Oel und Knoblauch übergegessen hatte, ich, um
meinen Magen auszuruhen, im Speisewagen zwischen Cordoba und Sevilla
hin- und herfuhr. Zur Zeit der Faschoda-Krisis, um 1900 herum, sagten
die Engländer: „The French have good Cooks, but we have better Kitcheners."
Schon damals gab es in Soho französische Restaurants, aber heute scheint die
französische Küche das Sirloinbeef und den Cabbage ganz zu verdrängen, was
um so leichter ist, als alles heute in London gegessene Fleisch nicht mehr true
born british, sondern Gefrierfleisch aus Australien ist.
In der Nähe von Covent Garden, in der Southampton Street, hat Boulestin
sein Restaurant eingerichtet. Er hat die Wände ausmalen lassen von Marie
Laurencin und Laboureur, dem brillanten Graphiker, einem der größten Gour-
mets Frankreichs, den ich immer, wenn ich nach Paris komme, anrufe, damit
er mich zum Diner einlädt, zu dem er dann auch Marie Laurencin
bittet und Otto v. Wätjen und eine Menge junger Dichter, und damit er mir
die Restaurants nennt, in denen man gerade am besten ißt.
Laboureur spricht sehr gut Deutsch. Er ist ein Freund meines Freundes
Hanns Heinz Ewers und hat in München zur Zeit der Elf Scharfrichter
gelebt. Mit Laboureurs Gattin, der charmanten Suzanne, hat Boulestin im Ver-
lag Au Sans Pareil, ein Kochbuch herausgegeben, welches „Petits & Grands
Plats, Tresor des amateurs de uraie cuisine" heißt.
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sische Lettern. Long, long ago.
In dieser Galerie hatte Sir Hugh Lane, der mit der Titanic untergegangen
ist, seine Sammlung, eine große Reihe von Meisterwerken der französischen
Maler des 19. Jahrhunderts, aufgehängt, darunter vier Courbets, die „Regen-
schirme" von Renoir, die Eva Gonzales von Manet und sein Tuilerien-
Konzert.
Nach der Börse besuchte ich regelmäßig das Museum. Ich war, wie Sir
Hugh mir erzählte, seit Jahren der einzige, der jemals sich die Bilder ange-
sehen hat. Er war sehr entzückt darüber und lud mich ins Shelbourne-Hotel
ein und zu Boxkämpfen in den Kasernen, zu denen wir in jaunting cars fuhren.
— Jetzt hängt die Lane-Sammlung in der Tate-Gallery in London.
Zu diesen Bildern sind die der Courtauld-Stiftung gekommen, das Haupt-
bild von Georges Seurat, die „Baignade", die früher bei Lucie Custurier hing,
und viele andere Meisterwerke,
Die Courtaulds selbst haben in ihrem schönen Adam-Haus in der Portman
Square ebenfalls Meisterwerke der französischen Malerei des 19. Jahrhunderts
gesammelt: die „Bar" von Manet z. B., die ich mal der Stadt Düsseldorf an-
geboten hatte und die sie für 50—60 000 Mark zu kaufen ablehnte.
Matisse, Derain, Picasso, Braque und Maillol gelten in England als
Klassiker; die großen Sammler kaufen sie, wie sie Primitive und frühes
China kaufen, die alten Holländer und chinesisches Porzellan verachtend und
den Neureichen generös überlassend.
Frankreich exportiert aber nicht allein Kunst, es exportiert auch Köche.
Die französische Kochkunst hat, wie Eau de Cologne und Münchener Bier,
die Welt erobert. — Ich erinnere mich, daß, als ich als junger Mensch
in Spanien war und mich an Oel und Knoblauch übergegessen hatte, ich, um
meinen Magen auszuruhen, im Speisewagen zwischen Cordoba und Sevilla
hin- und herfuhr. Zur Zeit der Faschoda-Krisis, um 1900 herum, sagten
die Engländer: „The French have good Cooks, but we have better Kitcheners."
Schon damals gab es in Soho französische Restaurants, aber heute scheint die
französische Küche das Sirloinbeef und den Cabbage ganz zu verdrängen, was
um so leichter ist, als alles heute in London gegessene Fleisch nicht mehr true
born british, sondern Gefrierfleisch aus Australien ist.
In der Nähe von Covent Garden, in der Southampton Street, hat Boulestin
sein Restaurant eingerichtet. Er hat die Wände ausmalen lassen von Marie
Laurencin und Laboureur, dem brillanten Graphiker, einem der größten Gour-
mets Frankreichs, den ich immer, wenn ich nach Paris komme, anrufe, damit
er mich zum Diner einlädt, zu dem er dann auch Marie Laurencin
bittet und Otto v. Wätjen und eine Menge junger Dichter, und damit er mir
die Restaurants nennt, in denen man gerade am besten ißt.
Laboureur spricht sehr gut Deutsch. Er ist ein Freund meines Freundes
Hanns Heinz Ewers und hat in München zur Zeit der Elf Scharfrichter
gelebt. Mit Laboureurs Gattin, der charmanten Suzanne, hat Boulestin im Ver-
lag Au Sans Pareil, ein Kochbuch herausgegeben, welches „Petits & Grands
Plats, Tresor des amateurs de uraie cuisine" heißt.
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