„Wir gönnen euch, ihr ächten Götter Söhne,
Euch zu erfreuen der lebendig reichen Schöne."
Wir schwache Erdensöhne verstehen nicht, wie das Werdende die Göttersöhne
umfassen könne mit dem holden Schwanken der Liebe, und wie man die schwan-
kende Erscheinung mit darrenden Gedanken befestigen könne. Unserer beschränkten
Fassungskraft erscheint diese elende Reimerey als ein sinn- und hirnloses Wort-
gedudel . . . Uebrigens wird jeder, in der Mechanik der Versifikation auch nur
halb Eingeübte, erkennen, daß Herr von Göthe ein sehr schlechter Versifex sey.
Bei jeder Zeile thut der Vers entweder der Construktion, oder dem Gedanken,
den er hineinzuzwängen sich mühet, Abbruch. Dieser Prolog ist ein wahres
Muster, wie man nicht in Versen schreiben soll. Die verflossenen Zeitalter haben
nichts aufzuweisen, das in Rücksicht auf anmaßende Erbärmlichkeit mit diesem
Prolog zu vergleichen wäre . . . Ich muß mich aber kurz fassen, weil ich ein lang
und leider auch langweiliges Stück Arbeit übernommen habe. Dem Leser soll
ich beweisen, daß der berüchtigte Faust eine usurpirte und unverdiente Celebrität
genießet und sie nur dem verderblichen Gemeingeiste einer Associatio obscuro-
rum virorum verdanke.
Der arme Faust spricht ein ganz unverständliches Kauderwelsch, in dem
schlechtesten Gereimsel, das je in 5ta von irgend einem Studenten versifiziret
worden ist. Mein Präzeptor hätte mir dem Steiß vollgehauen, wenn ich so
schlechte Verse, wie die folgenden gemacht hätte:
O sähst Du, voller Mondenschein
Zum let^tenmal(e) auf meine Pein
Den ich so manche Mitternacht
An diesem Pult(e) herangewacht.
Ein Kranker, der in der Fieberhitze phantasirt, schwätzt lange nicht so albern
als unser oder vielmehr der Göthische Faust.
Die Feder fällt mir aus der Hand... Diesen Augias-Stall zu reinigen ist mehr
als Herkulische Arbeit.
Von dem unedlen der Diktion, von der Erbärmlichkeit der Versifikation,
werde ich in der Folge schweigen; an dem, was der Leser sah, hat er Beweise
genug, daß der Herr Verfasser in Beziehung auf den Versebau sich auch nicht
mit den mittelmäßigen Dichtern der alten Schule messen könne.
Je mehr ich über diese lange Litaney von Unsinn nachdenke, je mehr wird
mir wahrscheinlich, es gelte eine Wette, daß wenn ein berühmter Mann sich ein-
fallen lasse, den flachesten, langweiligsten Unsinn zusammen zu stoppeln, so
werde sich doch eine Legion alberner Litteratoren, und schwindelnder Leser
finden, die in diesem plattfüßigen Unsinne tiefe Weisheit und große Schönheiten
zu finden, und heraus zu exegisiren wissen werden. Die berühmten Männer
haben dieses mit dem Prinzen Piribinker, und dem unsterblichen Dalai Lama
gemein, daß man ihren Kaka als Confekt auftischt, und als Reliquien verehret.
War dieses des Herrn v. Göthe's Absicht, so hat er die Wette gewonnen . ..
Auch wenn's eine Wette gilt, so hat es der Herr von Göthe doch übertrieben;
wären seine Knittelverse auch nur halb so schlecht, so wären sie doch schlecht
genug; wäre sein Herr-Gott auch nur halb so albern, so wäre er dumm genug.
Sein Faust ist ein gar erbärmlicher unbedeutender Schafskopf. Der Teufel hat
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Euch zu erfreuen der lebendig reichen Schöne."
Wir schwache Erdensöhne verstehen nicht, wie das Werdende die Göttersöhne
umfassen könne mit dem holden Schwanken der Liebe, und wie man die schwan-
kende Erscheinung mit darrenden Gedanken befestigen könne. Unserer beschränkten
Fassungskraft erscheint diese elende Reimerey als ein sinn- und hirnloses Wort-
gedudel . . . Uebrigens wird jeder, in der Mechanik der Versifikation auch nur
halb Eingeübte, erkennen, daß Herr von Göthe ein sehr schlechter Versifex sey.
Bei jeder Zeile thut der Vers entweder der Construktion, oder dem Gedanken,
den er hineinzuzwängen sich mühet, Abbruch. Dieser Prolog ist ein wahres
Muster, wie man nicht in Versen schreiben soll. Die verflossenen Zeitalter haben
nichts aufzuweisen, das in Rücksicht auf anmaßende Erbärmlichkeit mit diesem
Prolog zu vergleichen wäre . . . Ich muß mich aber kurz fassen, weil ich ein lang
und leider auch langweiliges Stück Arbeit übernommen habe. Dem Leser soll
ich beweisen, daß der berüchtigte Faust eine usurpirte und unverdiente Celebrität
genießet und sie nur dem verderblichen Gemeingeiste einer Associatio obscuro-
rum virorum verdanke.
Der arme Faust spricht ein ganz unverständliches Kauderwelsch, in dem
schlechtesten Gereimsel, das je in 5ta von irgend einem Studenten versifiziret
worden ist. Mein Präzeptor hätte mir dem Steiß vollgehauen, wenn ich so
schlechte Verse, wie die folgenden gemacht hätte:
O sähst Du, voller Mondenschein
Zum let^tenmal(e) auf meine Pein
Den ich so manche Mitternacht
An diesem Pult(e) herangewacht.
Ein Kranker, der in der Fieberhitze phantasirt, schwätzt lange nicht so albern
als unser oder vielmehr der Göthische Faust.
Die Feder fällt mir aus der Hand... Diesen Augias-Stall zu reinigen ist mehr
als Herkulische Arbeit.
Von dem unedlen der Diktion, von der Erbärmlichkeit der Versifikation,
werde ich in der Folge schweigen; an dem, was der Leser sah, hat er Beweise
genug, daß der Herr Verfasser in Beziehung auf den Versebau sich auch nicht
mit den mittelmäßigen Dichtern der alten Schule messen könne.
Je mehr ich über diese lange Litaney von Unsinn nachdenke, je mehr wird
mir wahrscheinlich, es gelte eine Wette, daß wenn ein berühmter Mann sich ein-
fallen lasse, den flachesten, langweiligsten Unsinn zusammen zu stoppeln, so
werde sich doch eine Legion alberner Litteratoren, und schwindelnder Leser
finden, die in diesem plattfüßigen Unsinne tiefe Weisheit und große Schönheiten
zu finden, und heraus zu exegisiren wissen werden. Die berühmten Männer
haben dieses mit dem Prinzen Piribinker, und dem unsterblichen Dalai Lama
gemein, daß man ihren Kaka als Confekt auftischt, und als Reliquien verehret.
War dieses des Herrn v. Göthe's Absicht, so hat er die Wette gewonnen . ..
Auch wenn's eine Wette gilt, so hat es der Herr von Göthe doch übertrieben;
wären seine Knittelverse auch nur halb so schlecht, so wären sie doch schlecht
genug; wäre sein Herr-Gott auch nur halb so albern, so wäre er dumm genug.
Sein Faust ist ein gar erbärmlicher unbedeutender Schafskopf. Der Teufel hat
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