holers von vielen noch nicht Gekommenen», zuerst die Landschaft so erfaßt: «Diese Landschaft ist nicht eines Ein-
drucks Bild, nicht eines Menschen Meinung über die ruhenden Dinge; sie ist Natur, die entstand, Welt, die wurde,
und dem Menschen so fremd wie der nie betretene Wald einer unentdeckten Insel. Und Landschaft so zu schauen
als ein Fernes und Fremdes, als ein Entlegenes und Liebloses, das sich ganz in sich vollzieht, war notwendig,
wenn sie je einer selbständigen Kunst Mittel und Anlaß sein sollte . . .»
Es ist allerdings zu sagen, daß die Landschaftsmalerei Erfüllung in diesem höchsten und vollkommensten Sinn
nur selten und allein in den Werken der größten Schaffenden, wir denken hier auf unserem Gebiet an Rubens,
gefunden hat.
12. 1521 im niederländischen Tagebuch: «Meister Joachim, der gut Landschafter». Es ist das erstemal, daß das Wort
«Landschaft» in der deutschen Sprache gebraucht wird.
13. Max J. Friedländer, Von Eyck bis Brueghel. Berlin 1916. S. 101.
14. Das 1549 geschriebene Manuskript hat Graf Athanasius Raczynski 1843 in Lissabon gefunden und zum Teil ver-
öffentlicht (Le Comte A. Raczynski, Les Arts en Portugal. Paris 1846). Deutsche Ausgabe: Herausgegeben von
Joaquim de Vasconcellos in: Quellenschriften für Kunstgeschichte usw. Wien 1899. S. 29ff.
Diese überaus wichtige Quelle wird hier herangezogen, da wir aus dieser Zeit keine Nachrichten aus den Nieder-
landen besitzen; das einzigste Zeugnis sind die Werke der niederländischen Maler. Erst Karel van Mander (1604)
unterrichtet uns über die künstlerischen Bestrebungen seiner Landesgenossen, worauf ich später noch zurück-
kommen werde.
Was die Äußerungen Hollandas betrifft, so ist oft seine Wahrheitsliebe in bezug auf die Wiedergabe der Worte
Michelangelos bezweifelt worden. «Sobald man jedoch überhaupt an die Unterhaltungen über die Malerkunst
glaubt (wofür alles zu sprechen scheint), ist es gestattet, anzunehmen, Hollanda habe, als er Rechenschaft über
die Herrschaft des alten Stils in seiner Heimat ablegte, das Urteil seines Propheten über das Verhältnis der flä-
mischen zur italienischen Malerei hervorgelockt», sagt der Herausgeber. Für uns ist es in diesem Zusammenhang
vor allem wichtig, daß diese Worte gegen Mitte des 16. Jahrhunderts ausgesprochen wurden.
15. «Nur weil in diesem Lande (Italien) die Malwerke mit mehr Meisterschaft und gewissenhafter als an anderen Orten
hergestellt werden, nennen wir die gute Malerei italienische, also, daß wir auch ein gutes, in Flandern entstandenes
Werk, oder in Spanien . . . ein italienisches nennen. Denn diese edle Kunst ist zwar nicht irdischen Ursprungs,
sondern ein himmlisches Gnadengeschenk; von der Kunst des Altertums aber ist in unserem Italien mehr übrig-
geblieben als irgendwo sonst in der Welt, und wird auch, denke ich, bis zum Ende aller Dinge hier verbleiben».
Vgl. auch S. 115 ff.
16. M. J. Friedländer, a. a. O. S. 103: «Die Liebhaber und Käufer Patinirscher Bilder begnügten sich nicht mit dem
Gesamteindrucke, sie wollten in dem Bilde lesen, sie suchen das Vergnügen eines abwechslungsreichen Spazier-
gangs oder einer Entdeckungsreise. Wenn sie bei jeder Wegbiegung auf ein Abenteuer stoßen, Figuren entdecken
und deuten, Zusammenhänge aufspüren konnten, fühlten sie sich um so mehr befriedigt.»
17. R. Oldenbourg, Die flämische Malerei des XVII. Jahrhunderts. Berlin 1922. S. 8.
18. Karel van Mander, Deutsche Übersetzung von Hanns Floerke. München 1906. Bd. II, S. 251 und 361.
19. Van Mander sagt z. B. im Lehrgedicht im Kapitel «Von Gewändern oder Drapierungen» (X), nachdem er die
Maler auffordert, dünne Gewänder so darzustellen, daß der Körper durchscheine: «Ons Ide’ hier toonen most
her gehewelden» (Unsere Idee muß hier ihre Macht zeigen) und am Rand als Definition: «Idee -imaginaty - oft
ghedacht» (Idee — Einbildungskraft oder Gedanke).
«Das Lehrgedicht des Karel van Mander», herausgegeben von Hoecker. Haag 1916. S. 252L, Vers 30; zur
Übersetzung vgl. Panofsky, Idea. Leipzig 1924. S. 98, Anm. 153.
20. Dvofäk, a. a. O. S. 210.
21. Als Literatur zu M. und H. Cock sei vor allem der weiter im Text mehrmals zitierte Aufsatz von Ludwig von
Baldaß erwähnt: Die niederländische Landschaftsmalerei von Patinir bis Brueghel, Jahrbuch der kunsthistori-
schen Sammlungen d. Ah. Kaiserhauses, Bd. XXXIV. Wien 1918. S. 146!!.; ferner: Thieme-Becker über Cock
(L. Burchard) undM. J. Friedländer, Amtl. Berichte aus den kgl. pr. Kunstsammlungen XXXVI. Berlin 1914/15.
S. 138 ff.
Van Mander sagt überMathys und Hieronymus Cock: «Unter anderem gereicht es ihr (Antwerpen) zur Zierde,
daß sie Matthijs Kock zum Bürger hatte, der ein hervorragender Meister in der Landschaftsmalerei gewesen ist.
Er war auch der erste, der eine bessere Auffassung in der Landschaftsmalerei zur Geltung zu bringen begann,
mit größerer Abwechselung auf die neue italienische oder antike Weise, und wunderbar erfinderisch in der An-
ordnung der Pläne war». - «Hieronymus Kock . . . hat selbst verschiedene Sachen radiert, besonders jedoch viele
von den Arbeiten seines Bruders Matthijs, darunter namentlich zwölf kleine Landschaften, die sich überall großer
Schätzung erfreuen» (Mander-Floerke I, S. 2490".).
22. Florenz, Uffizien; galt früher als Tizian-Zeichnung. Vgl. Frits Lugt, Pieter Brueghel und Italien, Festschrift für
Max J. Friedländer zum 60. Geburtstag. Leipzig 1927. S. iizf. und Abb. 1.
23. Anonyme Zeichnung im Louvre; F. Lugt, a. a. O. S. iiaff., Abb. 2.
24. Zur Kunstliteratur im allgemeinen vgl. Julius von Schlosser, Die Kunstliteratur (Wien 1924) und dessen Aus-
führungen über das Zeitalter des Manierismus.
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drucks Bild, nicht eines Menschen Meinung über die ruhenden Dinge; sie ist Natur, die entstand, Welt, die wurde,
und dem Menschen so fremd wie der nie betretene Wald einer unentdeckten Insel. Und Landschaft so zu schauen
als ein Fernes und Fremdes, als ein Entlegenes und Liebloses, das sich ganz in sich vollzieht, war notwendig,
wenn sie je einer selbständigen Kunst Mittel und Anlaß sein sollte . . .»
Es ist allerdings zu sagen, daß die Landschaftsmalerei Erfüllung in diesem höchsten und vollkommensten Sinn
nur selten und allein in den Werken der größten Schaffenden, wir denken hier auf unserem Gebiet an Rubens,
gefunden hat.
12. 1521 im niederländischen Tagebuch: «Meister Joachim, der gut Landschafter». Es ist das erstemal, daß das Wort
«Landschaft» in der deutschen Sprache gebraucht wird.
13. Max J. Friedländer, Von Eyck bis Brueghel. Berlin 1916. S. 101.
14. Das 1549 geschriebene Manuskript hat Graf Athanasius Raczynski 1843 in Lissabon gefunden und zum Teil ver-
öffentlicht (Le Comte A. Raczynski, Les Arts en Portugal. Paris 1846). Deutsche Ausgabe: Herausgegeben von
Joaquim de Vasconcellos in: Quellenschriften für Kunstgeschichte usw. Wien 1899. S. 29ff.
Diese überaus wichtige Quelle wird hier herangezogen, da wir aus dieser Zeit keine Nachrichten aus den Nieder-
landen besitzen; das einzigste Zeugnis sind die Werke der niederländischen Maler. Erst Karel van Mander (1604)
unterrichtet uns über die künstlerischen Bestrebungen seiner Landesgenossen, worauf ich später noch zurück-
kommen werde.
Was die Äußerungen Hollandas betrifft, so ist oft seine Wahrheitsliebe in bezug auf die Wiedergabe der Worte
Michelangelos bezweifelt worden. «Sobald man jedoch überhaupt an die Unterhaltungen über die Malerkunst
glaubt (wofür alles zu sprechen scheint), ist es gestattet, anzunehmen, Hollanda habe, als er Rechenschaft über
die Herrschaft des alten Stils in seiner Heimat ablegte, das Urteil seines Propheten über das Verhältnis der flä-
mischen zur italienischen Malerei hervorgelockt», sagt der Herausgeber. Für uns ist es in diesem Zusammenhang
vor allem wichtig, daß diese Worte gegen Mitte des 16. Jahrhunderts ausgesprochen wurden.
15. «Nur weil in diesem Lande (Italien) die Malwerke mit mehr Meisterschaft und gewissenhafter als an anderen Orten
hergestellt werden, nennen wir die gute Malerei italienische, also, daß wir auch ein gutes, in Flandern entstandenes
Werk, oder in Spanien . . . ein italienisches nennen. Denn diese edle Kunst ist zwar nicht irdischen Ursprungs,
sondern ein himmlisches Gnadengeschenk; von der Kunst des Altertums aber ist in unserem Italien mehr übrig-
geblieben als irgendwo sonst in der Welt, und wird auch, denke ich, bis zum Ende aller Dinge hier verbleiben».
Vgl. auch S. 115 ff.
16. M. J. Friedländer, a. a. O. S. 103: «Die Liebhaber und Käufer Patinirscher Bilder begnügten sich nicht mit dem
Gesamteindrucke, sie wollten in dem Bilde lesen, sie suchen das Vergnügen eines abwechslungsreichen Spazier-
gangs oder einer Entdeckungsreise. Wenn sie bei jeder Wegbiegung auf ein Abenteuer stoßen, Figuren entdecken
und deuten, Zusammenhänge aufspüren konnten, fühlten sie sich um so mehr befriedigt.»
17. R. Oldenbourg, Die flämische Malerei des XVII. Jahrhunderts. Berlin 1922. S. 8.
18. Karel van Mander, Deutsche Übersetzung von Hanns Floerke. München 1906. Bd. II, S. 251 und 361.
19. Van Mander sagt z. B. im Lehrgedicht im Kapitel «Von Gewändern oder Drapierungen» (X), nachdem er die
Maler auffordert, dünne Gewänder so darzustellen, daß der Körper durchscheine: «Ons Ide’ hier toonen most
her gehewelden» (Unsere Idee muß hier ihre Macht zeigen) und am Rand als Definition: «Idee -imaginaty - oft
ghedacht» (Idee — Einbildungskraft oder Gedanke).
«Das Lehrgedicht des Karel van Mander», herausgegeben von Hoecker. Haag 1916. S. 252L, Vers 30; zur
Übersetzung vgl. Panofsky, Idea. Leipzig 1924. S. 98, Anm. 153.
20. Dvofäk, a. a. O. S. 210.
21. Als Literatur zu M. und H. Cock sei vor allem der weiter im Text mehrmals zitierte Aufsatz von Ludwig von
Baldaß erwähnt: Die niederländische Landschaftsmalerei von Patinir bis Brueghel, Jahrbuch der kunsthistori-
schen Sammlungen d. Ah. Kaiserhauses, Bd. XXXIV. Wien 1918. S. 146!!.; ferner: Thieme-Becker über Cock
(L. Burchard) undM. J. Friedländer, Amtl. Berichte aus den kgl. pr. Kunstsammlungen XXXVI. Berlin 1914/15.
S. 138 ff.
Van Mander sagt überMathys und Hieronymus Cock: «Unter anderem gereicht es ihr (Antwerpen) zur Zierde,
daß sie Matthijs Kock zum Bürger hatte, der ein hervorragender Meister in der Landschaftsmalerei gewesen ist.
Er war auch der erste, der eine bessere Auffassung in der Landschaftsmalerei zur Geltung zu bringen begann,
mit größerer Abwechselung auf die neue italienische oder antike Weise, und wunderbar erfinderisch in der An-
ordnung der Pläne war». - «Hieronymus Kock . . . hat selbst verschiedene Sachen radiert, besonders jedoch viele
von den Arbeiten seines Bruders Matthijs, darunter namentlich zwölf kleine Landschaften, die sich überall großer
Schätzung erfreuen» (Mander-Floerke I, S. 2490".).
22. Florenz, Uffizien; galt früher als Tizian-Zeichnung. Vgl. Frits Lugt, Pieter Brueghel und Italien, Festschrift für
Max J. Friedländer zum 60. Geburtstag. Leipzig 1927. S. iizf. und Abb. 1.
23. Anonyme Zeichnung im Louvre; F. Lugt, a. a. O. S. iiaff., Abb. 2.
24. Zur Kunstliteratur im allgemeinen vgl. Julius von Schlosser, Die Kunstliteratur (Wien 1924) und dessen Aus-
führungen über das Zeitalter des Manierismus.
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