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Rave, Paul Ortwin; Menzel, Adolph von [Ill.]
Adolph Menzel - das Flötenkonzert Friedrichs des Großen — Der Kunstbrief, Band 9: Berlin: Verlag Gebr. Mann, 1943

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https://doi.org/10.11588/diglit.61246#0036
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dieser sich unterstanden hatte, die Kantaten des Hamburger
Hauptpastors Ferdinand Neumeister, der infolge seiner heftigen
Predigten gegen die Reformierten dem Könige äußerst verhaßt
war, in Musik zu setzen. In der ersten Zeit des Rheinsberger
Aufenthaltes mußte der Kronprinz sich bloß mit Instrumental-
stücken begnügen. Erst 1735 gelang es ihm, den Kammersänger
Karl Heinrich Graun aus Braunschweig nach Rheinsberg zu
ziehen. Vergebens aber waren alle seine Bemühungen, auch die
Anstellung einer Sängerin durchzusetzen.
Während des Karnevals 1728 kam der Kronprinz von Preu-
ßen mit seinem Vater nach Dresden, hörte Quantz und kannte
von nun an keinen höheren Wunsch, als von ihm Unterricht im
Flötenspiele zu erhalten. Als König August von Polen noch
im selben Jahre in Berlin seinen Gegenbesuch machte, mußte
ihn Quantz begleiten. Er trat nun schon zu Friedrich in ein
näheres Verhältnis, und dieser beharrte von da an so hart-
näckig auf seinen Wünschen, daß der Dresdener Hof 1729
endlich dem Künstler die Erlaubnis gab, jährlich zweimal nach
Berlin reisen zu dürfen, um dem Kronprinzen die ersehnte
Unterweisung zu geben. Endlich, 1741, trat er mit einem Ge-
halte von 2000 Talern auf Lebenszeit, außerdem noch einer
besonderen Bezahlung für jede seiner Kompositionen und auch
100 Dukaten für jede von ihm gefertigte Flöte, überdies mit
der Freiheit, nicht im Opernorchester spielen zu dürfen, son-
dern bloß in der Kammermusik und von niemand als des
Königs Befehlen abzuhängen, in die Dienste Friedrichs II. Er
hatte täglich mit ihm Duette oder neue Konzerte zu spielen,
die er meist selbst komponiert hatte, und in den allabendlich
stattfindenden Soireen den Takt anzugeben. Sein Einfluß auf
alle musikalischen Verhältnisse war bald so bedeutend, daß
ohne seinen Willen und die Anwendung seines Einflusses nichts
geschah und ihm die Bezeichnung Musikpapst mit vollem Rechte
gegeben werden konnte. Quantz hatte es verstanden, sich in des
Königs Gunst unwandelbar bis an sein Ende, 1773, zu erhalten
und war klug und vorsichtig genug gewesen, sie nie zu miß-
brauchen. Man hat ihm mehrere Erfindungen und Verbesserungen

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