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Rave, Paul Ortwin; Menzel, Adolph von [Ill.]
Adolph Menzel - das Flötenkonzert Friedrichs des Großen — Der Kunstbrief, Band 9: Berlin: Verlag Gebr. Mann, 1943

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https://doi.org/10.11588/diglit.61246#0040
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Desgleichen drei italienische Schäferspiele und eine Kantate für
Sopran und Alt, verschiedene Arien und drei Sinfonien. Die
300 Konzerte von Quantz pflegte er alle nach der Reihe, wie
sie entstanden waren, durchzuspielen. Zuweilen trug auch
Quantz eine seiner Kompositionen vor, es wurde eine Arie
gesungen oder ein Solo auf dem Violoncell gespielt.
Fremde Sänger und Sängerinnen, die bei den Kammerkon-
zerten zum Auftreten kamen und ihre mitgebrachte Musik
sangen, bekamen oft das Kompliment zu hören, daß sie ihre
schönen Stimmen an solche Bierhausmusik vergeudeten. Hielt
der König sie in Potsdam zurück, um sie öfters zu hören,
schickte er ihnen auch wohl Graunsche oder Hassesche Arien
und ließ ihnen einige Wochen Zeit, die Musik, die sie für ihre
Kunst zu geringe geachtet hatten, einzustudieren. Dies geschah
in den letzten Lebensjahren noch mit der Todi.
Reisende Virtuosen hörte der König selten. Als Sebastian
Bach 1747 nach Berlin kam, wurde er von Friedrich nach Pots-
dam geladen. Der König gab ihm selbst das Thema zu einer
Fuge, die Bach sogleich auf einem Pianoforte sehr gelehrt und
künstlich ausführte. Hierauf verlangte der König eine sechs-
stimmige Fuge zu hören, und Bach leistete diesem Befehl so-
gleich über ein selbstgewähltes Thema Genüge. In Leipzig
brachte er darauf eine drei- und sechsstimmige Bearbeitung
nebst einigen anderen Kunststücken über das ihm auf gegebene
Thema zu Papier und widmete es in Kupfer gestochen dem
Könige. Bei seinem Aufenthalte in Potsdam spielte er auch
auf den verschiedenen Orgeln hiesiger Kirchen.
Quantz war über der Komposition seines 300. Konzerts aus
der Welt gegangen. Der König ließ sich die angefangene Par-
titur bringen, führte das Adagio zum Schluß, füllte einige
kleine Lücken aus und komponierte den Schlußsatz, ein Rondo
Allegro hinzu. In dem nächsten Kammerkonzerte nach Voll-
endung des Werkes blies der König das Stück und sagte nach
dem Adagio: „Der Quantz ist, wie man sieht, mit sehr guten
Gedanken aus der Welt gegangen.“ — 45 Jahre hatte der
freundschaftliche Verkehr zwischen Friedrich und Quantz ge-

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