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Reber, Franz
Geschichte der Baukunst im Alterthum: nach den Ergebnissen der neueren wissenschaftlichen Expeditionen bearbeitet — Leipzig: T.O. Weigel, 1866

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https://doi.org/10.11588/diglit.45255#0300
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280

Hellas.

Giganten kämpfe darstellend , zeigen bereits
bei noch anhaftender Befangenheit einen
bedeutenden seit den Anfängen am ältesten
Tempel wohl ein Jahrhundert erfordernden
Fortschritt. Das Capital (Fig. 163) erhält
bei geringerer Ausladung und minder ge¬
schwungenem Echinusprofil schon eine
strammere Haltung, die auch hier nicht
durch die Auskehlung des Säulenhalses ab¬
geschwächt wird, doch folgen die drei Ringe
des Echinus auch hier erst nach bereits be¬
gonnener Ausbeugung, statt den Schaft vor
derselben noch einmal zusammenzuschnüren.
Syrakus. Die übrigen Tempel von Selinus , bei
Artemis- welchen es an chronologischer Handhabe
te™iIfel oder an bemerkenswerthen Eigenthümlich-
OrtJSia-keiten fehlt, können nicht weiter in Betracht gezogen werden. Von den
andern Städten Siciliens bietet zunächst Syrakus, eine dorische Colonie des
frühentwickelten Korinth, ein Beispiel eines hochalterthümlichen Tempels
dar in dem sogenannten Artemistempel auf der Insel Ortygia , dem ältesten
Theile der Stadt, auf welchem sich diese auch bis auf den heutigen Tag er-
halten hat. Die zwei von dem Tempel übrigen Säulen zeigen die engste
bisher beobachtete Stellung, d. h. einen Abstand, der nicht einmal einen
vollen Säulendurchmesser beträgt. Der Schaft ist wie andern ältesten Tempel
von Selinunt in sechzehn Canelluren gefurcht, die Höhe der Säulen beträgt
etwas über 4‘/a Durchmesser, die Verjüngung ein Siebentel der unteren
Dicke. Das Schwere der dichten Stellung, geringen Höhe und schwachen
Verjüngung wird noch vermehrt durch das starke Ausladen des Capitäls,
welches durch die schon oben erwähnte hohlkehlenartige Einziehung des
Säulenhalses, der auch unterhalb keine Skamillenkerbe zeigt, noch augen-
fälliger gemacht wird. Die Abaken der beiden Capitäle sind daher nur
mehr ein Fünftel des Säulendurchmessers von einander entfernt. Ueber dem
beide Säulen verbindenden Architravstücke ist nichts mehr erhalten. —
sog. Wahrscheinlich gehörten auch die zwei Säulen von dem sogenannten Tempel
tempei ^es °lympisc^en Zeus ausserhalb der Stadt der Frühzeit an, wie aus den
bei sechzehn Canelluren der Schäfte zu entnehmen ist ; da jedoch Capitäle und
Syrakus. . .
Gebälkschmuck verloren sind, entziehen sie sich der weiteren Beurtheilung.
Etwas jünger, doch wohl noch dem Ende des sechsten Jahrhunderts ange-
hörend, erscheint der mehr erhaltene Athenetempel auf der Insel Ortygia,
von dessen Peripteros zweiundzwanzig Säulen mit Architrav und Triglyphen-
fries, für die Kathedrale von Siragosa verwendet, erhalten sind. Auch dieser
Tempel ist pyknostyl, die Intercolumnien messen wenig über einen Durch-
messer, die Säulenhöhe beträgt nur 4’/s Schaftdurchmesser.
Akragas. Interessanter als die syrakusischen sind die Tempelruinen von Akragas,


Fig. 163. Capital des Tempels auf dem
Osthügel von Selinus.
 
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