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Reber, Franz
Geschichte der Baukunst im Alterthum: nach den Ergebnissen der neueren wissenschaftlichen Expeditionen bearbeitet — Leipzig: T.O. Weigel, 1866

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https://doi.org/10.11588/diglit.45255#0449
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Basiliken.

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primitive Basilica von den Griechen entlehnt zu sein(S. 345), jedoch, da eben
die aus den Stoen stammende Form sich noch zu keinem Typus durchge-
rungen , nur nach dem Zwecke (Gerichtsraum) und nach dcrp freilich modi-
ficirten Namen. Von der ersten Basilica in Rom, welche M. Porcius Cato
569 d. St. (185 v. Chr.) erbaute, wissen wir nichts, als dass Säulen im
Innern waren (Plut. Cat. min. 5), und dass sich eine Säulenvorhalle aussen
als eine Art Pronaos vorlegte, wie wenigstens der Bericht von der Columna
Maenia (Pseudoascon. in Cic. Divin. in Caec. 16 § 50) annehmen lässt.
Noch weniger ist von der fünf Jahre später erbauten Basilica Fulvia und
von den wenigen anderen, welche vor Cäsar entstanden, der Argentaria,
Opimia und Sempronia bekannt, während von der Aemilia (699 d. St.)
wenigstens ein Fragment des capitolinischen Planes über die Gliederung der-
selben in mehre Schiffe durch parallele Säulenreihen belehrt.
Dagegen liegt das Paviment der Basilica Julia am Forum Romanum Basilica
grösstentheils biosgelegt vor uns und zeigt uns einen mit der Langseite an J"ha’
das Forum gränzenden oblongen Saal von einem doppelten Corridor auf den
vier Seiten umzogen, welcher jedoch an den Schmalseiten theilweise von
den Substructionen der Treppe zu den Obergeschossen desselben verdrängt
ist. (Man vgl. den Plan des Forum Romanum in meiner Abhandlung »Die
Lage der Curia Hostilia und der Curia Julia« München 1858 mit den Frag-
menten des capitolin. Planes in meinen »Ruinen Roms« S. 144). Von Säulen
fand man keine Spur, sondern nur die Reste von arkadenbildenden und
pilastrirten Pfeilern, wonach wir die Säulen überhaupt nicht als etwas für die
Basiliken von Haus aus Wesentliches betrachten dürfen; wir haben uns
vielmehr das Aeussere und die corridorartigen Nebenschiffe dieser Basilica
nach Art der Arkadenfacaden und Corridore der Zuschauerräume von römi-
schen Theatern und Amphitheatern vorzustellen. Ebenso scheint diese
Basilica keine Apsis gehabt zu haben, die später zum Characteristiqum dieser
Gebäudeart wird.
Von nicht minder aussergewöhnlicher Form und ein zweiter Beweis Basilica
für die Freiheit, welche dem Architekten in der Anlage römischer Basiliken
verstattet war, ist die Basilica, welche Vitruv als von ihm zu Fanurn gebaut
genau beschreibt. Auch hier erscheint die Langseite als Fronte ; mächtige
Säulen tragen die Decke des Mittelschiffes , an welches sich ringsum die
doppelgeschossigen Nebencorridore, die jedoch mit ihrem Pultdache nicht
einmal die Höhe jener Säulen erreichen, anschliessen; nach der der Eingangs-
seite gegenüberliegenden Langseite aber öffnet sich, die in einem Kreisbogen
ausgeschnittene Tribunalerhöhung vor sich nehmend, ein Tempel. (Man
vgl. Grundriss und Innenansicht dieses Tempels in meiner Uebers. des
Vitruv S. 132 fg.) Auch aus den magern und summarischen Vorschriften,
welche Vitruv über den Basilikenbau giebt, ist nur so viel als feststehend
zu entnehmen, dass schon damals diese Anlagen oblong und die schmalen
Nebenschiffe doppelgeschossig zu sein pflegten. Denn dass sonst seine all-
gemeinen Vorschriften darüber nicht als absolut bindend betrachtet werden
 
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