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Hellas.
Insel den dorischen Styl fast ausschliessend zur Anwendung, und alle grös-
seren Ruinen gehören demselben an. Die hellenischen Städte Siciliens er-
reichten auch zumeist den Höhenpunkt ihrer Blüthe schon vor der Glanz-
periode des Mutterlandes, der Epoche von den Perserkriegen bis zum pelo-
ponnesischen Kriege, und so wurden in Sicilien die damaligen Werke nicht
mehr von späteren überboten und verdrängt. Diess ist besonders mit
Selinunt, einer Colonie von Megara der Fall, welche Stadt 627 v. Chr. ge-
gründet und schon 409 v. Chr. wieder zerstört wurde. Die bedeutenderen
dort erhaltenen Baudenkmale gehören sicher dem ersten Jahrhundert des
Bestehens dieser Stadt an, und man wird, unterstützt von der hohen Alter-
thümlichkeit der Metopenreliefs, kaum irren, wenn man namentlich den
mittleren der drei grossen Tempel auf der Akropolis in die Zeit der Grün-
dung der Stadt, mithin um 600 v. Chr. setzt.
Fig. 160. Capital vom Mitteltempel
der Akropolis von Selinus.
Der
mittlere
Tempel
der (
Akropolis
von
Selinus.
ver-
alterthümliche Formen
Dieses merkwürdige Denkmal, von wel¬
chem ein restaurirtes Stück oben in Fig. 155,
.der Grundplan Fig. 158 gegeben ist,
bindet unzweifelhaft
mit hoher technischer und Stylvollendung und
feiner Durchbildung des Details. Der nur
in zwölf Canälen gefurchte Schaft, bei einem
Intercolumnium von 1 % Schaftdurchmesser
nicht völlig 5 Dm. hoch, zeigt schon einen
complicirten Uebergang zum Capital, indem
die Kerbe unter dem Säulenhalse durch einen
dreifachen reich profilirten Ring übermässig
betont ist, während dagegen die Echinusringe,
fast kleinlich angelegt und mässig ausgeschnit¬
ten , dadurch noch mehr an Wirkung und an
nicht ganz unten am Echinus, sondern erst oberhalb der Ausbeugung an-
gebracht sind. Der Leisten unter den Triglyphen ist dreifach gegliedert,
das Mittelglied zeigt in entschieden unschöner und unpassender Weise ein
rundliches Profil. Am augenfälligsten vertreten das Alterthümliche die
derben Triglyphen mit ihren oben lanzetförmig endigenden Schlitzen , nur
einen den Dreischlitzen selbst gleichbreiten Metopenraum zwischen sich
lassend, dessen quadratisches Bildwerk deshalb auch nicht bis an den unteren
Friesrancl herabreicht. Der schmale Metopenraum erlaubt auch nicht die
Anbringung vollständiger Mutuli zwischen jenen , welche über den Trigly-
phen stehen, weshalb hier über den Metopen nur ein Mutulus von halber
Breite überhängt. Die erhaltenen Metopen , Herakles mit den Kerkopen.
Perseus als Medusentödter und eine Quadriga darstellend, gehören als wahr-
scheinlich die ältesten sicher datirbaren griechischen Kunstwerke zu den
für die Geschichte der Plastik interessantesten Denkmälern.
Tempel Diesem Tempel scheint ein zweiter auf der Akropolis von Selinus , der
„ T.on nördlichste von den drei grösseren daselbst (von Hittorf und Serradifalco
Hellas.
Insel den dorischen Styl fast ausschliessend zur Anwendung, und alle grös-
seren Ruinen gehören demselben an. Die hellenischen Städte Siciliens er-
reichten auch zumeist den Höhenpunkt ihrer Blüthe schon vor der Glanz-
periode des Mutterlandes, der Epoche von den Perserkriegen bis zum pelo-
ponnesischen Kriege, und so wurden in Sicilien die damaligen Werke nicht
mehr von späteren überboten und verdrängt. Diess ist besonders mit
Selinunt, einer Colonie von Megara der Fall, welche Stadt 627 v. Chr. ge-
gründet und schon 409 v. Chr. wieder zerstört wurde. Die bedeutenderen
dort erhaltenen Baudenkmale gehören sicher dem ersten Jahrhundert des
Bestehens dieser Stadt an, und man wird, unterstützt von der hohen Alter-
thümlichkeit der Metopenreliefs, kaum irren, wenn man namentlich den
mittleren der drei grossen Tempel auf der Akropolis in die Zeit der Grün-
dung der Stadt, mithin um 600 v. Chr. setzt.
Fig. 160. Capital vom Mitteltempel
der Akropolis von Selinus.
Der
mittlere
Tempel
der (
Akropolis
von
Selinus.
ver-
alterthümliche Formen
Dieses merkwürdige Denkmal, von wel¬
chem ein restaurirtes Stück oben in Fig. 155,
.der Grundplan Fig. 158 gegeben ist,
bindet unzweifelhaft
mit hoher technischer und Stylvollendung und
feiner Durchbildung des Details. Der nur
in zwölf Canälen gefurchte Schaft, bei einem
Intercolumnium von 1 % Schaftdurchmesser
nicht völlig 5 Dm. hoch, zeigt schon einen
complicirten Uebergang zum Capital, indem
die Kerbe unter dem Säulenhalse durch einen
dreifachen reich profilirten Ring übermässig
betont ist, während dagegen die Echinusringe,
fast kleinlich angelegt und mässig ausgeschnit¬
ten , dadurch noch mehr an Wirkung und an
nicht ganz unten am Echinus, sondern erst oberhalb der Ausbeugung an-
gebracht sind. Der Leisten unter den Triglyphen ist dreifach gegliedert,
das Mittelglied zeigt in entschieden unschöner und unpassender Weise ein
rundliches Profil. Am augenfälligsten vertreten das Alterthümliche die
derben Triglyphen mit ihren oben lanzetförmig endigenden Schlitzen , nur
einen den Dreischlitzen selbst gleichbreiten Metopenraum zwischen sich
lassend, dessen quadratisches Bildwerk deshalb auch nicht bis an den unteren
Friesrancl herabreicht. Der schmale Metopenraum erlaubt auch nicht die
Anbringung vollständiger Mutuli zwischen jenen , welche über den Trigly-
phen stehen, weshalb hier über den Metopen nur ein Mutulus von halber
Breite überhängt. Die erhaltenen Metopen , Herakles mit den Kerkopen.
Perseus als Medusentödter und eine Quadriga darstellend, gehören als wahr-
scheinlich die ältesten sicher datirbaren griechischen Kunstwerke zu den
für die Geschichte der Plastik interessantesten Denkmälern.
Tempel Diesem Tempel scheint ein zweiter auf der Akropolis von Selinus , der
„ T.on nördlichste von den drei grösseren daselbst (von Hittorf und Serradifalco