VII. Der Circus Flaminius u. d. Theater des Pompeius. 95
richten wagte. Seit die Börner die Bühne bei den Griechen
kennen gelernt, wurde zwar gelegentlich auch in Boni
gespielt, aber nur in provisorischen für einige Tage ge-
zimmerten Theatern. Solche begegnen zum erstenmale
191 v. Chr., zunächst so aufwandlos hergestellt, dafs es
selbst an dem Komfort der Sitzplätze fehlte. Als einige Holzbau.
Jahrzehnte später (155 v. Chr.) C. Cassius dem Volke diesen
Luxus gönnen wollte, setzte es die konservative Partei
durch, dafs dessen Theaterbau wieder abgetragen wurde.
Namentlich aber war die Anwendung von Stein für den
Zuschauerraum verpönt. Der Zweck der Luxusabwehr
konnte freilich damit nicht erreicht werden; denn gerade
der ephemere Charakter der gezimmerten Schaubühnen
spornte erfinderische Streber zu mancherlei verblüffendem
Baffinement: so verkleidete Catulus die Bühne seines Wach-
Theaters mit Elfenbein, C. Antonius mit Silber, Petronius sender
mit Gold. Lentulus verwandelte das Segeltuch des den Lnxns-
Zuschauerraum vor der Sonne schützenden Velariums in
ein Purpurtuch. Zugleich wurde man in den Dimensionen
mafslos: M. Scaurus, der im Jahre 58 v. Chr. seine Bühne
mit 360 Marmorsäulen und (angeblich) mit 3000 Bronze-
werken geschmückt hatte, brachte die Gröfse des Zuschauer-
raumes auf die ungeheuerliche Zahl von 80000 Plätzen.
Solche Mafslosigkeiten und Vergeudungen mufsten es steinbau
als eine Wohlthat empfinden lassen, als der damals allge- des
waltige Pompeius dieser tollen Unwirtschaftlichkeit durch PomPeius-
den Bau eines steinernen Theaters ein Ende machte.
Er hatte das Theater von Mitylene zum Vorbild genommen,
im Jahre 55 v. Chr. den Bau begonnen und in drei Jahren
vollendet. Dafs er deswegen einen Tempel (der Venus Tempel der
Victrix) auf die Höhe des Zuschauerraumes gesetzt, um Venus Vict.
damit der censorischen Einrede gegen den Theaterbau zu
begegnen, und die Sitzstufen der Cavea gewissermafsen
als die Tempeltreppe erscheinen zu lassen, ist wohl nur
Erfindung; denn der Tempel wie die übrigen Heiligtümer
der Honos, Virtus und Felicitas änderten an der Sache
nichts und verliehen nur dem Theater erhöhte Würde und
richten wagte. Seit die Börner die Bühne bei den Griechen
kennen gelernt, wurde zwar gelegentlich auch in Boni
gespielt, aber nur in provisorischen für einige Tage ge-
zimmerten Theatern. Solche begegnen zum erstenmale
191 v. Chr., zunächst so aufwandlos hergestellt, dafs es
selbst an dem Komfort der Sitzplätze fehlte. Als einige Holzbau.
Jahrzehnte später (155 v. Chr.) C. Cassius dem Volke diesen
Luxus gönnen wollte, setzte es die konservative Partei
durch, dafs dessen Theaterbau wieder abgetragen wurde.
Namentlich aber war die Anwendung von Stein für den
Zuschauerraum verpönt. Der Zweck der Luxusabwehr
konnte freilich damit nicht erreicht werden; denn gerade
der ephemere Charakter der gezimmerten Schaubühnen
spornte erfinderische Streber zu mancherlei verblüffendem
Baffinement: so verkleidete Catulus die Bühne seines Wach-
Theaters mit Elfenbein, C. Antonius mit Silber, Petronius sender
mit Gold. Lentulus verwandelte das Segeltuch des den Lnxns-
Zuschauerraum vor der Sonne schützenden Velariums in
ein Purpurtuch. Zugleich wurde man in den Dimensionen
mafslos: M. Scaurus, der im Jahre 58 v. Chr. seine Bühne
mit 360 Marmorsäulen und (angeblich) mit 3000 Bronze-
werken geschmückt hatte, brachte die Gröfse des Zuschauer-
raumes auf die ungeheuerliche Zahl von 80000 Plätzen.
Solche Mafslosigkeiten und Vergeudungen mufsten es steinbau
als eine Wohlthat empfinden lassen, als der damals allge- des
waltige Pompeius dieser tollen Unwirtschaftlichkeit durch PomPeius-
den Bau eines steinernen Theaters ein Ende machte.
Er hatte das Theater von Mitylene zum Vorbild genommen,
im Jahre 55 v. Chr. den Bau begonnen und in drei Jahren
vollendet. Dafs er deswegen einen Tempel (der Venus Tempel der
Victrix) auf die Höhe des Zuschauerraumes gesetzt, um Venus Vict.
damit der censorischen Einrede gegen den Theaterbau zu
begegnen, und die Sitzstufen der Cavea gewissermafsen
als die Tempeltreppe erscheinen zu lassen, ist wohl nur
Erfindung; denn der Tempel wie die übrigen Heiligtümer
der Honos, Virtus und Felicitas änderten an der Sache
nichts und verliehen nur dem Theater erhöhte Würde und