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VIII. Das nö:rdl. Maeseeld u. d. vaticanische Gebiet. 99
Planfragment rekonstruiert und als die sogenannte Villa
publica gedacht, deren Lage in dieser Gegend wohl
aufser Zweifel steht. Der aus früher Republik stammende
und wohl wiederholt erneuerte Bau hatte sowohl zu den
Census- und Konskriptionsgeschäften als auch zur Beher-
bergung von Gesandten und rückkehrenden Feldherren
vor dem Triumphe gedient, scheint also die Zwecke von
Bureaux mit jenen eines Kasernements verbunden zu
haben. Das benutzte Stück des Marmorplanes wurde je- Cireus-
doch auch mafsgebend für das westlich an die mutmafs- Stallungen,
liehe Villa publica anstofsende Gebäude, welches nicht
ohne Wahrscheinlichkeit für die Circusstallungen (stabula
factionum IV) des Regionsverzeichnisses in Anspruch
genommen worden ist, die nach der genannten Auf-
zählung bis in die letzte Kaiserzeit hier existiert haben
müssen.
Gesicherter erscheint freilich das nördlich von den Tempel der
mutmafslichen Circusstallungen befindliche Doppelheilig- Dis und
tum der Isis und des Serapis, welches durch zahlreiche'165 SeraPls-
bezügliche Funde vom 14. Jahrhundert bis zur neuesten
Zeit, die nördlich von der Kirche S. Maria sopra Minerva
bis S. Stefano del Caco gemacht worden sind, aufs bestimm-
teste lokalisiert wird. In unbekannter Zeit, wohl unter
Augustus erbaut, wurde das Heiligtum von Nero und später
nach dem Brande d. J. 80 n. Chr. von Domitian prächtig er-
neuert und erfreute sich fortan nicht geringer Berühmtheit
und wiederholt besonderer kaiserlicher Gunst, wie dies von
Commodus, Alexander Severus und Maximian ausdrücklich
bezeugt wird. Das Doppelheiligtum war nicht' blofs im
aegyptisierenden Stil gebaut, sondern wahrscheinlich grofsen- Aegypti-
teils aus Aegypten nach Rom versetzt, was angesichts des scher sttl
unter Augustus beliebt gewordenen Obeliskentransportes Te^selg
Befremdliches nicht an sich hat. Gewifs aber bestand die
Mehrzahl der das Heiligtum schmückenden Denkmäler aus
aegyptischen Importstücken, wie dies die beiden vor dem
Pantheon und auf Piazza della Minerva aufgestellten Obe-
lisken und die beiden prächtigen Löwen am Fulse der
 
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