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Die deutsche Malerei des 14. und 15. Jahr-
hunderts.

Böhmen.
Nachdem auch in Deutschland die Thätigkeit der Wand-
maler, der Glasmaler, der Schilder und der Miniatoren Jahr-
hunderte hindurch ein wenn auch nicht ganz fortschrittloses aber
doch mehr handwerksmässiges und unpersönliches Gepräge be-
wahrt hatte, erheben sich von der Mitte des 14. Jahrhunderts
ab vier deutsche Landstriche über das Durchschnittsniveau der
übrigen. Diese sind Böhmen, der Niederrhein, Schwaben und Franken.
An der Spitze steht zeitlich Prag, jedoch nicht durch eine
im Schosse der Stadt und durch die Pflege der Bürger ent-
standene und genährte Thätigkeit, sondern durch die Initiative
einer kunstliebenden deutschen Dynastie. Der ganze Aufschwung
knüpft sich dort an die Regierungszeit des Kaisers Karl IV.
(1347 —1378). Der hochgebildete Fürst hatte seine Erziehung
am französischen Hofe genossen und durch Reisen in Italien
abgeschlossen. Anregung genug zu dem Versuch, seine böhmische
Residenz und namentlich seine Lieblingsschöpfung, Burg Karl-
stein, zu einem ähnlichen romantischen Glanze zu erheben, wie
er ihm nicht bloss aus der Parzivalsage vorschwebte, sondern wie
er ihn auf französischem und italienischem Boden gesehen. Dazu
mussten aber auswärtige Kräfte entboten werden. Ein französischer
Architekt begann den Dombau, Mosaisten wahrscheinlich aus
Venedig unternahmen dessen Ausschmückung und der schon er-
wähnte Tommaso da Mutina überkam die Ausführung oder
Leitung von einer Reihe von Tafelwerken wie Wandgemälden.
Die erhaltenen bezeichneten Tafelwerke dieses Malers, nämlich
die Altarflügel mit »Madonna« und dem »Schmerzensmann« in
der Kreuzkapelle zu Karlstein, oder das aus Karlstein in die
 
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