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Reber, Franz von
Ueber das Verhältniss des mykenischen zum dorischen Baustil — München, 1896

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https://doi.org/10.11588/diglit.8501#0004
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Sch on im Alterthum war man sich darüber keineswegs klar, ob
in grauer Vorzeit Griechenland von einem den Hellenen unverwandten
Volke besetzt gewesen und erst auf dem Wege von Völkerwanderungen
in den Besitz der Hellenen gekommen sei, oder ob die Stämme, welche
zu verschiedenen Zeiten in mannigfachen Verschiebungen auf griechischem
Boden entgegentreten, von vorneherein derselben Rasse waren. Auch die
moderne Forschung hat diesen Zweifel nicht zum endgültigen Abschluss
gebracht, obwohl es nicht gelungen ist, Beweise dafür zu finden, dass
die Masse der Urbewohner des südlichen Theiles der Balkanhalbinsel ein
Kulturvolk anderer Abstammung gewesen sein müsse, als die Bevölkerung
dieses Gebietes in späteren Zeiten. Es kann indess als sicher gelten, dass
die Bewohner des eigentlichen Griechenland in ihrer Kulturentwicklung
von den nördlichen Besiedlern der Balkanhalbinsel sich frühzeitig ab-
getrennt haben. Denn die übrigens gleichfalls arischen Blyrer, Thraker
und Epiroten zeigen in ihrer Sprachentwicklung, soweit sich davon Kunde
erhalten hat, eine sicher weit zurückgehende Sonderung von jener der
Hellenen. Es scheint auch, dass im eigentlichen Griechenland das hel-
lenische Sprachidiom, selbverständlich noch in beschränkter Entwicklung,
bereits geherrscht habe, als die Steinzeit noch nicht überwunden war.

Wenn es aber auch darüber an positiven Beweisen fehlt, so können
wir uns doch kaum mehr zu der Anschauung eines Hekatäos und Herodot
bekennen, die in den Pelasgern Nichtgriechen und Barbaren sah. Denn
viel wahrscheinlicher bleibt die Annahme eines Aeschylos und Thukydides,
dass der Namen der Pelasger nur eine ältere Bezeichnung der Hellenen
gewesen, die ursprünglich enger begränzt allmälig auf alle Urhellenen
übertragen ward. Es ist diess derselbe Uebertragungsvorgang von einem
Theil auf das Ganze, wie er in historischer Zeit mit dem Namen "Ekloi

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