Domstijt-Siegel
Die ältesten Siegel des Domstiftes
Aus der großen Zahl der Stiftssiegel sind hier nur die 3 ältesten ausgewähit
(Abb. 1, 11 und 12), weniger wegen ihres ikonographischen als ihres stilistischen In-
teresses. In geringem zeitlichen Abstand von nur einigen Jahrzehnten zeigen sie bei
gleicher Auffassung formal durchaus verschiedene Siegelbilder.
Die Madonna ist hier im Typus der nachweisbar ältesten Auffassung dargestellt, als
sogenannte „Nikopoia“, als Siegbringerin, die man als das Urbild der thronenden
Madonna ansieht, das schon für das 6.—7. Jh. bezeugt ist. Die Madonna erscheint
auf dem Throne in rein frontaler Haltung und hält vor sich auf dem Schoße ebenfalls
ganz frontal das segnende Kind, aber ohne eine persönliche menschliche Beziehung
der beiden zueinander. Nur das Kind mit Nimbus. Auf dem vom Mantel wie von
einem Kopftuch gedeckten Haupt der Mutter weisen Reste einer Krone auf ihre könig-
liche Würde hin, die auch im Szepter zum Ausdruck kam, das der Madonna außer-
ordentlich oft gegeben wird, während sie auf diesen romanischen Siegelbildern statt
dessen auf der ausgestreckten rechten Hand die mit Kreuz geschmückte Kugel hält.
Dieser Typus, der durch eine Urkunde von 1217 im Badischen Generallandesarchiv
als Siegelbild bezeugt ist, wiederholt sich in gleicher Auffassung beim Siegel, das ab
1225 belegt ist, also acht Jahre später, aber in völlig anderem Stile. Statt des breit
entfalteten und gelösten Bildes dort ist hier die Form fast rein linear entwickelt, knapp
zusammengefaßt, aber mit einem Ansatz zu stärkerer Bewegung, dem auch die Um-
setzung des ausgeglichenen Kreises ins Spitzoval entspricht, dazu das Kind in anderer
Anordnung, wie bei der Gewandung der rechte niederfallende Zipfel die Strenge und
Symmetrie durchbricht. Auffallend ist der breite Thron, dessen Höhenunterschied in
den Pfostenknöpfen geschickt durch das Kugelattribut der Madonna wieder ausge-
glichen ist. Auch beobachtet man schon hier und da eine leichte Tendenz zur Streckung
dei' Proportionen, wie beim Kopf der Madonna, gesteigert durch die große Krone.
Gerade dieses Siegel scheint auffallend lange in Gebrauch geblieben bis ins Ende
15. Jh., an einer Urkunde im Stadtarchiv in Markdorf (Nr. 80), aber in neuem Schnitt
formal geändert durch stärkeres Relief.
Das dritte Siegel, nach einer Urkunde im Konstanzer Stadtarchiv 1255 in Gebrauch,
ist bei der Wiederholung des gleichen Typs als Nikopoia, den beiden vorigen gegen-
über wieder formal völlig geändert. Die Gruppe von Mutter und Kind wirkt kompakter
und gedrungener, auch im Schriftcharakter der Umschrift. Dem entsprechend ist der
Unterarm der Mutter mit der Kugel nicht mehr so frei und vom Körper gelöst. Vom
leeren Raum, zumal des ersten Siegels, ist fast nichts mehr geblieben. Den oberen Teil
füllt der große Nimbus, während seitlich anscheinend je ein Buchstabe ist, der an A
(Alpha) und 0(Omega) zu erinnern scheint. Aber durch solche Einengung hat die
Figur viel von der hoheitsvollen Wirkung der älteren Siegel verloren.
Aber die Umschrift der Siegel ist bei allen die gleiche:
SCA MARIA CONSTANTIENSIS ECCLESIE MATRONA
Die ältesten
Stiftssiegel
567
Die ältesten Siegel des Domstiftes
Aus der großen Zahl der Stiftssiegel sind hier nur die 3 ältesten ausgewähit
(Abb. 1, 11 und 12), weniger wegen ihres ikonographischen als ihres stilistischen In-
teresses. In geringem zeitlichen Abstand von nur einigen Jahrzehnten zeigen sie bei
gleicher Auffassung formal durchaus verschiedene Siegelbilder.
Die Madonna ist hier im Typus der nachweisbar ältesten Auffassung dargestellt, als
sogenannte „Nikopoia“, als Siegbringerin, die man als das Urbild der thronenden
Madonna ansieht, das schon für das 6.—7. Jh. bezeugt ist. Die Madonna erscheint
auf dem Throne in rein frontaler Haltung und hält vor sich auf dem Schoße ebenfalls
ganz frontal das segnende Kind, aber ohne eine persönliche menschliche Beziehung
der beiden zueinander. Nur das Kind mit Nimbus. Auf dem vom Mantel wie von
einem Kopftuch gedeckten Haupt der Mutter weisen Reste einer Krone auf ihre könig-
liche Würde hin, die auch im Szepter zum Ausdruck kam, das der Madonna außer-
ordentlich oft gegeben wird, während sie auf diesen romanischen Siegelbildern statt
dessen auf der ausgestreckten rechten Hand die mit Kreuz geschmückte Kugel hält.
Dieser Typus, der durch eine Urkunde von 1217 im Badischen Generallandesarchiv
als Siegelbild bezeugt ist, wiederholt sich in gleicher Auffassung beim Siegel, das ab
1225 belegt ist, also acht Jahre später, aber in völlig anderem Stile. Statt des breit
entfalteten und gelösten Bildes dort ist hier die Form fast rein linear entwickelt, knapp
zusammengefaßt, aber mit einem Ansatz zu stärkerer Bewegung, dem auch die Um-
setzung des ausgeglichenen Kreises ins Spitzoval entspricht, dazu das Kind in anderer
Anordnung, wie bei der Gewandung der rechte niederfallende Zipfel die Strenge und
Symmetrie durchbricht. Auffallend ist der breite Thron, dessen Höhenunterschied in
den Pfostenknöpfen geschickt durch das Kugelattribut der Madonna wieder ausge-
glichen ist. Auch beobachtet man schon hier und da eine leichte Tendenz zur Streckung
dei' Proportionen, wie beim Kopf der Madonna, gesteigert durch die große Krone.
Gerade dieses Siegel scheint auffallend lange in Gebrauch geblieben bis ins Ende
15. Jh., an einer Urkunde im Stadtarchiv in Markdorf (Nr. 80), aber in neuem Schnitt
formal geändert durch stärkeres Relief.
Das dritte Siegel, nach einer Urkunde im Konstanzer Stadtarchiv 1255 in Gebrauch,
ist bei der Wiederholung des gleichen Typs als Nikopoia, den beiden vorigen gegen-
über wieder formal völlig geändert. Die Gruppe von Mutter und Kind wirkt kompakter
und gedrungener, auch im Schriftcharakter der Umschrift. Dem entsprechend ist der
Unterarm der Mutter mit der Kugel nicht mehr so frei und vom Körper gelöst. Vom
leeren Raum, zumal des ersten Siegels, ist fast nichts mehr geblieben. Den oberen Teil
füllt der große Nimbus, während seitlich anscheinend je ein Buchstabe ist, der an A
(Alpha) und 0(Omega) zu erinnern scheint. Aber durch solche Einengung hat die
Figur viel von der hoheitsvollen Wirkung der älteren Siegel verloren.
Aber die Umschrift der Siegel ist bei allen die gleiche:
SCA MARIA CONSTANTIENSIS ECCLESIE MATRONA
Die ältesten
Stiftssiegel
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