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Reiners, Heribert
Die Kunstdenkmäler Südbadens (Band 1): Das Münster Unserer Lieben Frau zu Konstanz — Konstanz: Thorbecke, 1955

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https://doi.org/10.11588/diglit.51169#0596

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Münster zu Konstanz

DIE STEINMETZZEICHEN AM KONSTANZER MÜNSTER

Besondere Literatur:
F. J. Mone, Die Steinhütte und andere Verhältnisse des Doms zu Constanz 1485—1576, im Anzeiger
f. Kunde d. deutsch. Vorzeit 1837, Sp. 243 ff.
F. J. Mone, Beiträge zur Kunstgeschichte, ZGO 3 (1852), S. 58ff.: Konstanz, ven 1499—1521.
F. X. Ullersberger, Die Steinmetzzeichen des Überlinger Münster, Überlingen 1880.
K. Klemm, Württembergische Baumeister und Bildhauer bis ums Jahr 1750, Stuttgart 1882.
A. Klemm, Die Unterhütte zu Konstanz, ihr Buch und ihre Zeichen, mit Taf. XII—XIV, ZGO 48
(1894), S.193 ff.
E. Hempel, in O. Schmitt, Reallexikon z. dtsch. Kunstgeschichte, I (1937) : Baubetrieb, II (1938) :
Bauhütte, Baumeister.
R. Wissell, Die älteste Ordnung des großen Hüttenbundes der Steinmetzen von 1459 (Nach der
Thanner Handschrift), hrsg. von R. W., ZGO 94 (1942), S. 51 f.

Die Steinmetzzeichen am Konstanzer Münster und seinen Anbauten wurden teils 1923
bei der Restauration des Innern durch das Bezirksbauamt, teils 1954 durch R. Motz
abgerieben und auf den nachstehenden Tafeln maßstäblich verkleinert, Nr. 3—10 im
Maßstab 1 : 10, die übrigen im Maßstab 1:5. Die Zeichen geben demnach die unver-
fälschte Handschrift der Steinmetzen wieder. Anspruch auf Vollständigkeit kann die
Liste nicht erheben, da vielleicht noch manches Zeichen unter der wiederholten Weiße-
lung und den klassizistischen Zutaten mit den Verhüllungen der Rippenkonsolen ver-
borgen ist. Dagegen kann man zuweilen schwanken, ob es sich um ein Steinmetzen-
oder um ein Versetzzeichen handelt, wie z. B. bei Nr. 429.
Fast in jedem Zeichen ist der rechte Winkel angebracht, manchmal der Hammer, oder
auch Hammer und rechter Winkel. Beinahe unerschöpflich sind die Verbindungen der
Grundformen, Kreuz, Ypsilon, Fahne mit diesem Symbol des Steinmetzen, dem rechten
Winkel. Diese Verbindung scheint überhaupt Ausgang und Grundlage der Zeichen zu
sein, nicht die Einordnung in die vier geometrischen Grundfiguren (Quadratur, Tri-
angulatur, Vierpaß, Dreipaß), die seit Rziha (Stud. über Steinmetzzeichen, 1851)
immer noch versucht wird. Schon Klemm, wohl der beste Kenner der schwäbischen
Steinmetzzeichen, hat Rzihas Theorie abgelehnt. Bei der Untersuchung der Zeichen, die
den 178 Namen der Steinmetzen der Konstanzer Unterhütte beigegeben sind, fand
Klemm eine große Willkür in der Darstellung, kleine Abweichungen in Länge und
Winkelstellung, das Fehlen jeder Sorgfalt, die eine Herleitung der Zeichen aus be-
stimmten geometrischen Grundformen ausschließt (Klemm, Unterhütte, S.209f.), eine
Beobachtung, die auch für die Zeichen im Admonter Hüttenbuch zutrifft (Hempel).
Klemm kommt zu dem Schluß, daß es am Ende mehr darauf angekommen sein dürfte,
„gewisse Teile des Zeichens so zu formieren, daß ein Winkelmaß, ein Richtscheit, u.dgl.
darin nachgebildet erscheinen mochte“ (a. a. 0. S. 212).
Auf Grund seiner Beobachtungen verwirft Klemm außerdem die ausschließliche Zu-
gehörigkeit eines Zeichens zu einem Meister und stellte fest, „daß ein System in der
Erteilung der Steinmetzzeichen, das die mehrfache Verleihung ganz des gleichen Zei-
chens unmöglich gemacht hätte, nicht bestand“ (Klemm, W. B. S. 70f., Fig. 26). So ist

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