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Reiners, Heribert
Die Kunstdenkmäler Südbadens (Band 1): Das Münster Unserer Lieben Frau zu Konstanz — Konstanz: Thorbecke, 1955

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https://doi.org/10.11588/diglit.51169#0360

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Münster zu Konstanz

Das Relief ist auf Grund engster Formverwandtschaft mit anderen Werken des Meisters
HansMorinck zuzuschreiben, der auch den Altaraufbau entwarf. Aber die bisherige
Datierung ins Jahr 1614, ans Ende von Morincks Leben, ist wohl irrig (Hirsch und
Feulner, Hirsch zudem mit völlig verfehlter Kritik). Das Relief steht der Pieta aus
Hegne, jetzt Karlsruhe, Landesmuseum, von 1580 viel näher als allen anderen Werken
Morincks, zumal dem Spätwerk des Schafhirten an seinem Wohnhaus. Es ist auffallend
flach im Relief neben den übrigen, bei denen das Relief teilweise zur Freiplastik ein-
zelner Figuren gesteigert ist. Auch haben die Gestalten nicht die Fülle und Körperlich-
keit wie auf den späteren Arbeiten. Die Figuren sind vielmehr auffallend schlank,
teilweise in den Proportionen übersteigert, zumal die Figur zu Füßen Christi. Nur hier
und da sucht der Künstler durch eng anschmiegende Gewandung die Körper zu betonen.
Eher ein zeichnerisch-linearer statt eines plastischen Stiles bestimmt die Form. Der
italienische Einfluß, der Morincks Schaffen immer mehr bestimmt und schon im Anna-
Altar von 1590 in den Proportionen, den Kopftypen und der stärkeren körperlichen
Gestaltung deutlich ist, tritt hier nicht so aufdringlich in Erscheinung. Wollte man
das Relief wie bisher 1614 datieren, so würde das bedeuten, daß der Künstler 2 Jahre
vor seinem Tode seine bis dahin geschlossene Entwicklung unvermittelt abgebrochen
und seinen Stil wieder völlig geändert hätte. Das ist bei einer Künstlerpersönlichkeit
wie Morinck nicht anzunehmen. Auch die Halbfigur des Ecce homo im Aufsatz, ebenfalls
von Morinck, würde nicht zu seinem Spätstil passen. Der Altar ist daher mit guten
Gründen in die 80er Jahre zu datieren und mag zwischen dem Relief aus Hegne und
dem Anna-Altar entstanden sein. Am Altar war, nach Eiselein, das Wappen des Dom-
herrn Albrecht von Breitenlandenberg und die Jahreszahl 1550. Das muß ein Irrtum
sein, da Morinck erst später nach Konstanz kam. Der Stifter wird als Domherr 1559
genannt. Das Relief, grau gestrichen, ohne Farbspuren unter dem grauen Anstrich,
zeigt einige Ergänzungen.
Auf dem bemalten Antependium aus Leinwand (Abb. 304) zwischen 2 Vasen mit Blumen
ein Medaillon mit der Darstellung des Fischwunders des hl. Ulrich, der mit seinem
Freunde, dem hl. Konrad, im Gespräch hinter vollbesetzter Tafel sitzt. Rechts im Hinter-
gründe der hinausgehende Bote mit dem Stück Fleisch, das zur Hälfte schon in Fisch
verwandelt ist, am Bandelier das Wappen Pfalz-Bayern, unten vor dem Tisch Wappen:
schräg rechts geteilt, oben in Rot Schimmel, unten schwarz-gelber Schrägrechtsbalken.
Über dem Wappen: F.S.P.E.C.C. Auf der Rückseite des Mittelbildes: 1709 und
verschlungen TS.

DIE ALTÄRE DER SÜDKAPELLEN

Altäre der
Südkapellen
Maria Hilf-Altar

Maria Hilf-Altar

Eiselein, S. 187. — Führer 1853, S. 11. — Kraus, S. 184. — Gröber, S. 143.

Der Altaraufsatz ist eine Stiftung der Brüder Bader vom J. 1609 (Abb. 295). Weiß
gestrichener, reich vergoldeter Tannenholzaufsatz, 5,00 : 1,89 m, mit tiefer, rundbogiger

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