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Reiners, Heribert
Die Kunstdenkmäler Südbadens (Band 1): Das Münster Unserer Lieben Frau zu Konstanz — Konstanz: Thorbecke, 1955

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https://doi.org/10.11588/diglit.51169#0065

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Baugeschichte

DIE BAUGESCHICHTE SEIT DEM SPÄTEN 12. JH. BIS ZUR REFORMATION
Aus dem späteren 12. bis zum Ende des 13. Jh. liegen keine Baunachrichten vor, auch
im Bau selber ist kein Anhalt für bauliche Änderungen gegeben. Erst seit dem Ende
des 13. Jh. setzt eine umfangreichere Bautätigkeit ein mit den An- und Nebenbauten,
mit einem Neubau der Konradikapelle und ihres Oberbaues im Zusammenhang mit
der Schatzkammer, der oberen Sakristei, der Nikolauskapelle und dem Kreuzgang. Auch
ein Neubau der Mauritius-Rotunde ist für die Wende des 13. Jh. anzunehmen. Im übrigen
brachte dieses Jahrhundert vor allem eine Bereicherung der Ausstattung durch Stiftung
mehrerer Altäre und als Hauptschmuckstück des Innern die Erstellung des Lettners in
der zweiten Hälfte des Jahrhunderts unter Bischof Eberhard, der große Summen für das
Münster bereitstellte.
Bei den wiederholten Bränden des 13. Jh., wobei nach den Chronisten die Stadt teil-
weise abbrannte, blieb das Münster verschont. Erst bei der großen Feuersbrunst vom
15. September 1299, die angeblich 96 Häuser in Asche legte, wurde es betroffen und
der Vierungsturm und Giebel der Chorwand mit dem Ostteil des Daches zerstört. In
den Zimmermannszeichen und den den Steinmetzzeichen nachgebildeten jüngeren Mar-
kierungen, die beide nur hier am Dachstuhl zu sehen sind, haben wir nach ihm einen
Anhalt für den Umfang der Erneuerung (Reisser). Bei dieser wurden die neuen Ge-
spärre in engstem Anschluß an die alten erstellt. Die Chormauer, die erhalten blieb,
wurde hintermauert und der Giebel neu aufgeführt, wobei man in den Giebel die beiden
alten Kupfermedaillons und zwei neue Bildnisscheiben einließ. Der Vierungsturm aber
wurde nicht wieder erstellt, sondern bis zur Höhe des Hauptgesimses abgebrochen und
durch einen Dachreiter ersetzt. Zum ersten Male wird um 1300 die Münsterbauhütte
genannt, als „Magister Ulricus de Tägerwile carpentarius Constantiensis“ eine Stiftung
zugunsten der Fabrik machte.
Der Bau des Südturmes. Die finanzielle Lage des Konstanzer Hochstiftes war im 14. Jh.
sehr schlecht. Die Bischöfe Rudolf III. von Montfort und Heinrich HL von Brandis
mußten Burgen verpfänden und Darlehen aufnehmen zur Tilgung der schweren Schulden
(REC 5364, 4005). Damit mag es auch Zusammenhängen, daß die Mittel zu größeren
Bauarbeiten fehlten und aus der Baugeschichte nur die Aufführung des Südturmes zu
berichten ist. Wann vnd aus welchem Anlaß der angebliche romanische Südturm ein-
stürzte und der dann gleichzeitig mit dem Nordturm oder nach dessen Erneuerung
1128 errichtet worden wäre, wird nirgendwo überliefert, was andernfalls umso auf-
fallender wäre, als der Einsturz des Nordturmes und die Zerstörung des Vierungsturmes
von den meisten Quellen berichtet wird. Wenn dieser Südturm aber, wie man ohne Be-
gründung behauptet, sogar zweimal eingestürzt und erneuert worden wäre, hätte sicher
einer der Chronisten es gemeldet, da es so ungewöhnlich gewesen wäre. Auch der Bau-
befund spricht gegen einen wiederholten Einsturz. Am Mauerwerk des älteren Teiles ist
nichts, was im Materialwechsel oder in der Mauerung auf verschiedene Bauzeiten und
damit auf einen Rest einer früheren Anlage hinweisen könnte. Was heute steht, scheint
mit Ausnahme des späteren Glockengeschosses einheitlich. Das bestätigen auch die zahl-

Brand 1299

Der Bau des
Südturmes

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