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Reiners, Heribert
Die Kunstdenkmäler Südbadens (Band 1): Das Münster Unserer Lieben Frau zu Konstanz — Konstanz: Thorbecke, 1955

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https://doi.org/10.11588/diglit.51169#0041

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Die Baugeschichte des Münsters

DIE BAUGESCHICHTE BIS ZUM SPÄTEN 12. JAHRHUNDERT
Nach den neuesten Forschungen wurde das Christentum nach Konstanz, das eine kleine
römische Siedlung war, sehr wahrscheinlich vom alten Bistum Chur aus übertragen,
wozu auch Konstanz gehörte. Sicher war mit dem übrigen alemannischen Gebiet des
Bodensees Konstanz im 6.Jh. weitgehend christianisiert. In der burgundischen Periode
des linksrheinischen Alemannien (596—610) und der Zeit seiner Abtrennung von
Churrätien und seinem alten Bistum Chur wurde das Bistum Konstanz durch den
Merowingerkönig Theuderich II. von Burgund, unterstützt durch Königin Brunhilde,
gegründet und Konstanz zum Bischofsitz erhoben (E. Reiners-Ernst). Hier bestand
wohl schon vorher eine kleine christliche Kultstätte, ungewiß, ob an der Stelle der
späteren Kathedrale oder anderwärts im Bezirke der Bischofsburg.
Die Erhebung zur Bischofskirche erforderte durch die Vermehrung des Klerus einen
größeren Neubau, den vermutlich Gaudentius errichtete, der mit Recht wohl als der
erste Bischof der neuen Diözese angesehen wird. Allem Anschein nach ist diese von
ihm erbaute und der Gottesmutter geweihte Kirche identisch mit der Marienkirche, die
615 in der Lebensbeschreibung des hl. Gallus genannt wird, die zwar erst etwa
100 Jahre nach dem Tode des Heiligen geschrieben wurde, deren Glaubwürdigkeit aber
wohl nicht mehr bestritten wird.
Diese erste Kathedrale war auf dem höchsten Punkt des Stadtgeländes unmittelbar am
See errichtet worden. Die Frage, ob auf diesem Hügel ein Römercastell bestanden habe,
ist noch umstritten. Nehmen die einen, vor allem Beck, dieses als sicher an, wobei einige
auch die Maße des Castells anzugeben wissen, so lassen andere nur die Möglichkeit
eines Castells zu, das aber nicht im geringsten erwiesen sei (Revellio). Daher bleibt auch
die These, daß der Grundriß der ersten Kathedrale, die der Bischof innerhalb des
Castells errichtet habe, in ihrem erhaltenen ältesten Teil, dem rechteckigen Chor, von der
Anlage des Castells bestimmt worden sei (Reisser, Gantner), vorläufig reine Hypothese,
ebenso die Vermutung, daß die Ausdehnung der Immunität den Grenzen des Castells
entsprochen habe (Rietschel).
Urkundlich belegt wird die Bischofskirche „ecclesia S. Mariae urbis Constantiae“ erst-
malig für die Mitte des 8. Jh., und 780 wird als erster Bischof Sidonius (746—780)
in einer Urkunde genannt, durch welche Karl der Große einen Vertrag zwischen diesem
Bischof und dem Abt von St. Gallen bestätigte.
Die erste Baunachricht gibt die Chronik des Reichenauer Mönches Hermannus Con-
tractus (f 1054), die beim Konstanzer Bischof Lambert (995—1015) vermerkt, „qui

Bistumsgründung

Die Anfänge
des Münsters

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