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Reiners, Heribert
Die Kunstdenkmäler Südbadens (Band 1): Das Münster Unserer Lieben Frau zu Konstanz — Konstanz: Thorbecke, 1955

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https://doi.org/10.11588/diglit.51169#0015

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VORWORT

Vor fast 70 Jahren hat Fr. X. Kraus mit dem ersten Band über den damals ausgedehn-
teren Kreis Konstanz die amtliche Inventarisierung der badischen Kunstdenkmäler
eingeleitet. Seitdem hat die kunstgeschichtliche Forschung ihren Standpunkt zur Ver-
gangenheit teilweise sehr geändert und zumal für die frühe deutsche Baukunst bedeu-
tende Fortschritte gemacht. Da zudem in den vergangenen Jahrzehnten sich die Repro-
duktionstechnik unerwartet hoch entwickelte, konnte das Werk von Kraus heutigen
Ansprüchen nach Inhalt und bildlicher Ausstattung längst nicht mehr genügen. Daher
beschloß die Regierung Südbadens schon bald nach dem Kriege, auch aus neugeweck-
tem und vertieftem Gefühle für die Heimat eine völlig neue und beträchtlich erweiterte
Bearbeitung der Kunstdenkmäler des ganzen Bodenseegebietes. Der Gedanke fand
vor allem beim Leiter des südbadischen Landeskulturamtes, Herrn Ministerialrat Prof.
Dr. Asal, dessen Name als Förderer man schon in so mancher bedeutenden kunst-
geschichtlichen Publikation begegnet, lebhaften Anklang. Ihm habe ich daher an erster
Stelle zu danken für das tatkräftige Interesse, womit er den Werdegang des vorliegen-
den ersten Bandes dieser neuen, von ihm begründeten Folge, begleitete und in groß-
zügiger Weise die durch die Zeitumstände unvermeidlichen Schwierigkeiten zu beseiti-
gen wußte.
Das Konstanzer Münster, unter dem Titel „Ad Navitatem Beatae Mariae Virginis“,
durch mehr als ein Jahrtausend die Kathedrale des größten deutschen Bistums, wurde
wie andere deutsche Dome in seiner geschichtlichen und künstlerischen Bedeutung erst
in der Romantik wieder erkannt. 1825 hatte als erster Heinrich Schreiber weite Kreise
der für Kunst und Geschichte Aufgeschlossenen in Bild und Wort auf Wert und Schönheit
des Münsters hingewiesen. Kleinere Instandsetzungen des Baues hatten schon seit der
Wende des Jahrhunderts das Interesse in steigendem Maße auf das Münster gelenkt,
was auch in den vermehrten alten Ansichten, zumal den Radierungen von N. Hug,
zum Ausdruck kam. Neben J. Bergmann, der 1825 seine große Folge von Litho-
graphien der Außen- und Innenbilder des Münsters erscheinen ließ, war es vor allem
Fr. Pecht, den der Konstanzer Dom als Thema seiner Steindrucke immer wieder lockte.
Auch die geschichtliche Forschung wandte sich fortschreitend mehr dem Münster zu,
vor allem angeregt durch die umfangreiche Restaurierung des Bauwerks seit der Mitte
des 19. Jh. Außer dem vielseitig interessierten unermüdlichen Forscher, dem damaligen
Leiter des Badischen Generallandesarchivs, F. J. Mone, sind vor allem zu nennen Rup-
pert, Marmor, Eiselein, Otto, Rahn, Redtenbacher, Staiger. 1853 erschien, vermutlich
von Eiselein, der erste „Führer durch die Münsterkirche zu Constanz“, die nun auch
in der weiteren kunstgeschichtlichen Literatur immer mehr Beachtung fand. 1880
wurde der „Münsterbauverein“ gegründet, der vorübergehend ein Mittelpunkt aller
am Münster und seiner Geschichte Interessierten wurde und dessen Vereinsorgan
„Das alte Constanz“ in den wenigen Jahren seines Erscheinens bis 1884 viel neues
Material zur Kunst und Geschichte des Münsters brachte.

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