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Eugen Reiz Kunst-Auktions-Haus <Berlin> [Hrsg.]
Gemälde- und Mobiliar-Versteigerung aus dem Nachlaß des Grafen Dr. Nicolaus Széchényi, Bischof von Oradea-Mare (Großwardein) und aus anderem Besitz: [Gemälde, Mobiliar und kunstgewerbliche Gegenstände usw.] ; Versteigerung 20. Oktober 1924 (Katalog Nr. 24) — Berlin, 1924

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https://doi.org/10.11588/diglit.22675#0005
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V O R W O

R T

Aeltere Gemälde von Qualität erschienen in den letzten Jahren auf dem deutschen Kunstmarkt
verhältnismäßig selten; um so erfreulicher ist es, daß jetzt auch in Deutschland ab und zu Werke alter
Meister, die der Beachtung der Sammler und Museen wert sind auf den Kunstmarkt geworfen werden.

Eine ganze Reihe der in dem vorliegenden Versteigerungskatalog aufgeführten Gemälde sind in
dieser Hinsicht besonders zu beachten.

Schon die Provenienz der meisten Bilder bürgt für Qualität; sie stammen größtenteils aus der
Sammlung des Dt. Nikolaus Szechenyi, Bischof von Oradea-Mare (Großwardein). Deshalb hielten es
auch Kenner wie Teray-Budapest, Frimmel-Wien, Glück-Wien, Hofstede de Groot-Amsterdam für wert,
sich mit diesen Bildern zu beschäftigen, und Expertisen hierfür auszustellen.

Von älteren holländischen Meistern ist besonders David Teniers, dessen „Kegelspieler"
charakteristisch für den Meister und gut sind, hervorzuheben. Würdig reiht sich auch die „Bauernstube“
mit zwei Bauern und einer Frau von Jan Miense Molenaer an, während die „Bauernbelustigung“ des
Hendrik Maeriensz Sorgh mehr als gutes Durchschnittsbild gelten kann. Das große Bild der „Flucht
nach Aegyten“ von Cornelius van Poelemburgh ist in Komposition, Farbe und Durchführung eine
sehr gute Arbeit des Utrechter Meisters. Auch ist des Haarlemer Meisters Jan Wouvermans „Unter-
haltung“ nicht zu vergessen; das Bild mit seinem Reiter und anderen Figuren scheint aus der späteren
Zeit zu stammen, als der Meister die Vorbilder für seine Pferdedarstellungen in der Rheinpfalz fand.
Das „Soldatenlager“ von Benjamin Cuyp, worüber sich Hofstede de Groot geäußert hat, gehört weiter
zu den beachtenswerten Stücken der Versteigerung.

Von italienischen Meistern ist hauptsächlich 'Ciepolo zu nennen, dessen „Martyrium eines
Heiligen“ der Hand des venezianischen Koloristen würdig ist. Die spanische Schule ist gut vertreten
durch den „Heiligen Hieronymus“, der von einem Meister aus dem Kreise des Francesco Zurbaran
gemalt ist und Qualität hat.

Auch interessante deutsche Meister fehlen nicht, so Grützner mit seinem charakteristischen
„Falstaff“, Knaus mit dem „Ruhenden Löwen“, Spitzweg mit einer Zeichnung, der Münchener Havburger
mit zwei Zeichnungen und Menzel mit einer feinen Portraitskizze der Sängerin Mm. Eugenie Ateau. Die Namen
Thaulow und Ürübner sowie Liebermann fehlen ebenfalls nicht. Ist Thaulows „Segelregatta“ ein
gutes großes Stück, so verdient Xiebermanns Pastellbild „Kirchgang zu Laren“ von 1898, das aus dem
Besitze des Grafen Julius Andrassy stammt, wegen der virtuosen Wiedergabe des tlimmernden Lichtspiels,
das die holländischen Mädchen auf einem Waldwege umgibt, eine besondere Note. Es wäre zu wünschen,
daß solche guten Stücke von kunsthistorischem Werte in Deutschland bleiben.

Zu vorliegenden Ausführungen eines bekannten Berliner Kunsthistorikers bemerke ich, daß aus
der an guten Werken diesmal besonders reichen Versteigerung im Vorstehenden nur wenige, ganz aus-
gezeichnete Stücke Erwähnung finden konnten. Daneben befindeir sich viele Stücke, die allein betrachtet
das Entzücken des Sammlers und Kenners hervorrufen würden.

Es hat mich viele Mühe gekostet, die Bilder, die größtenteils der oben benannten ungarischen
Sammlung angehören, für den deutschen Kunstmarkt zu erhalten. Ich hoffe, daß die deutsche Kunstwelt
durch rege Beteiligung bezeugen wird, daß sie auf den Erwerb erstklassiger Stücke Wert legt.

CUGCN R/:IZ

KUNSTBIBLIOTHEK j
Staatliche Museen .
v zu Berlin y
 
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