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Repertorium für Kunstwissenschaft — 1.1875

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Janitschek, Hubert: Zur Charakteristik der palermitanischen Malerei der Renaissance-Zeit, 1, Antonio Crescenzo und seine Schule
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https://doi.org/10.11588/diglit.61801#0369
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der palermitanischen Malerei der Renaissancezeit.

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welche auch neben den zahlreichen grossen künstlerischen Erscheinungen
des italienischen Festlandes Aufmerksamkeit verdienen. Allerdings,
mannigfache Schwierigkeiten stellen sich auch in dieser weit vorgerückten
Periode der Forschung entgegen. Während ein stark ausgeprägtes Per-
sönlichkeitsgefühl und Gefühl für nationalen Ruhm uns auf dem Fest-
lande eine Fülle von zeitgenössischen Nachrichten über Kunst und
Künstler zuströmen lässt, während dort früh regsame Sorge für Erhal-
tung des Vorhandenen eintritt, schliesslich sich dazu in jüngster Zeit
die gewissenhafteste Durchforschung des archivalischen Materials von
Seite tüchtiger Kräfte gesellt: vermisst man hier all’ diese drei Dinge
zugleich. Nachrichten über Künstler fliessen äusserst spärlich und in
den meisten Fällen rühren diese von Späteren her und erscheinen dann
schon durch Localpatriotismus getrübt; die Denkmale selbst bringen
viel häufiger den Namen des Spenders als des Künstlers; die Zeit bour-
bonischer Herrschaft ist dann zwar bedeutsam im Verschleudern, im
Zugrunderichten des Vorhandenen, nicht aber in Erhaltung desselben.
Was die Archive hier zu bieten vermögen, wird man erst sehen, wenn
Ordnung und Durchforschung des Materials hier in einer Weise Platz
gegriffen haben wird, wie es auf der Halbinsel der Fall. Dem ist man
bis jetzt noch sehr ferne.
Aus diesen letzteren Gründen musste auch in diesen beiden Ab-
handlungen, die ich als Studienfrucht längeren Aufenthaltes in Palermo
hier vorlege, manches Gonjunctur bleiben; sie prätendiren auch nicht,
ein völlig Festes, Unanfechtbares zu geben, sondern wollen nur als ein
Versuch betrachtet werden, einiges Licht in die Geschichte der Malerei
in Palermo während des Quattrocento und Cinquecento zu bringen.
Ich sagte schon vorhin, nach Erlöschen der grossen künstlerischen
Thätigkeit im 12. und in der ersten Hälfte des 13. Jahrhunderts tritt
völlige Productionslosigkeit ein und als dann gegen Ende des 14. Jahr-
hunderts wieder Anzeichen künstlerischen Lebens sich zeigen, tragen
diese in den meisten Fällen die Spuren eines vom Festlande gekom-
menen Impulses. Ein ziemlich steifes, in der Farbe trockenes Ma-
donnenbild von einem Magister Bartholomseus von Camulio aus dem
Jahre 1346 (Minoriten-Convent, jetzt Museo) gab Anlass zur Behaup-
tung di Marzo’s, die Malerei Palermo’s habe aus eigener Kraft neuen
Aufschwung genommen und Bartolomeo di Camulio habe für das
palermitanische, ja sicilianische Kunstleben eine ähnliche Bedeutung
wie Giotto für das Festland. Abgesehen von jeder Kritik des Werthes.
des Bildes (des einzigen, das von diesem Meister auf der Insel vor-
findig), ist es nun festgestellt, dass Bartolomeo aus Camulio im Genue-
sischen stammte und dass dort mehrere Werke dieses Malers vorkom-
 
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