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Repertorium für Kunstwissenschaft — 1.1875

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Janitschek, Hubert: Zur Charakteristik der palermitanischen Malerei der Renaissance-Zeit, 1, Antonio Crescenzo und seine Schule
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https://doi.org/10.11588/diglit.61801#0385
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der palermitanischen Malerei der Renaissancezeit.

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Bilde absprechen musste, so auch dem Tommaso de Vigilia, und zwar
auch an jenem Theile, der evident von einem palermitanischen Maler
herrührt. Schon aus chronologischen Gründen; von Tommaso begegnen
uns Werke erst von 1480 an; nach denjenigen nun, die den Trionfo
um 1440 setzen, hätte er um 1480 schon ein Alter von mindestens
60 Jahren haben müssen! — Welche Kritiklosigkeit. — Ich setzte zwar
den Trionfo später, doch jedenfalls bald nach 1450; wo blieben dann
aber al! die Zeugen der Thätigkeit vor 1480; dazu ist seine Formen-
gebung und sein Golorit dem Trionfo nicht minder fremd als das
seines Meisters Antonio Grescenzo.
Von Tommaso wird uns ein nicht unbedeutendes Verzeichniss von
Werken genannt; alle aus der Periode von 1480 bis 1497. Er mag
wohl erst während der späteren Thätigkeit des Antonio Grescenzo
dessen Schüler geworden sein; seinen Tod wird man gegen 1500 setzen
dürfen. Folgendes Verzeichniss seiner Werke lässt sich herstellen32):
1) Monasterio delle Ghiarine in Palermo ein Bild Mariä mit dem
Kinde, zur Rechten Petrus und Franciscus, zur Linken Paul und Clara;
es trägt die Inschrift: MGCGGLXXX, Thomas de Vigilia pinsit33).
2) St. Sebastian, für die Kirche St. Maria di Gesu dei Minori,
gezeichnet: Thomas de Vigilia pinxit MGGGGLXXXIIII.
3) Die kleine Kirche S. Niccolo lo Reale befindet sich noch im
Besitze eines hl. Nicolaus mit Inschrift: Thomaus de Vigilia pinxit 1484.
*4) Im Privatbesitze des Duca della Verdura ein Triptychon von 1486.
5) Die Klosterkirche delle Vergini besass ein Bild aus dem Jahre
1488; es stellte dar Maria mit dem Kinde, assistirt vom hl. Hierony-
mus und der hl. Theodora.
6) Etwas später werden zu setzen sein vier Tafeln — Vertreibung
der Wechsler, Einzug in Jerusalem, Christus auf dem Oelberg und Ur-
theil des Pilatus, die Tommaso de Vigilia für den Dom malte.
7) Von einem Johannes Evangelista befindet sich eine Copie im
Museo (Nr. 554); auch die Inschrift ist copirt: Thomaus de Vigilia
pinsit 1492 34).
32) Das Meiste auch bei Mongitore. In den »Memorie« fol. 248 ff. In der
»Storia Sagra« bei Beschreibung der betreffenden Kirchen. Als frühestes Bild führt
Mongitore die »Darstellung Mariens« an, aus dem Jahre 1466; ich eignete dies Bild,
wie oben erhellte, wenngleich mit Reserve, dem Antonio Grescenzo zu.
33) Aus gleichem Jahre soll, unverbürgter Angabe nach, die Kirche Sta. Chiara
in Salerno ein Bild von Tommaso de Vigilia besessen haben.
34) Johannes, eine jugendlich schöne Gestalt, schreibend; zum Fenster herein
blickt weite Landschaft; zur Seite des Johannes ein Engel mit der Posaune des
Gerichts, vor ihm der Adler, der im Schnabel einen Papierstreifen hält mit der In-
schrift: In Principio erat verbum. St. Johannes wurde für die Kirche S. Giovanni
 
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