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Repertorium für Kunstwissenschaft — 7.1884

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Niedermayer, Friedrich: Mathias Grünewald: (Schluss)
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https://doi.org/10.11588/diglit.62526#0336
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246

Friedrich Niedermayer:

lehnt; dicht daneben steht der hölzerne Sarg. Die noch freien Stellen
füllt eine in Dämmerung gehüllte bergige Landschaft aus 28).
Das Bild hat alle Vorzüge und alle Fehler der Colmarer Grab-
legung. Ueberaus satte glänzende Farbengebung, im Leichnam bis zum
Entsetzen naturwahre Auffassung, aber auch grosse Verstösse gegen
die Zeichnung und Vernachlässigung aller Proportion der Figuren zu
einander. Ferner scheint sich der Meister bei beiden Bildern keine
Rechenschaft gegeben zu haben, wie die Körperstellung der Nebenfiguren
zu denken ist. Entschieden aber verdient das Aschaffenburger Bild in fleis-
siger Durchbildung und Farbenschönheit den Vorzug vor dem in Colmar.
Die beiden Wappen geben uns einige Anhaltspunkte über die Zeit
der Entstehung. Das Brandenburger Wappen beweist, dass das Bild
zur Regierungszeit Albrecht II. (1514—1545) gemalt wurde. Der Car-
dinaishut über dem Wappen gibt die weitere Einschränkung, dass wir
sein Entstehen nach 1518, in welchem Jahre Albrecht Cardinal wurde,
zu setzen haben.
Die Schenk’s von Erbach, denen das zweite Wappen angehört,
bekleideten hohe Stellen im Mainzer Clerus und zeichneten sich durch
mannigfache Stiftungen aus. Einer von ihnen war sogar (1434—1459)
Erzbischof, während andere bis in die kritische Zeit als Stiftskanoniker
in Aschaffenburg genannt werden. Am weitesten herab reicht in dem
bereits mehrfach citirten Anniversarium ein Reinhard Schenk, Cano-
nicus von 1482 —1515, wörtlich: »26. Febr. Reinhard Schenk c. h. e.
1482—1515.« Den Beleg, dass der Eintrag auf einen Schenk von Er-
bach Bezug hat, bringt die im gleichen Archivstücke befindliche Stelle:
»8. Febr. Schenk Hans de Erbach (-^1458) Margaretha uxor ejus, qui
pro se et Margaretha ejus conjuge et Eberhardo ejus filio h. e. c. 30 fl.
(modo Reinhard Schenk).
Die Verbindung der beiden Wappen stellte äusser Zweifel, dass
ihre Inhaber in irgend welcher engerer Beziehung zu einander standen
und liegt es wohl am nächsten, dass der »Dominus de Erbach« ein Glied
des Aschaffenburger Clerus war.
Es bleiben nun zwei Erklärungen; entweder ist der Erbach, von
dem das Bild gestiftet wurde, im Anniversarium gar nicht genannt,
oder es hat der aus irgend welchem Grunde dankschuldige Albrecht II.
das Gemälde dem Untergebenen als Theil eines Epitaphiums gewidmet,
wofür auch der Gegenstand passend ist. Solche Widmungen finden sich
mehrere in der Stiftskirche.

38) Durch eine vorzügliche Restauration des Bildes, welche Herr Hauser in
München vornahm, ist uns jetzt wieder sein ungeschmälerter Anblick gegönnt.
 
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