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Repertorium für Kunstwissenschaft — 9.1886

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Schlie, Friedrich: Der Herzog Christian Ludwid II. von Mecklenburg und der Maler Chr. Wilh. Ernst Dietricy
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https://doi.org/10.11588/diglit.66023#0035
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Der Herzog Christian Ludwig II. von Mecklenburg und
der Maler Ohr. Willi. Ernst Dietricy (Dietrich).
Von Friedrich Schlie.
Die Grossherzogliche Gemäldegalerie in Schwerin bewahrt nicht weniger
als 58 Bilder des Dresdener Meisters Dietricy. Fast zu viel des Guten! Doch
sind allerlei hübsche Sachen darunter, die man sich gefallen lassen kann.
Natürlich ist Dietricy auch hier der Nacheiferer älterer Meister oder, wie
er vergleichsweise genannt worden, der amerikanische Spottvogel, welcher
sein Leben lang fremde Weisen pfeift und darüber die eigene vergisst. Vom
26. April 1742 bis zum 9. März 1756 reicht der im Grossherzoglichen
Archiv erhaltene Briefwechsel zwischen Dietricy und dem Cabinet des kunst-
sinnigen Herzogs Christian Ludwig II., welcher den 30. Mai 1756 aus dem
Leben schied. Also bis zu seinem Tode blieb letzterer der Gönner des Malers.
Eine noch nicht ausgefüllte Lücke in dem Briefwechsel findet sich vom Herbst
des Jahres 1746 bis zum Frühjahr 1753. Doch springen hier nicht weniger
als sieben datirte Bilder aus den Jahren 1746 bis 1752 ergänzend ein. Die-
selben erlauben den Schluss, dass der Briefwechsel auch während dieser Zeit
ununterbrochen fortging. Ueber irgend welche Verbindungen des Malers mit
dem Nachfolger Christian Ludwigs, dem Herzog Friedrich, welcher bis 1785
regierte, fehlt es an Zeugnissen. Es ist wahrscheinlich, dass mit dem Jahre 1756
der briefliche Verkehr des Hofes mit Dietricy ganz aufhörte. Der Herzog
Friedrich war offenbar kein Freund von dessen Bildern, vor Allem nicht von
seinen im Geschmack Poelenburg’s gemalten arkadischen Landschaften, welche
mit Nymphen ausstaffirt waren. Das beweist die mehrfach ausgeführte Ueber-
malung nackter Hirtenmädchen in diesen Landschaften durch den Hofmaler
Findorff, welcher solches nur auf Befehl des Herzogs gethan haben kann.
Es scheint, als ob der in früheren Jahren von dem Herzog häufig mit
Bestellungen von Copien fürstlicher Porträts bedachte Maler Georg Weissmann
in Dresden, welcher durch Patent vom 9. October 1742 zum Hofmaler Ihrer
Polnischen Majestät ernannt wurde, der Anlass zu einem lebhafteren Verkehr
des Herzogs mit Dietricy gab. In einem Briefe Weissmann’s an den herzog-
lichen Cabinetsrath Boland vom 24. Juli 1741, aus welchem hervorgeht, dass
mit dem jungen talentvollen Maler Dietricy, welcher damals 29 Jahre alt war,
 
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